Templer - Blog

Auschwitz und die Päpste

Auschwitz, wo der Glaube an Gott der bisher wohl härtesten Probe unterzogen wurde, war und ist auch für das Oberhaupt der katholischen Kirche eine Herausforderung. Die Päpste von Pius XII. bis Franziskus setzten dabei am Ort der Vernichtung ganz unterschiedliche Akzente.

“Ich glaube nicht, dass wir über Informationen verfügen, die – insbesondere – diese schwerwiegenden Nachrichten bestätigen würden.” Diese Notiz schrieb Luigi Maglione, Kardinalstaatssekretär von Papst Pius XII., an den Rand eines Berichts, den ihm am 26. September 1942 Myron Taylor, ein persönlicher Vertreter von US-Präsident Roosevelt, übergeben hatte.

Es ging um Berichte, dass die Bewohner des Warschauer Ghettos umgebracht und Juden aus Westeuropa “ins Schlachthaus geschickt” würden. Ob der Vatikan Näheres dazu wisse, wollte Taylor wissen. Der Vatikan war damals nicht der einzige, der mit ungesicherten Berichten über Nazi-Gräuel konfrontiert wurde. Auch in Washington tat mancher solche zunächst als Gerüchte ab. Die aber nach und nach Gewissheit wurden.

Ebenfalls Mitte September berichtete Taylor dem Papst über Deportationen von Juden aus dem besetzten Frankreich. Als er danach den für vatikanische Außenbeziehungen zuständigen Mitarbeiter Domenico Tardini traf, erwähnte Taylor unter anderem “die Gelegenheit und Notwendigkeit” eines Papst-Wortes gegen die “vielen Vergehen, die von Deutschen begangen werden”. Auf den Einwand, der Papst habe sich schon mehrfach gegen jegliche Verbrechen geäußert, sagte Taylor: “Er kann das wiederholen”. Tardinis eigene Notiz: “Mir blieb nichts, als zuzustimmen.”

Dies sind nur einige der bisher bekannten Belege, wann und wie man im Vatikan von der Juden-Verfolgung durch die Deutschen erfuhr. Zu finden sind sie in zwölf Bänden mit einer groben Auswahl an Archiv-Material aus dem Pontifikat Pius’ XII. (1939-1958). Paul VI. hatte es ab 1965 zusammentragen lassen.

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