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Gier macht blind

Die Schieflage der Commerzialbank Mattersburg hätte den Prüfern viel früher auffallen müssen. Dieser Vorwurf wurde in den vergangenen Tagen schon oft gemacht. Die Guthabenzinsen seien viel zu hoch und die Einnahmen aus Krediten zu niedrig gewesen. Jetzt gibt es auch ein Gutachten, das diese Vorwürfe konkretisiert und versucht, sie zu belegen.

Eine Anwaltskanzlei hatte den Gerichtssachverständigen Oliver Lintner beauftragt. Er verglich die Bankbilanzen mit Bilanzen anderer österreichischer Banken und fand neun Auffälligkeiten. „Die Commerzialbank hat in jedem Jahr seit 2008 bis 2018 Gewinne erzielt, während der österreichische Bankensektor in acht der letzten elf Jahre geschrumpft, ist die Bilanz der Commerzialbank gewachsen“, zählt Lintner eine der Ungereimtheiten im Ö1-Gespräch auf. Noch auffälliger: Banken bekommen Einnahmen aus Zinsen, die die Kreditnehmer zahlen und aus Guthabenzinsen, die die Bank von anderen Banken bekommt. Die durchschnittliche österreichische Bank habe so über zehn Jahre gerechnet 2,9 Prozent an Zinsen verdient – die Commerzialbank 4,6 Prozent, erklärt Lintner.

Die Verantwortlichen:
Vorstand
Martin Pucher (Vors.)
Franziska Klikovits
Walter Hack
Aufsichtsrat
Josef Giefing (Vors.)

Der Skandal weckte Erinnerungen an die 20 Jahre zuvor publik gewordenen Bilanzmanipulationen bei der Bank Burgenland. Damals hatte das wirtschaftlich schwache Land als Eigentümer der durch geplatzte Kredite vor der Insolvenz stehenden Bank große Summen zu deren Rettung zuschießen müssen. Dies resultierte im Rücktritt von Landeshauptmann Karl Stix und folgenden Neuwahlen.

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