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Warum der Vatikan einen Kardinal anklagt

„Räuberisches System“ im Vatikan
Zusammen mit Becciu sind neun weitere Personen angeklagt. Unter ihnen sind frühere enge Mitarbeiter Beccius aus dem Staatssekretariat, etwa sein Privatsekretär, italienische Finanzmanager, aber auch zwei frühere hohe Vatikanbürokraten. Verantworten müssen sich auch der Schweizer René Brülhart, früherer Chef der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF sowie sein Nachfolger Tommaso Di Ruzza. Die Ermittler schreiben von einem „faulen, räuberischen und lukrativen System“ im Vatikan, wie die italienische Presse aus der Anklageschrift zitiert. Vorsitzender Richter in dem Laien-Tribunal ist Giuseppe Pignatone, ein bekannter ehemaliger Antimafia-Staatsanwalt. Das vatikanische Staatssekretariat, die Regierungszentrale des Vatikans, sieht sich als Geschädigter und tritt als Nebenkläger auf.

Verschwenderischer Umgang mit Spenden
Im Fokus steht Kardinal Becciu, der vom Papst im September zum Rücktritt gezwungen wurde und seine Rechte als Kardinal einbüßte, etwa die Teilnahme am Konklave. Den Titel trägt er weiter. Als Substitut im Staatssekretariat, bei dem intern alle Fäden zusammenlaufen, wachte Becciu zwischen 2011 und 2018 über die Fonds der Behörde und den Peterspfennig genannten Wohltätigkeitsfonds, der aus Spenden der Gläubigen besteht und für karitative Zwecke gedacht ist.

Der Anklage zufolge disponierten der Kardinal und seine Gehilfen willkürlich mit diesem Geld und verschwendeten es. Die Finanzaufsicht soll dubiose Deals möglich gemacht haben, statt die Ausschüttung der Mittel zu verhindern. Becciu hatte sich von mitangeklagten italienischen Geschäftemachern Millionen-Investitionen aufschwatzen lassen. So beteiligte sich der Vatikan am Kauf einer Luxus-Immobilie in London. Was als Geldanlage gedacht war, entpuppte sich als Desaster mit Millionen-Verlusten.

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