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Das solltest du über Recycling wissen

Papier und Glas recyceln wir in Deutschland schon “fast” wie die Weltmeister, nicht so beim Plastikmüll. Überraschend: Auch im Biomüll steckt noch viel ungenutztes Potential.

Jede Art von Müll wird auf irgendeine Weise entsorgt – und bestenfalls recycelt. Sprechen wir über Müll in Deutschland, so gehört dazu auch der jährlich tonnenweise anfallende Abrissschutt von Bauarbeiten. Abfälle aus dem Bergbau und aus Abfallbehandlungsanlagen sind ebenso fester Bestandteil der Abfallstatistiken. Dabei ist jede „Müllart“ ein Kapitel für sich. In diesem Text konzentrieren wir uns auf jene Abfälle, mit denen wir täglich zu tun haben: allen voran Verpackungsabfälle, die in unseren Haushalten, aber auch in Industrie und Gewerbe anfallen.
Artikel Abschnitt: Wie viel Müll erzeugen wir in Deutschland?
Wie viel Müll erzeugen wir in Deutschland?
Die kurze Antwort lautet: Es ist viel – und es wird immer mehr. Die ausführliche Antwort lautet: In Deutschland sind im Jahr 2019 insgesamt 417 Millionen Tonnen Müll angefallen.
Der größte Batzen davon sind Bauabfälle: Mit 231 Millionen Tonnen machen Bauschutt, Boden und Steine somit über die Hälfte des gesamten Müllaufkommens in Deutschland aus.
Auf Bergbau und Restabfälle von Abfallbehandlungsanlagen entfallen 84 Millionen Tonnen.
101 Millionen Tonnen und damit knapp ein Viertel des gesamten Müllaufkommens setzen sich aus unserem Haushaltsmüll sowie Industrie bzw. Gewerbeabfällen zusammen.
Einer Erhebung zufolge fielen davon etwa 38 Millionen Tonnen in deutschen Haushalten an. Pro Kopf sind das 457 Kilogramm pro Jahr und damit über ein Kilogramm Müll, den jeder Einwohner im Schnitt am Tag erzeugt.
Wie viel Müll durch private Haushalte tatsächlich entsteht, ist allerdings schwer zu sagen. Es gibt keine Abfallstatistik, die das im Detail aufschlüsselt, wie uns das Statistische Bundesamt mitteilte. Denn: Abfälle wie Verpackungen oder Restmüll aus Haushalten und Gewerbe landen oft in derselben Tonne und sind in der Erfassung nur schwer zu trennen. In den 38 Millionen Tonnen sind also auch hausmüllähnliche Gewerbeabfälle eingerechnet, etwa von anliegenden Geschäften, Büros oder Restaurants, die sich mit dem Hausmüll vermischen.

Immer mehr Verpackungen für die Tonne
Neben Bioabfällen, Sperrmüll und sonstigem Restmüll, besteht ein großer Teil des Mülls, den wir generieren, aus Verpackungen. Laut einer Studie des Umweltbundesamts gab es im Jahr 2019 in Deutschland:

insgesamt 19 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle. Das umfasst Verpackungen aus Glas, Kunststoff, Papier, Aluminium, Weißblech, Verbunde, Stahl, aber auch Holz und andere Packstoffe.
Etwas über die Hälfte der Verpackungsabfälle geht auf das Konto von Industrie- und Gewerbe. Dazu zählen beispielsweise Kartonagen und Folien, die zum Transport von Gütern verwendet werden.
Der Rest und damit knapp neun Millionen Tonnen Verpackungsmüll entstehen beim privaten Endverbraucher. Jeder Einwohner erzeugte im Jahr 2019 im Durchschnitt also 103 Kilogramm Verpackungsmüll, oder umgerechnet rund 300 Gramm am Tag.
Dabei produzieren wir Jahr für Jahr mehr Verpackungsmüll. Industrie-und Gewerbe verzeichnen seit dem Jahr 2010 einen Anstieg von rund 18 Prozent. Private Haushalte verbrauchen sogar 20 Prozent mehr Verpackungen. Neben Aluminiumverpackungen wie Getränkedosen landen vor allem mehr Kunststoffverpackungen in der Mülltonne.

Mit der Wirtschaft „floriert“ der Verpackungsmüll
„Ein wesentlicher Treiber dieses Anstiegs ist das Wirtschaftswachstum“, sagt Gerhard Kotschik, Experte für Verpackungsabfälle am Umweltbundesamt. Denn wo viel produziert und konsumiert wird, entsteht auch viel Müll. Aber auch aufwendigere Verpackungen, etwa Sprühaufsätze bei Reinigungsmitteln oder bei Sonnencremes, trügen zum Anstieg bei. Laut Gerhard Koschik gibt es noch weitere Faktoren:

Lebensmittel wie Wurst und Käse werden in immer kleineren Mengen verpackt – auf das Kilogramm Lebensmittel gerechnet entsteht so mehr Verpackungsmüll.
Menschen verbrauchen für Essen und Trinken unterwegs immer mehr Einwegverpackungen.
Durch den boomenden Online-Handel werden mehr Pakete transportiert, was vor allem den Anstieg der Müllmengen bei Gewerbe und Industrie erkläre.

Was versteht man unter Recycling?
Durch Recycling wird eigentlich unbrauchbarer Müll wieder nutzbar gemacht und dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt – im besten Fall nicht nur einmal. Das kann durch drei verschiedene Arten passieren:
Wiederverwendung: Verbrauchte Produkte werden in ihrer ursprünglich genutzten Form wiederverwendet, z.B. Mehrwegflaschen, die sich bis zu 50-mal wiederbefüllen lassen, wodurch die Neuproduktion von vielen Flaschen vermieden werden kann.
Stoffliche Wiederverwertung: Der Stoff, aus dem das Abfallprodukt besteht, wird neu verwertet. PET-Plastikflaschen werden z.B. zerkleinert und eingeschmolzen, um daraus wieder neue PET-Flaschen, aber auch Folien oder Textilfasern herzustellen.
Wie Plastikflaschen wiederverwertet werden, erklären wir hier

Neben dieser in Recyclinganlagen üblichen „werkstofflichen“ Verwertung gibt es noch das chemische Recycling. Hier wird das Abfallmaterial bis in seine Grundstoffe zerlegt. Auf diese Weise können zum Beispiel die Polymerketten in Kunststoffen gespalten werden, sodass man am Ende wieder Öl erhält. Das chemische Recycling ist vor allem für stark verschmutze Plastikabfälle aus verschiedenen Kunststoffarten geeignet. Es führt jedoch ein Nischen-Dasein, da sich bisher kein Verfahren auf dem europäischen Markt großtechnisch durchgesetzt hat.

Energierückgewinnung: Im weitesten Sinne zählt auch das Verbrennen von Müll zum Recycling. Dabei wird die Energie, die einst in das Produkt gesteckt wurde, als Wärmeenergie wieder frei – und kann etwa zur Erzeugung von Strom genutzt werden. Allerdings zählt die Müllverbrennung im Sinne des deutschen Verpackungsgesetzes sowie der EU-Verpackungsrichtlinie nicht als Recycling – und trägt damit auch nicht zur gesetzlich vorgeschriebenen Recyclingquote bei. Aber Achtung: Wenn von der Verwertungsquote von Abfall die Rede ist, wird oft auch die verbrannte Müllmenge eingerechnet. Das lässt die Recyclingquote besser aussehen, als sie tatsächlich ist, aber dazu gleich mehr.
Bei der stofflichen Verwertung gibt es enorme Qualitätsunterschiede
Deutlich wir das am Beispiel der PET-Flaschen: Entstehen nach dem Zerkleinern und Einschmelzen daraus wieder PET-Flaschen, spricht man von einem hochwertigen Recyclingprozess. Dann wird das Rezyklat wieder für den gleichen Zweck wiederverwendet. Doch oft ist Kunststoffmüll verunreinigt, verschiedene Plastiksorten sind durchmischt. Ist das der Fall kommt es zum Downcycling: Aus hochwertigem reinen PET werden niederwertige Polyester, die bruchanfälliger sind. Sie können zwar noch für Folien oder Textilien (z.B. Fleece) verwendet werden, sind aber meist kein weiteres Mal recyclebar.

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: das Upcycling – wenn also aus niederwertigen hochwertige Materialien entstehen. Pionierarbeit wird hier unter anderem im Bereich von Lebensmittelabfällen betrieben. So entwickelte die Mikrobiologin Anke Domaske gemeinsam mit dem Bremer Faserinstitut einen chemischen Prozess, um aus verdorbener Milch Bioplastik zu erzeugen. Diese Biopolymere nutzen sie, um Textilfasern oder auch Kosmetikprodukte herzustellen.

Hier erklären wir, warum Kreislaufwirtschaft so wichtig ist.

Artikel Abschnitt: Warum ist Recycling wichtig?
Warum ist Recycling wichtig?
„Erdöl, Sand, Erze – all diese Rohstoffe kommen auf unserem Planeten nur in begrenztem Umfang vor. Und doch leben wir in Deutschland so, als gäbe es mehrere Planeten, deren Rohstoffe wir bis ins Unendliche ausschöpfen können.“ Das schreibt die ehemalige Präsidentin des Umweltbundesamts, Maria Krautzberger. Nur ein sorgsamer und gerechterer Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde helfe uns also dabei, unsere Umwelt nachhaltig zu schützen.
In Deutschland produzieren wir seit Jahren aber eher mehr statt weniger Konsum- und Verpackungsgüter sowie Baustoffe. Deshalb gilt es den Abfall, den wir auf diese Weise produzieren, immerhin so gut wie möglich wiederverwerten. Aber fangen wir von vorne an.

Grund 1: Deponierter Müll sondert Schadstoffe ab
Je mehr Müll recycelt wird, desto weniger landet am Ende in Müllverbrennungsanlagen oder auf Mülldeponien. Das ist gut, denn gerade die Anhäufung von Müll auf Deponien ist weltweit ein Umweltproblem. Von Deponien können nicht nur Schadstoffe in den Boden gelangen, dort entstehen auch klimaschädliche Gase: Mikroorganismen zersetzen biologisch abbaubare Abfälle wie Lebensmittel, Papier oder Gartenabfälle. Dabei bilden sie Gase, die etwa zur Hälfte aus dem klimaschädlichen Methan bestehen.

In Deutschland erfolgt die Beseitigung von Abfällen auf Deponien deshalb als letzte abfallwirtschaftliche Option nur dann, wenn die Abfälle nicht verwertet werden können. Im europaweiten Vergleich steht Deutschland hier gut da:

nur 1 % der gesamten Siedlungsabfälle kommen hierzulande auf Mülldeponien
in Frankreich sind es 18 %
in Spanien 52 %
in Rumänien, Griechenland und Malta sogar über 70 %
Zudem müssen in Deutschland seit dem Jahr 2005 organische Abfälle vorbehandelt werden, um Deponiegase zu vermeiden. Unter anderem werden sie vor der Deponierung verbrannt.

Grund 2: Recycling ist klimafreundlich
Abfall trennen und Materialien wieder aufbereiten passiert nicht von Geisterhand, dafür benötigt es Maschinen und die wiederum benötigen Energie. Beim Recycling wird im Schnitt aber weniger Energie verbraucht, als wenn ein Produkt oder Material von Grund auf neu entsteht. Und das spart am Ende Treibhausgase. Im Rahmen der Neuproduktion entstehen außerdem Treibhausgase, wenn die dafür nötigen Rohstoffe abgebaut, gereinigt und veredelt werden. Diese Treibhausgase fallen beim Recycling gar nicht erst an.

Unter den Verpackungsmaterialien hat Aluminium das höchste Potential, durch Recycling CO2-Emissionen einzusparen, zeigen der schwedische Umweltwissenschaftler Karl Hillman und seine Kollegen in einer Studie. Während bei der Neuproduktion pro Kilogramm Aluminium 11 Kilogramm CO2-Äquivalente entstehen, werden beim Recycling nur 0,4 Kilogramm CO2-Äquivalente frei. Das sind 96 Prozent weniger Treibhausgase. Auch bei der Herstellung von Plastikverpackungen oder Glas lassen sich durch Recycling rund ein Drittel der CO2-Emissionen einsparen.

Die Gründe für die bessere Klimabilanz durch Recycling sind vielfältig: Aluminium etwa wird aus Aluminiumoxid (umgangssprachlich auch als Tonerde bezeichnet) gewonnen. Bei diesem Prozess werden die Treibhausgase Perfluorkohlenwasserstoffe und CO2 frei. Hinzu kommen die Emissionen durch die elektrische Energie für das Verfahren. Um ihren hohen Energieverbrauch zu decken, befinden sich Aluminiumhütten grundsätzlich in der Nähe von Kraftwerken. In vielen Fällen handelt es sich um Kohlekraftwerke.

Altglas wiederum schmilzt bei niedrigeren Temperaturen als die Rohstoffe für Neuglas wie Quarzsand es tun. So wird beim Glasrecycling deutlich weniger Energie zur Beheizung der Schmelzöfen benötigt.

Bei der Primärproduktion von Kunststoffen schlägt vor allem der dazu notwendige Rohstoff Erdöl auf die Treibhausgasbilanz. Alleine die Förderung, der Transport und die Raffinerien zur Reinigung des Öls verbrauchen hohe Mengen an Energie, die beim Recycling eingespart werden können. Hinzu kommt: Bei den Ölbohrungen tritt klimaschädliches Methan aus, und das Abfackeln von Gasen der Förderanlagen belasten die Treibhausgasbilanz noch zusätzlich.

Grund 3: Natürliche Ressourcen sind endlich
Ob Bauxit zur Aluminiumgewinnung, Quarzsand fürs Glas, oder Erdöl als Basis für Kunststoffe – Recycling verhindert, dass für neue Produkte immer auch neue Rohstoffe abgebaut werden müssen. Wiederverwertung beugt somit der Ausbeutung von natürlichen Ressourcen vor – was sich auf vielen Ebenen positiv auswirkt.

Der Abbau von Rohstoffen zerstört oft viel Natur und setzt nicht selten Schadstoffe frei, die bis ins Grundwasser gelangen und sich dort anreichern. Die Folge: Der Rohstoffabbau konkurriert in vielen Regionen mit den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung um immer knapper werdende natürliche Ressourcen wie sauberes Wasser und saubere Flächen oder Böden. Vor allem in wirtschaftlich schwach entwickelten Staaten führt das mitunter zu sozialen Konflikten.

Warum wir unsere Ressourcen auf der Erde besser verteilen müssen, erklären wir hier

Je mehr ein Land recycelt, desto besser kann es sich außerdem selbst versorgen und ist somit weniger von anderen Staaten und ihren Ressourcen abhängig.

Bislang muss Deutschland Rohstoffe wie Erdöl allerdings aus anderen Ländern importieren, um den eigenen Bedarf zu decken. Für die Länder der europäischen Union ist China zudem der Hauptlieferant von 17 kritischen Rohstoffen – das umfasst Stoffe, die einerseits eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für die EU-Staaten haben, gleichzeitig aber nur in sehr begrenzten Mengen verfügbar sind. Dazu zählen Metalle wie Antimon oder Gallium, die für die Herstellung von High-Tech Produkten erforderlich sind.

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