An diesen Baustellen muss der nächste Papst arbeiten

Der katholische Autor George Weigel benannte bei der Präsentation seines neuen Buches die wichtigsten Aufgaben des nächsten Papstes.
Bei der Vorstellung seines neuen Buches „The Next Pope – The Office of Peter and a Church in Mission“, das im Juli auch in deutscher Sprache unter dem Titel „Der nächste Papst: Das Amt des Petrus und eine missionarische Kirche“ erscheinen wird, sagte George Weigel vor Vertretern der katholischen Presse, dem Catholic Herald zufolge, dass die Evangelisierung von Ländern, in denen der Glaube verwässert wurde, sowie die Lösung der anhaltenden Finanzkrise im Vatikan nach der Amtszeit von Papst Franziskus große Herausforderungen sein würden. Die Kirche sei in Gesellschaften, in denen die Katholiken den katholischen Glauben bereitwillig angenommen haben, „lebendig, dynamisch und erfolgreich“, sagte Weigel bei der Buchpräsentation. Im Gegensatz dazu schwinde der Einfluss des Glaubens auf die Kultur dort, wo eine Version des Katholizismus verbreitet sei, die von bestimmten Aspekten der kirchlichen Morallehre abweiche, was er als „katholisch light“ bezeichnete.

Umfassende Zugeständnisse an die säkulare Kultur
Dabei bezog sich Weigel auf mehrere europäische Länder, in denen führende Verantwortliche in der Kirche „umfassende Zugeständnisse an die säkulare Kultur“ vorschlügen, wie das katholische Magazin schreibt. So hätten die Bischöfe in Deutschland einen „verbindlichen Synodalen Prozess“ eröffnet, um verschiedene Aspekte der kirchlichen Lehre und Disziplin zu untersuchen, darunter auch die Möglichkeit der Segnung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften, der Priesterweihe von Frauen sowie der Aufhebung des priesterlichen Zölibats. In Belgien, wo Euthanasie weitreichend zugelassen ist, versuchten einige katholische Gremien der derzeitigen Praxis entgegenzukommen, während andere an der Lehre der Kirche über die Heiligkeit des Lebens festhielten.

Die Mentalität des „katholisch light funktioniert nicht“, sagte Weigel. Sie funktioniere „nicht in Deutschland, sie funktioniert nicht in der Schweiz, sie funktioniert nicht in Belgien, sie funktioniert nicht in den Niederlanden, sie funktioniert nirgendwo“. Und so müsse der nächste Papst, Weigel zufolge, sich sowohl damit beschäftigen, diese Menschen zurück zur Herde zu bringen, als auch „diejenigen zu stärken, die ein uneingeschränktes Vertrauen in das Evangelium haben“. Weigel sagte zudem, dass der nächste Papst gezwungen sein werde, sich dem Dauerthema einer Finanzreform im Vatikan zu stellen. Denn wie der Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats Juan Antonio Guerrero Alves im Mai äußerte, erwarte der Heilige Stuhl im kommenden Jahr eine Verringerung der Einnahmen um 30 bis 80 Prozent.

Der nächste Papst müsse, wie Weigel betonte, „kompetente Leute“ – einschließlich Laien und Frauen – miteinbeziehen, um die finanziellen Probleme der Kirche anzugehen, wobei mit einer etablierten Einstellungspolitik innerhalb der Kurie gebrochen werden müsse. Dies bedeute, „dieses äußerst seltsame Konzept aufzugeben, nach dem jemand etwas von Geld und dessen Investition und Verwaltung verstünde, nur weil er irgendwo ein guter Nuntius gewesen war“, sagte Weigel.