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⚔️ Gedanken am 11. Dezember

Gedanken am 11. Dezember: Die Gnostische Sicht auf Einheit und Ganzheit im Evangelium nach Philippos

Das Evangelium nach Philippos und andere gnostische Texte bieten eine tiefere, oft psychologische Interpretation vieler Geschichten und Lehren, die wir aus dem Alten und Neuen Testament kennen. Diese Schriften beleuchten spirituelle und psychologische Prozesse, die in uns selbst stattfinden, und laden uns dazu ein, über das Verhältnis unserer inneren Anteile nachzudenken – insbesondere über das Zusammenspiel der weiblichen und männlichen Prinzipien in unserer Seele. C. G. Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, war tief von der Gnostik inspiriert und sah in diesen Lehren wertvolle Hinweise auf das Wachstum der Seele und den Weg zur Ganzheit.

Jung postulierte, dass in jedem Mann ein weibliches Prinzip, die „Anima“, und in jeder Frau ein männliches Prinzip, der „Animus“, existiert. Diese inneren Gegensätze bilden gemeinsam das Bild der „Seele“ und stehen für die Aspekte unseres Selbst, die darauf warten, integriert und in die eigene Persönlichkeit aufgenommen zu werden. In der gnostischen Sprache wird dieser Prozess der Integration oft als eine „heilige Hochzeit“ im „Brautgemach des Herzens“ beschrieben – ein Moment der inneren Vereinigung, der uns zur Ganzheit und letztlich zur Rückkehr zu Gott führen kann.

Die psychologische Symbolik des Evangeliums nach Philippos

Die Texte des Evangeliums nach Philippos laden uns dazu ein, die biblischen Geschichten nicht nur als historische Berichte, sondern als innere Symbole für spirituelle Prozesse zu betrachten. In den gnostischen Schriften geht es oft darum, wie wir uns selbst heilen und zur Ganzheit gelangen können. Die darin beschriebenen Prozesse haben eine entschieden psychologische Dimension und zeigen, wie das Wachstum der Seele im Einklang mit dem göttlichen Prinzip steht.

Eine zentrale Lehre aus dem Evangelium nach Philippos besagt, dass die ursprüngliche Trennung von Mann und Frau – symbolisch dargestellt durch die Trennung von Adam und Eva – der Beginn des Todes war. Diese Trennung steht symbolisch für das Herausfallen aus der Einheit und die Entfremdung des Menschen von seiner göttlichen Quelle. Der Tod, so die gnostische Sichtweise, ist das Resultat dieser inneren Teilung. Die Erlösung, die in diesen Schriften beschrieben wird, besteht darin, dass die getrennten Teile – das männliche und das weibliche Prinzip in uns – wieder vereint werden und die Ganzheit der Seele wiederhergestellt wird.

Die heilige Hochzeit: Einheit und Transzendenz im Brautgemach des Herzens

Jung interpretierte diese Vereinigung der männlichen und weiblichen Prinzipien als eine „heilige Hochzeit“ im Inneren eines jeden Menschen. Er sah darin ein Bild für den Prozess der Individuation, bei dem wir die verborgenen Aspekte unseres Selbst erkennen, annehmen und integrieren. Die Gnostiker beschrieben dies als die Vereinigung der beiden Prinzipien im „Brautgemach des Herzens“. Wenn diese beiden Anteile zu einem Ganzen verschmelzen, entsteht ein Zustand der Transzendenz und der Rückkehr zur Einheit mit dem Göttlichen.

Diese Vorstellung ist ein zentraler Gedanke der Gnostik: Der Mensch wird erst dann ganz, wenn er die inneren Gegensätze in sich vereint und in Harmonie bringt. Der Weg zur Ganzheit ist ein Weg der Integration, der durch die Akzeptanz und Verschmelzung der gegensätzlichen Anteile erreicht wird. Indem wir unser inneres männliches und weibliches Prinzip annehmen und vereinen, werden wir zu einem vollkommeneren Ausdruck des Göttlichen und gelangen zu einem tiefen inneren Frieden.

Gnostische Zitate im Lichte dieser Lehre verstehen

Die Templerarbeit für den 11. Dezember lädt uns ein, einige Verse aus dem Evangelium nach Philippos zu betrachten und dabei die Lehre der Vereinigung von Mann und Frau als Symbol für die Wiederherstellung der Einheit in uns selbst zu reflektieren:

„Als Eva noch in Adam war, da gab es keinen Tod. Da sie sich von ihm trennte, kam der Tod. Wenn er sich mit ihr wieder vereinigt und ihn (den Tod) zu sich nimmt, wird kein Tod mehr sein…“

„Wenn sich die Frau nicht vom Manne getrennt hätte, so würde sie nicht wie der Mann sterben. Die Trennung wurde der Anfang des Todes. Deshalb kam Christus, um die Trennung von Anfang an wieder zu nehmen und sie beide zu vereinigen…“
Philippos 71, 78

Diese Verse deuten darauf hin, dass das göttliche Leben in Einheit existiert und dass die Trennung der Ursprung aller Entfremdung und letztlich des Todes ist. Der Tod ist hier nicht nur physisch gemeint, sondern symbolisiert den Verlust der Verbindung zum Göttlichen, der durch die innere Spaltung entsteht. In dieser gnostischen Sichtweise ist die Erlösung daher kein äußeres Ereignis, sondern ein innerer Prozess der Vereinigung, der zur Überwindung des Todes und zur Rückkehr in den göttlichen Ursprung führt.

Die tägliche Templerarbeit: Meditation über die innere Vereinigung

Die Templerarbeit für diesen Tag fordert uns auf, in die Stille zu gehen und in einem Zustand der Sammlung über die inneren Gegensätze in uns selbst zu meditieren. Dies kann durch das Gebet der Sammlung, die Shamatha-Vipassana-Meditation oder das „Ei aus Licht“ geschehen – Techniken, die uns in die Tiefe unserer Seele führen und uns dabei helfen, unsere inneren Konflikte zu erkennen und zu lösen.

Durch die Meditation über die gnostische Lehre und die Betrachtung der Verse aus dem Evangelium nach Philippos können wir uns auf die inneren Prinzipien konzentrieren, die in uns wirken. Diese Meditation lädt uns ein, die Symbolik der Texte nicht nur intellektuell zu verstehen, sondern auf einer tiefen, seelischen Ebene zu erfahren. Wir können uns fragen, welche Anteile in uns getrennt oder im Konflikt sind und wie wir diese Gegensätze in Einklang bringen können.

Die innere Reise zur Ganzheit und zum Göttlichen

Die gnostische Lehre und Jungs Theorie der Anima und des Animus führen uns zu der Erkenntnis, dass die Ganzheit der Seele in der Vereinigung der Gegensätze liegt. Die „heilige Hochzeit“ der männlichen und weiblichen Prinzipien ist ein Bild für die Integration und Akzeptanz unserer eigenen Schattenseiten und verborgenen Potenziale. Dieser Prozess ist nicht immer leicht, doch er führt uns zu einem tieferen Verständnis unserer selbst und zu einem Zustand der inneren Freiheit und Harmonie.

Die Vorstellung, dass Christus kam, um die ursprüngliche Trennung zu überwinden und die Menschheit wieder in die Einheit zu führen, ist ein Bild für das Ziel der spirituellen Reise: die Rückkehr zur Ganzheit und die Wiederherstellung der göttlichen Einheit in uns selbst. Wenn wir die inneren Gegensätze in uns vereinen, können wir die Trennung überwinden und eine tiefere Verbundenheit mit dem Göttlichen erfahren.

Abschlussgedanke: Die Einheit des Herzens als Tor zur Ganzheit

Am 11. Dezember erinnern wir uns daran, dass die innere Vereinigung der Weg zur spirituellen Ganzheit ist. Die Gnostik und die Psychologie von C. G. Jung bieten uns wertvolle Einblicke in den Prozess der Selbsterkenntnis und der Integration, der uns zur wahren Erfüllung führen kann. Die Einheit der Gegensätze, die „heilige Hochzeit“ im Brautgemach des Herzens, ist ein Sinnbild für den Weg zur Transzendenz und zur Rückkehr zu unserem göttlichen Ursprung.

Möge dieser Tag uns inspirieren, die Dualität in uns zu erforschen und die inneren Anteile anzunehmen, die auf Vereinigung und Ganzheit warten. Mögen wir die Trennung überwinden und das göttliche Licht in uns selbst erwecken, das uns zur Einheit und zur ewigen Verbundenheit mit dem Göttlichen führt.

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