⚔️ Gedanken am 21. April
Freiheit ist eher eine innere Einstellung als ein äußerer Zustand
– Eine Betrachtung inspiriert durch das Leben von Etty Hillesum und die Praxis der Templerarbeit –
Die Freiheit des Herzens
Wenn wir das Wort Freiheit hören, denken viele zuerst an politische Unabhängigkeit, Bewegungsfreiheit oder das Fehlen äußerer Zwänge. Doch wahre Freiheit ist etwas Tieferes – sie ist eine innere Haltung, ein Bewusstseinszustand, der nicht von äußeren Umständen abhängig ist. Inmitten von Leid, Gefangenschaft oder sogar unter der Bedrohung des Todes kann ein Mensch innerlich frei sein – wenn er sich nicht mit Hass, Angst oder Verbitterung identifiziert, sondern das Licht der Liebe und des Mitgefühls in sich trägt.
Ein eindrucksvolles Zeugnis dafür ist das kurze Leben der niederländischen Jüdin Etty Hillesum. Ihre Tagebücher, die unter dem Titel „Das denkende Herz der Baracke“ veröffentlicht wurden, zeigen eine bemerkenswerte Entwicklung hin zu einem tiefen inneren Frieden – trotz der Hölle des Holocausts, in der sie sich befand.
Wertfreies Gewahren
Etty Hillesums innere Wandlung begann mit der radikalen Entscheidung, das Leben in all seiner Härte anzunehmen – nicht als Opfer, sondern als bewusste Zeugin. Ihr achtsames Gewahrsein, ihre Bereitschaft, selbst den grausamsten Momenten mit einem offenen Herzen zu begegnen, führte sie zu einer inneren Freiheit, die jenseits des Körpers lag.
Was sie erlebte, war nicht Resignation, sondern eine Form der Transzendenz: ein Mitgefühl, das sich nicht nur auf ihre leidenden Mitmenschen beschränkte, sondern auch die Täter – die SS-Schergen – mit einbezog. Aus dem Innersten ihres Wesens heraus leuchtete die Sonne ihres Höheren Selbst. Sie schrieb:
„Ich möchte das Leben lieben – trotz allem.“
Diese Liebe, dieses bewusste „Trotzdem-Ja“, ist das Wesen innerer Freiheit.
Templerarbeit als Weg zur inneren Befreiung
In der Templertradition ist diese Form der inneren Freiheit ein zentrales Ziel spiritueller Arbeit. Tägliche Übungen wie die Metta-Meditation – eine Praxis der wohlwollenden Güte – helfen dabei, das Herz zu öffnen und das eigene Bewusstsein von Urteilen, Ängsten und Anhaftungen zu reinigen.
Ein Gebet aus der Templerarbeit spricht:
„Gedankt sei Dir, Großer Geist, für das Geschenk, heute morgen als freier Mensch aufzuwachen.“
Doch diese Freiheit ist nicht bedingt durch äußere Umstände. Sie erwächst aus dem inneren Entschluss, in jeder Situation achtsam, mitfühlend und bewusst zu sein – selbst gegenüber jenen, die im Dunkel ihrer eigenen Verirrungen gefangen sind.
Metta – das Herz für alle öffnen
Die Metta-Meditation lädt dazu ein, alle Wesen mit Wohlwollen zu segnen – besonders jene, die unter Gefangenschaft leiden:
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Die körperlich Inhaftierten hinter Gittern.
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Die seelisch Gefesselten in repressiven politischen Systemen.
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Und jene, die in den subtileren Ketten von Groll, Angst oder dem Stolz des Ichs leben.
Innere Freiheit bedeutet, nicht länger durch Reaktionen bestimmt zu werden, sondern selbst der Raum zu sein, in dem Frieden möglich ist.
Abschließender Gedanke
Wahre Freiheit ist nicht das, was man uns geben oder nehmen kann. Sie ist eine Entscheidung, ein Zustand des Herzens, der selbst im äußersten Leid Bestand haben kann.
Etty Hillesum hat uns gezeigt, dass selbst im Schatten von Auschwitz ein inneres Licht leuchten kann – ein Licht, das nichts und niemand auslöschen kann.
Möge dieses Licht auch in uns erwachen.
Möge unsere Freiheit eine innere sein – getragen von Achtsamkeit, Mitgefühl und Liebe.