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⚔️ Komturei San Bevignate (Italien)

Bereits seit den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts waren die Templer in der Diözese von Perugia vertreten. In der Nähe von Perugia besaß der Orden eine Niederlassung in San Giustino d’Arna (ein ihnen von Papst Gregor IX. übertragenes ehemaliges Benediktinerkloster) und in San Girolamo, letztere seit spätestens 1243. Beide Häuser bildeten die Komturei von Perugia, die sich in eine ganze Fülle religiöser Gemeinschaften in und um Perugia einreihte. Die Beziehungen der Komturei zur Stadt waren im großen und ganzen gut. Die Stadtregierung wandte sich auch bezüglich der Kanonisation des verehrten aber recht obskuren Lokalheiligen Bevignatus (ein Eremit aus dem 5. Jahrhundert) an die Templer – Komtur Bonvicino wurde 1260 mit der Angelegenheit betraut (Erfolg war ihnen jedochn icht beschieden; erst 1605 wurde Bevignatus kanonisiert). Weniger freundlich waren die Beziehungen der Templer zu den Benediktinern, die sich um Wiedererlangung von San Giustino bemühten. Die Verbindung der Templer zum heiligen (nach heutigem kanonischen Sprachgebrauch seligen) Bevignatus ist in der Forschung bisher nicht geklärt. Reliquien von Bevignatus befanden sich auch noch in zwei weiteren Templerniederlassungen: Reggio-Emilia und Peniscola.

Die Kirche von San Bevignate wurde um 1256 auf oder in der Nähe (archäologisch nicht geklärt) der San Girolamo-Kirche errichtet, wie die Akten einer Stadtratsitzung vom 18. Mai dieses Jahres erkennen lassen. Zwischen 1262 und 1266 war der Bau vermutlich fertig gestellt.

Die Länge der Kirche beträgt ca. 30 Meter, die Breite etwas mehr als 11. Seitenaltäre gab es offenbar nicht, nur den Hauptaltar, bei dem es sich noch um das originale Stück zu handeln scheint. Berühmtheit erlangte San Bevignate vor allem durch seine Fresken, die gängige religiöse Themen behandeln, aber auch von der Verwurzelung der Templer in ihrem Umfeld und den Beziehungen zur Stadt berichten, sowie vom militärischen Einsatz der Ordensbrüder: Die Kirche war nicht nur Kapelle des Ordenshauses, sondern auch Pfarrkirche, und somit ausgestattet mit einem gewissen politisch-didaktischen Programm, auch zur Werbung für den Orden. Die Ausführung der Fresken verrät Einfluß lokaler Traditionen, weist aber in der Herstellung und einiger ikonographischer Gestaltung durchaus Autonomie auf. Vermutlich haben drei verschiedene Künstler hier gearbeitet. An der linken Wand befindet sich eine große Darstellung des Jüngsten Gerichts mit einem thronenden Christus im Zentrum. Im unteren Teil der Gerichtsdarstellung findet sich eine Flagellantenprozession – zur Zeit der Fertigstellung des Freskos von höchster Aktualität in Perugia und eine Demonstration antighibellinischer und rechtgläubiger Haltung, die aber auch an die Endzeitstimmung der Anhänger Joachims von Fiore erinnert. In der Apsis ist eine Kreuzigung dargestellt, die byzantinische Einflüsse aufweist. Große wilde Tiere symbolisieren die Bedrohung durch die Muslime aber auch durch spirituelle Versuchungen des Teufels. Gemäß biblischer Vorlagen hatte der zeitgenössische Theologe Hugo von St. Victor den “Feind” als “Teufel und Drache” bezeichnet.

Sehen Sie sich die Kirche an.

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