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Beben im Vatikan

Hinter den damastbespannten Wänden des Vatikans spielt sich in diesen Wochen ein Drama ab, das auf Machtkämpfe, Intrigen und viele Gesetzwidrigkeiten schliessen lässt. Der 83-jährige Papst Franziskus, dessen Ermüdungserscheinungen kaum übersehbar sind, hat den 72-jährigen Kardinal Giovanni Angelo Becciu seines Amtes enthoben. Der barocke Vatikan-Jargon kleidet den Rauswurf nach bewährter Tradition in milde Formulierungen: “Seine Heiligkeit hat das Rücktrittsgesuch angenommen und ihm die Rechte seines Kardinalstands aberkannt.” Dass der Rücktritt nicht freiwillig passierte, ist offenkundig.

Das beschönigende Sündenregister übergeht freilich die wesentlichen Punkte der Anklage: Korruption, Amtsmissbrauch, Unterschlagung, Erpressung und Geldwäsche. Becciu sei in ein unlauteres Immobiliengeschäft in London verwickelt und habe aus den Kassen des Vatikans erhebliche Summen für seine drei Brüder Tonino, Francesco und Mario abgezweigt.

Die Untersuchungen um den Kauf einer schicken Immobilie in der Londoner Sloan Avenue begannen bereits im Sommer vergangenen Jahres – nach zwei Anzeigen der Vatikanbank IOR und der Rechnungsprüfer des Heiligen Stuhls. Der Finanzberater Raffaele Mincione, der das Londoner Geschäft einfädelte, wird nun vom Vatikan als “moralmente inadatto” angeprangert.

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