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Die flämischen Bürgerwehren im 13. Jahrhundert

1. Fußsoldat mit dem »goedendag« – flämisch für: »Guten Tag« – ,
grausamer Spitzname für eine Stichwaffe, deren pfriemartige
Spitze mit einer Zwinge auf einem Schaft befestigt war. Sie ließ
sich leicht herstellen und war höchst wirkungsvoll. Der Goedendag,
leicht entstellt auch »godendac«, »godendaz« und »godendart
« genannt, ist von Froissart beschrieben und auf den Fresken
von Leughemeete dargestellt worden. Manche Autoren wollten
in dieser Waffe eine Art Hellebarde sehen, andere einen Sauspieß.
– 2. Soldat der Gemeindemiliz von Gent, der der Zunft der
Tuehscherer angehörte. Die Geste der Bürgerwehrsoldaten, »die
ein wenig Heimaterde an die Lippen hoben«, als die berühmte
Schlacht bei Courtrai begann, ist häufig beschrieben worden.
Sehr wahrscheinlich bestand diese Zeremonie vielmehr darin,
daß ein Brocken Erde in den Mund geschoben wurde, um
anschaulich zu machen, daß die Soldaten zum Opfer ihres Lebens
bereit waren. – 3. Milizsoldat von Alost. – 4. Bannerträger
der Zunft der Brügger Fleischer. – 5. Zu Fuß kämpfender
Ritter mit verkürzter Lanze. Da die Reiterei zahlenmäßig klein
war, hat man zu Unrecht oft daraus gefolgert, daß das städtische
Patriziat und der Adel sich an den Bürgerheeren nicht beteiligt
hätten. – 6. Banner der Weber von Brügge. – 7. Banner von Flandern.
Es wurde einem besonders tapferen Ritter anvertraut. –
8. Banner der Gemeinde Gent. Der Bannerträger war Ritter und
gehörte zur Klasse der Rentiers. – 9. Banner von Ypern. -10. Armbrustschütze.
Diese Kämpfer standen wie die Bogenschützen in
dem Ruf, große Geschicklichkeit zu besitzen. E r trägt das Wappen
des Jean de Namur, der den Flamen für die Schlacht von
Courtrai zu Hilfe geeilt war. Die Flamen erhielten noch weitere
Unterstützung, z. B. von Jean de Renesse, Guillaume de Juliers,
Henri de Lonchin.
Die Gemeindemilizen spielten schon im 11. Jahrhundert eine
entscheidende Rolle. Besonders die Milizen des Fürstentums
Lüttich widersetzten sich den Absichten des deutschen Königs
Heinrich V., des Grafen von Namur Heinrichs des Blinden und
des Herzogs von Brabant Heinrichs I. Die brabantischen Milizen
Johanns L, des Schützers der gemeindlichen Freiheiten, entrissen
ihrerseits Limburg den deutschen Fürsten, die für die Feudalherrschaft
eintraten. Danach erhob sich Flandern gegen die Herrschaft
Frankreichs und vernichtete 1302 das Heer Philipps des
Schönen bei Courtrai in der berühmten Schlacht der goldenen
Sporen. Der militärische Wert der Gemeindemilizen wurde
jedoch zu hoch eingeschätzt: Es fehlte ihnen an Homogenität,
Ausbildung und Disziplin. Sie siegten nur durch zahlenmäßige
Überlegenheit. Gegenüber einem gut geführten Gegner und
einer immer besser werdenden Artillerie erlitten sie Niederlage
auf Niederlage; die Flamen bei Cassel im Jahre 1328 und bei der
Belagerung von Tournai im Jahre 1340, die Lütticher bei Waleffe
im Jahre 1347, die Brabanter im Jahre 1372, die Flamen noch einmal
vor Oudenaarde 1379, bei Nevele 1381 und schließlich bei
Roosebeke 1382, wo das französische Heer Philipps des Kühnen
den Niedergang der städtischen Macht besiegelte. Die Lütticher
bezahlten 1408 bei Othee, die Genter bei Gavre im Jahre 1453, die
Dinanter 1466, und noch einmal die Lütticher bei Brusthem 1467
und bei Lüttich 1468 die letzten Versuche zur Verteidigung ihrer
demokratischen Autonomie mit schrecklichen Blutbädern.

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