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Die Waldenser-Synode geht zu Ende

Mit dem 25. August ist bereits der letzte der Tag der Waldenser-Synode erreicht. Die methodistische und waldensische Kirche hat sich vom 21. bis zum 25. August im piemontesischen Torre Pellice zu ihrem höchsten Entscheidungsgremium versammelt. Internationale Delegationen standen auf der Gästeliste. Auch deutsche Gesandte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau waren vor Ort.

Papst schickt Grußtelegramm an Waldenser
Ein Schlüsselbegriff des Synodenprogrammes war unter anderem „bedingungsloses Willkommen“. So sei in den Kirchen und der Synode die Notwendigkeit deutlich geworden, die Aufnahme der Verschiedenheit aus Kulturen, persönlichen Geschichten und sogar Glaubensrichtungen zu betonen, sagte William Jourdan, Mitglied der Waldensischen Kirchenleitung, im Gespräch mit Vatican News. Vor allem angesichts der zeitgeschichtlichen Umstände, in denen das Bedürfnis nach einem Sicherheitsgefühl sehr groß sei und Europa drohe, sich zur Festung zu verdichten.

Hauptthemen der Synode waren das Engagement der Kirche in der Gesellschaft, Glaube, Ethik und die Rolle der Frauen in den Ämtern sowie im politischen, religiösen, sozialen und kulturellen Leben. Laut William Jourdan sei die Rolle der Frauen ein ganz natürliches Thema in den Kirchen. So bestehe mehr als ein Drittel des pastoralen Gremiums aus Frauen. Die Diskussion über das Thema sei ein gutes Beispiel für den gemeinsamen Weg.

Die deutsche Delegation berichtet
Der gemeinsame Weg: Ein Motiv von dem uns auch der Kirchenpräsident (evangelisches Pendant zu einem Bischof) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, berichtet. Er war mit einer deutschen Delegation vor Ort und beschreibt im Interview mit Radio Vatikan seinen Eindruck von der Synode, die Bedeutung der Ökumene und die Rolle seiner Delegation auf der Synode.

„Die Waldenser Kirche in Italien ist ja eine sehr kleine Kirche, die sich auch als Minderheitenkirche versteht, die deshalb auch sehr weite internationale Beziehungen in die weltweite Ökumene hinein pflegt. Deswegen sind auch viele internationale Gäste eingeladen. Das ist die eine Seite der Ökumene. Die andere Seite ist die Beziehung zur katholischen Kirche, also die evangelisch-katholische Ökumene in einem etwas engeren Sinne. Und da habe ich das Grußwort des Ortsbischofs von Pinerolo erlebt, Derio Olivero, der sehr warmherzig empfangen wurde und auf der Synode sehr geistlich und eindrücklich geschildert hat, dass wir gemeinsam auf einem Weg sind. Er hat das Bild der Emmausjünger gewählt und dazu auch beschrieben, dass es wichtig ist zu erkennen, wie Christus in unserer Mitte ist.“

Zum Papsttelegramm
Auch Papst Franziskus hatte sich in einem Telegramm an die Synoden-Teilnehmer gewandt und seinem Wunsch nach einer stärkeren Aussöhnung Ausdruck verliehen. Die Rezeption der päpstlichen Grüße schätzt Jung folgendermaßen ein:

„Die waldensische Kirche begegnet dem auch mit einem gewissen Selbstbewusstsein und sagt Ja, das ist jetzt eine gute Erinnerung daran, dass wir nach der Corona-Zeit unsere ökumenischen Kontakte, insbesondere zur katholischen Kirche, weiter vertiefen sollten; Dass wir die Gespräche und die Gemeinsamkeiten, die vor Corona auf den Weg gebracht wurden, wieder aufgreifen und dass wir dort die Ökumene miteinander vertiefen. So ist dieser Impuls aufgenommen worden. Zugleich hat man aber auch betont: Wir werden im nächsten Jahr unser 850-jähriges Jubiläum feiern als Waldenser. Und wir wollen da auch erkennbar sein mit unserem eigenen Profil, dass uns als Kirche auch in schwierigen Zeiten immer wieder stark gemacht hat.“

Eine Referenz auf die jahrhundertelange Verfolgung der Kirche durch die Katholiken. Auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka betonte dieses Selbsbewusstsein. Laut Berichten der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress sagte er, er habe die Waldenser als Kirche erlebt, „die um ihre Opfer in der Geschichte weiß und sie in Ehren hält, die sich selbst aber nie als Opfer der Geschichte versteht und inszeniert”. Er sei dankbar und es sei ihm eine große Ehre und Freude, so Chalupka, „erstmals bei einer Synode dabei sein zu können, 40 Jahre, nachdem ich die Waldenserkirche bei einer Seminarwoche im Ökumenischen Zentrum Agape kennenlernen durfte”.

Das Zentrum Agape
Auch die deutsche Delegation rund um Volker Jung, der auch evangelischer Vorsitzender des Kontaktgesprächskreises mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, hat eine Verbindung zu der Begegnungsstätte. Man sei bereits seit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg mit der waldensischen Kirche, insbesondere durch den ersten Kirchenpräsidenten Martin Niemöller, in einer Partnerschaft. Niemöller habe unter anderem das ökumenische Agape-Zentrum in Prali mit auf den Weg gebracht, so Kirchenpräsident Jung. Über die Rolle seiner Delegation in Torre Pelice sagte er:

„Wir gehören zu den Kirchen, die diese Verbindungen zur waldensischen Kirche sehr pflegen, auch in gemeinsamen Projekten, etwa in der Flüchtlingshilfe, Einsatz für humanitäre Korridore, das von der Waldenserkirche eher sehr befördert und sehr engagiert begleitet wird. Und in diesem Zusammenhang ist die Kontaktpflege durch solche Besuche gerade auch bei der Synode, die für die waldensische Kirche eine große Bedeutung hat, außerordentlich wichtig und immer wieder gegenseitig bestärkend und ermutigend.“

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