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Ethische Kritik unserer gängigen KörperMORAL

Wir Menschen leben in der Erfahrung, unseren Körper zu haben und unser Körper zu sein. Leibhaftig sind wir geworden, haben wir uns fortgepflanzt, sind wir erkrankt, leibhaftig altern und sterben wir. Diese Feststellung verdeutlicht, dass der Körper ein zentraler Bestandteil unseres Menschseins ist, der nicht nur physisch, sondern auch emotional und psychologisch erlebt wird.

Die gängige Körpermoral in unserer Gesellschaft wird jedoch oft von unrealistischen Schönheitsidealen, sozialen Erwartungen und ökonomischen Interessen beeinflusst. Dies führt zu einer Ethik des Leibes, die sich kritisch mit diesen Normen auseinandersetzt und nach einem ganzheitlichen Verständnis des menschlichen Körpers strebt. In der Humanistischen Philosophie wird der Körper nicht als bloßes Objekt betrachtet, sondern als Ausdruck unserer Biografie und Identität. Wie Maier und Shibles (2010) betonen: “We are the bodies, which lived and live the stories of our lives. My body is my text, not just some texture.” Diese Perspektive fordert dazu auf, den Körper als integralen Bestandteil unseres Selbst zu verstehen und dementsprechend zu respektieren und zu pflegen.

Eine ethische Kritik unserer gängigen Körpermoral kann verschiedene Aspekte umfassen. Einerseits werden durch die Medien und die Werbung oft unrealistische Schönheitsideale propagiert, die zu einem verzerrten Körperbild und einem ungesunden Streben nach Perfektion führen können. Insbesondere junge Menschen sind hiervon betroffen und setzen sich unter Druck, um diesen Idealvorstellungen zu entsprechen. Dies kann zu ernsthaften psychischen Problemen wie Essstörungen, Depressionen und einem niedrigen Selbstwertgefühl führen.

Andererseits werden bestimmte Körpermerkmale oft mit sozialem Status oder Erfolg in Verbindung gebracht, was zu Diskriminierung und Ausgrenzung von Personen führen kann, die diesen Normen nicht entsprechen. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Behinderungen, Übergewicht oder körperlichen Merkmalen, die von der Norm abweichen. Eine ethische Kritik unserer gängigen Körpermoral fordert daher dazu auf, Vielfalt und Diversität zu akzeptieren und zu würdigen, anstatt unrealistische Ideale zu propagieren und Menschen aufgrund ihres Aussehens zu beurteilen.

Des Weiteren ist die Kommerzialisierung des Körpers ein ethisch problematischer Aspekt unserer Gesellschaft. Die Schönheitsindustrie und die Fitnessbranche profitieren von einem ungesunden Körperbild, indem sie Produkte und Dienstleistungen vermarkten, die oft unrealistische Versprechungen machen und das Selbstwertgefühl der Menschen ausnutzen. Diese Ausbeutung des Körpers für wirtschaftliche Zwecke steht im Widerspruch zu einer ethischen Behandlung des menschlichen Leibes, der nicht als Ware betrachtet werden sollte.

Um eine ethischere Körpermoral zu fördern, ist es wichtig, Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und alternative Perspektiven zu fördern. Bildungseinrichtungen, Medien und die Gesellschaft insgesamt können dazu beitragen, ein realistisches und positives Körperbild zu vermitteln, das Vielfalt und Selbstakzeptanz fördert. Darüber hinaus ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, wie der Körper in verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft behandelt wird, und sich für eine inklusive und respektvolle Kultur einzusetzen, die die Würde und Autonomie aller Menschen respektiert. Letztendlich sollten wir den menschlichen Körper nicht nur als Objekt betrachten, sondern als Ausdruck unserer Individualität und Lebensgeschichte, der es verdient, mit Würde und Respekt behandelt zu werden.

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