✠ ASTO-Blog ✠

Gedanken am 19. September

Woher weißt du, daß du jetzt im Augenblick nicht träumst?
Nein, sich zu zwicken gilt nicht. Wenn du dich im Traum
zwickst, spürst du den Schmerz ganz genauso. Leg das Buch
hin und denk über diese Frage nach, bevor du weiterliest. Es
gibt drei recht zuverlässige Hinweise. Erstens kannst du im
Traum fliegen oder schweben. Wenn du jetzt versuchst, dich
von deinem Sitz zu erheben und zu fliegen, was passiert? Na,
träumst du? Zweitens, wenn du im Traum etwas liest, dann
wegschaust und anschließend wieder hinsiehst, ist der Text
nicht mehr derselbe. Sieh woandershin und lies dann diesen
Absatz noch einmal – sorgfältig, denn manchmal sind die
Veränderungen sehr geringfügig und unauffällig. Na,
träumst du? Drittens kannst du im Traum in der Regel durch
die Wand gehen. Wie wäre es mit einem Versuch?

Tempelarbeit:
Tröpfle dir etwas Tinte auf den Handrücken. Jedesmal, wenn im
Laufe des heutigen Tages dein Blick auf den Klecks fallt, frage dich:
»Träume ich?« Dann führe einen der drei obigen Tests durch. Im
Traum kann man sich leicht etwas vormachen, deswegen mußt du
peinlich darauf achten, die Tests gewissenhaft durchzuführen.
Wenn du dir angewöhnst, mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu
überprüfen, ob du träumst oder nicht, wird eines von zwei Dingen
passieren: Entweder wirst du irgendwann auch im Schlaf daran
denken, deinen Zustand zu überprüfen, und wirst dann im Traum
»aufwachen«, was man Klarträumen nennt – oder aber du wirst
aus dem Traum des Lebens aufwachen, was man Erleuchtung
nennt. (Letzteres kenne ich persönlich nur vom Hörensagen.) Die
Praxis, sich zu fragen, ob man träumt, ist eine der ältesten Techniken zur spirituellen Erweckung, die es gibt, und hat ihre vollkommenste Ausprägung im tibetischen »Traum-Yoga« erfahren.

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