Gott – der unendliche Spiegel des Seins
Die Tempelritter sahen sich nicht nur als Hüter heiliger Stätten, sondern auch als Sucher nach der tieferen Wahrheit des Göttlichen. In unserer Tradition erkennen wir Gott nicht in engen Formen und Bildern, sondern in seiner unendlichen Wirklichkeit: als Spiegel, in dem sich das Universum selbst betrachtet.
Gott als Spiegel der Ewigkeit
Gott ist kein begrenztes Wesen, das fern über uns thront. Er ist der unendliche Spiegel, in dem das All sich erkennt, das Licht, das jedes Dunkel erhellt. In ihm begegnet das Universum sich selbst, in ständiger Reflektion, in Schöpfung und Wiederkehr.
Dieser Spiegel zeigt nicht nur, was ist – er offenbart, was war und was noch kommen wird. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind in Gott nicht getrennt, sondern fließen ineinander wie ein Strom ohne Anfang und Ende.
Der ewige Gedanke
Alles, was lebt, atmet aus einem Ursprung: dem ewigen Gedanken Gottes. Dieser Gedanke ist die schöpferische Intelligenz, die die Sterne entzündet, die Bahnen der Planeten zeichnet und das verborgene Muster in jeder Blume, jedem Herzschlag, jedem Atemzug webt.
So wie ein Meister den Teppich von Hand knüpft, webt Gott den Wandteppich von Zeit und Raum – Faden für Faden, Schicksal für Schicksal, bis das große Bild sichtbar wird, das unser menschliches Auge nur ahnen kann.
Gott ist mehr als Person
Oft spricht die Religion von Gott in der Sprache der Menschen: als Vater, König oder Herr. Doch die tiefere Wahrheit ist größer. Gott ist keine Person, sondern die Personifizierung von allem, was war, ist und je sein wird.
In ihm ruht die höchste Intelligenz, die über alle Formen hinausgeht. Er ist zugleich das Feuer, das brennt, und der Ozean, der alles trägt. Er ist der unsichtbare Architekt, der Baumeister der Welt, dessen Werk weder Tempel noch Kathedrale jemals ganz fassen können.
Die Sicht des Templers
Für den Ritter des Tempels bedeutet dies: Gott begegnet uns nicht nur im Gebet, sondern in jedem Stein, jedem Bruder, jeder Tat. Wenn wir in den Spiegel Gottes schauen, erkennen wir uns selbst – nicht als isolierte Wesen, sondern als Teil des Ganzen.
Die Aufgabe des Templers ist es, dieses Bewusstsein in die Welt zu tragen: zu leben im Einklang mit der Ordnung des Himmels, dem göttlichen Teppichmuster zu vertrauen und zu wissen, dass jeder Schlag des Schwertes, jedes Wort und jede Handlung Teil einer größeren Harmonie ist.
Fazit
Gott ist der Spiegel, der Gedanke, die Intelligenz.
Er ist nicht fern, sondern so nah wie unser eigener Atem. Wer diesen Spiegel erkennt, erkennt das Universum und findet darin den wahren Tempel: nicht aus Stein erbaut, sondern aus Licht, Geist und unendlicher Liebe.

