Komturei Ivry-le-Temple – Département Oise
Die Komturei von Ivry-le-Temple, gelegen im normannischen Département Oise, war eine bedeutende Niederlassung des Templerordens, deren Geschichte bis ins frühe 13. Jahrhundert zurückreicht. Sie wurde erstmals 1210 in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Diese frühe Erwähnung markiert den Beginn einer langen Periode, in der die Templer von Ivry ihren Besitz durch Landspenden und Rechte stetig erweitern konnten. Ein Großteil dieses Wohlstands ist der Unterstützung der Familie Treigny zu verdanken, die die Niederlassung sowohl während der Templerzeit als auch später unter den Johannitern großzügig förderte.
Der Besitz der Templer von Ivry
Bis zum Ende der Templerzeit umfasste der Besitz der Komturei etwa 250 Hektar Land, wovon ein Großteil auf Rodungsarbeiten zurückging, die in den folgenden Jahrzehnten durchgeführt wurden. Neben diesen landwirtschaftlichen Flächen gehörte ab Mitte des 13. Jahrhunderts auch ein Weinberg in Frocourt zum Besitz. Diese Kombination aus Ackerland und Weinbau spiegelte die strategische Ausrichtung der Templer wider, die darauf abzielten, ihre Domänen wirtschaftlich unabhängig und produktiv zu gestalten.
Bauliche Anlagen der Komturei
Die Komturei war nicht nur für ihren Landbesitz bekannt, sondern auch für ihre beeindruckenden Bauwerke. Im Jahr 1266 wurde die Kapelle der Niederlassung, geweiht „Unserer Lieben Frau vom Tempel“, durch den Erzbischof von Rouen eingeweiht. Daneben verfügte die Komturei über eine große Scheune und eine Mühle, wie aus zeitgenössischen Dokumenten hervorgeht. Diese Gebäude spielten eine zentrale Rolle im wirtschaftlichen Betrieb der Niederlassung.
Leider wurde die Kapelle in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, noch vor der Französischen Revolution, abgerissen. Dennoch sind einige Überreste der Komturei bis heute erhalten geblieben. Besonders bemerkenswert ist der kreuzrippengewölbte Weinkeller, der einen Einblick in die mittelalterliche Architektur und Baukunst der Templerzeit gibt. Auch Teile des Mauerwerks der ursprünglich dreischiffigen großen Scheune sind noch vorhanden und zeugen von der einstigen Größe der Anlage.
Die Johanniter und die Kontinuität der Treignys
Nach der Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 wurde die Komturei Ivry-le-Temple, wie viele andere Besitzungen des Ordens, an die Johanniter übergeben. Die Familie Treigny blieb der Domäne weiterhin verbunden und unterstützte die neuen Herren in gleicher Weise wie zuvor die Templer. Diese Kontinuität verdeutlicht die enge Bindung zwischen lokalen Adelsfamilien und den Ritterorden, die auf gegenseitigem Nutzen und Loyalität beruhte.
Führung der Komturei
Die Führung der Komturei wurde durch einen Komtur organisiert, der für die Verwaltung und den Betrieb der Niederlassung verantwortlich war. Um 1307 wird Jean Leduc, ein Servient, als letzter Komtur vor der Auflösung des Templerordens erwähnt. Seine Amtszeit fiel in eine Zeit des Umbruchs, da der Orden bereits unter dem Druck von Verfolgung und Enteignung stand.
Ivry-le-Temple ist ein faszinierendes Beispiel für die Geschichte und das Erbe der Templer und Johanniter in Frankreich. Die Überreste der Anlage, wie der Weinkeller und die Scheune, sowie die Aufzeichnungen über Landbesitz und Förderung durch lokale Adelsfamilien bieten wertvolle Einblicke in die mittelalterliche Wirtschafts- und Ordensgeschichte. Die Komturei bleibt ein Ort, der die reiche Geschichte der Region und die Bedeutung der Ritterorden in der mittelalterlichen Gesellschaft widerspiegelt.