Lehrbrief GR 109

>Hier kannst du den 109. Logen- Lehrbrief herunterladen <

 

Gott zum Gruße.
Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam.

Das Leben von Hugues de Payens

Der erste Großmeister der Tempelritter

Die Geschichte der Tempelritter beginnt mit einem Mann, dessen Name untrennbar mit Tapferkeit, Glauben und geistlicher Berufung verbunden ist: Hugues de Payens (auch Hugues oder Hugh genannt). Er war der erste Großmeister des berühmten Templerordens und damit Mitbegründer einer der einflussreichsten geistlich-militärischen Gemeinschaften des Mittelalters.

Herkunft und Aufstieg

Über Hugues’ frühes Leben ist wenig mit Sicherheit bekannt. Die meisten Quellen stimmen überein, dass er um 1070 im Ort Payens in der Champagne (heutiges Frankreich) geboren wurde. Bereits mit etwa 15 Jahren wurde er zum Ritter geschlagen, was auf eine adelige Herkunft schließen lässt.

Um das Jahr 1104 begleitete er seinen Lehnsherrn, Hugo von Champagne, auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land. Diese Reise dürfte sein Denken geprägt und ihn mit den Herausforderungen vertraut gemacht haben, denen christliche Pilger auf dem Weg nach Jerusalem ausgesetzt waren.

Die Gründung des Ordens

Nach seiner Rückkehr blieb Hugues nicht untätig. Im Jahr 1118 oder 1119 gründete er zusammen mit acht weiteren Rittern eine Bruderschaft mit dem Ziel, Pilger auf den gefährlichen Straßen Palästinas zu schützen. König Balduin II. von Jerusalem erkannte den Nutzen dieser Schutztruppe und wies ihnen Räume im ehemaligen Tempel Salomos zu – der Beginn des Ordens der Tempelritter (Militia Templi Christi).

Der Orden erhielt seinen Namen nach dieser ersten Unterkunft: Tempelritter, oder Pauperes commilitones Christi Templique Salomonici – „Arme Mitstreiter Christi und des Tempels Salomons“.

Die Reise nach Europa

Die kleine Bruderschaft blieb etwa ein Jahrzehnt lang im Heiligen Land. 1127 beauftragte Balduin II. Hugues de Payens mit einer wichtigen Mission: Er sollte nach Europa zurückkehren, um Unterstützung für den jungen Orden zu gewinnen. In Frankreich angekommen, wandte sich Hugues an die geistlichen und weltlichen Herrscher und warb für die Idee eines Ritterordens, der zugleich Mönch und Kämpfer sein sollte.

Dabei begegnete er Bernhard von Clairvaux, dem charismatischen Abt der Zisterzienser und einem der einflussreichsten Theologen seiner Zeit. Bernhard war vom Anliegen der Templer überzeugt und verfasste die berühmte Schrift „De Laude Novae Militiae“ (Vom Lob der neuen Ritterschaft), in der er das neue Ritterideal verteidigte und legitimierte.

Die Ordensregel und der Aufstieg

Im Jahr 1129 wurde der Templerorden auf dem Konzil von Troyes offiziell durch die Kirche anerkannt. Dabei spielte Bernhard von Clairvaux eine zentrale Rolle. Die Ordensregel, die auf der Benediktinerregel basierte, wurde dort feierlich beschlossen – und Hugues de Payens wurde als erster Großmeister bestätigt.

Unter seiner Führung begann der rasche Aufstieg des Ordens: zahlreiche Adelige traten bei, Schenkungen vergrößerten den Besitz, und der Ruf der Templer als ehrbare Krieger Christi verbreitete sich über ganz Europa.

Letzte Jahre und Tod

Hugues de Payens widmete sein Leben der Festigung und Ausbreitung des Ordens. Von 1118 bis zu seinem Tod im Jahr 1136 stand er an der Spitze der Tempelritter. Unter seiner Führung wuchs der Orden aus bescheidenen Anfängen zu einer europaweit bekannten Institution heran, die sowohl militärisch als auch spirituell ernst genommen wurde.

Über seine letzten Jahre ist wenig bekannt. Es wird angenommen, dass er um 1136 starb – möglicherweise in Jerusalem oder in Frankreich. Sein genaues Grab ist nicht eindeutig überliefert, doch sein Vermächtnis lebt bis heute weiter.

Ein Vermächtnis des Glaubens und der Disziplin

Hugues de Payens war mehr als nur ein Ritter. Er war Visionär, Ordensgründer, Diplomat und geistlicher Kämpfer. Durch seine Entschlossenheit, seine Loyalität gegenüber dem Glauben und seine Fähigkeit, Verbündete zu gewinnen, legte er den Grundstein für eine Bewegung, die die Geschichte des Mittelalters tiefgreifend prägte.

Ohne Hugues de Payens hätte es den Templerorden in dieser Form nie gegeben. Sein Leben ist ein Zeugnis für Mut, Hingabe und das Streben nach einer höheren Ordnung – non nobis domine, sed nomini tuo da gloriam.

Fiat Lux
Ralph von Reichenberg GM