Wie sieht Papst Leos Urlaub in Castel Gandolfo aus?
Papst Leo XIV. tritt am Sonntagnachmittag seine Ferien an: Zwei Wochen zieht er sich nach Castel Gandolfo zurück. Vor vielen Jahren gab es aus der päpstlichen Sommerresidenz ein Foto, das der Vatikan lieber nicht gesehen hätte: Johannes Paul II. in Badehose am Pool von Castel Gandolfo. Wie wird Papst Leos Urlaub in den Albaner Bergen aussehen?
Das haben wir unsere Gudrun Sailer gefragt.
Gudrun Sailer: Ja, Leo XIV. zieht es tatsächlich ab diesen Sonntag, 6. Juli, nach Castel Gandolfo, in die klassische Sommerresidenz der Päpste. Franziskus hatte sie ja nicht mehr als solche genutzt, er war lieber im Vatikan geblieben bei reduziertem Programm – das waren seine Ferien, schon seit den 70er Jahren hatte er es in Buenos Aires so gehalten. Leo will es wieder anders machen – und zwar nicht nur mit Bibel und Gebet, sondern auch mit Sport.
Welchen Sport praktiziert Papst Leo?
Gudrun Sailer: Tennis. Recht passabel übrigens, wie es heißt. Auf dem Gelände von Castel Gandolfo ist kürzlich ein Tennisplatz entstanden – entgegen ursprünglicher Meldungen kein Padel-Platz, sondern ein klassischer Tennisplatz. Den dürfte er nutzen. Schon früh in seinem Pontifikat hat Leo übrigens Jannik Sinner empfangen, den italienischen Tennis-Weltmeister.
Und wie wahrscheinlich ist es, dass wir den Papst in Badehose sehen werden?
Gudrun Sailer: Nicht sehr. Zwar ist angeblich der Pool, den Johannes Paul II. einrichten ließ, jetzt wieder in Betrieb; ist ja auch sinnvoll: Was man hat, soll man instandhalten. Die päpstliche Park-Anlage in Castel Gandolfo ist groß, 55 Hektar ist das Anwesen, aber Paparazzi gibt es überall – das weiß man spätestens seit dem berühmten Badehosenfoto von Johannes Paul II. Die vatikanische Gendarmerie wird so etwas diesmal zu verhindern wissen, davon können wir ausgehen.
Sportlich und päpstlich – wie passt das überhaupt zusammen?
Gudrun Sailer: Erstaunlich gut. Leo XIV. ist wirklich fit. Noch als Kardinal in Rom hat er regelmäßig in einem Fitnessstudio in Vatikan-Nähe trainiert – Hantelstemmen inklusive. Und das zahlt sich aus: Bei der Fronleichnamsprozession letztens hat er die Monstranz mit dem Allerheiligsten selbst getragen – die ganze Strecke über die Via Merulana, zu Fuß. Das war zuletzt bei Johannes Paul II. der Fall, Benedikt XVI. ließ sich schon im Wagen fahren, die Monstranz vor sich. Leo stemmt eben nicht nur Gewichte, sondern auch liturgische Traditionen.
Und was ist mit der Erholung – kommt die auch vor in den zwei Wochen in Castel Gandolfo?
Gudrun Sailer: Durchaus. Wobei ein Teil dieser Erholung schon auch, sagen wir, liturgischer Art ist. Leo hat im Urlaub zwei öffentliche Messen geplant, dazu jeweils das Angelusgebet mit den Gläubigen, und er will auch eine private Messe nach einem neuen Messformular feiern, das der Vatikan gerade erst bekannt gegeben hat, die Messe zur Bewahrung der Schöpfung. Die wird der Papst am Mittwoch, den 9. Juli, privat im Borgo Laudato Si feiern, das ist eine sozial-ökologische Bildungseinrichtung, ein abgetrennter Teil des Anwesens in Castel Gandolfo.
Den Borgo Laudato Si hat Leos Vorgänger Papst Franziskus eingerichtet – derselbe, der den Apostolischen Palast in Castel Gandolfo als Museum für zahlende Touristen geöffnet hat, weil er ihn selbst nicht nutzte. Macht sein Nachfolger Papst Leo das wieder rückgängig, wenn er jetzt dort urlaubt?
Gudrun Sailer: Nein. Leo wird nicht im Apostolischen Palast einziehen, wo noch Papst Benedikt nächtigte, sondern angeblich in einem der anderen Gebäude dort, in der Villa Barberini, in der auch eine Wohnung für den Kardinalstaatssekretär eingerichtet ist. Die Päpste bis Benedikt haben ja mindestens vier Monate im Jahr, von Juni bis September, in Castel Gandolfo verbracht und dort regulär gearbeitet, da musste dann auch der wichtigste Mitarbeiter mit dabei sein. Aber Leo nimmt sich keine Arbeit mit in die Albaner Berge, er urlaubt.
Und schlägt damit trotzdem zwei Fliegen mit einer Klappe…
Gudrun Sailer: Genau. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben zusätzlich zu ihren langen Aufenthalten in Castel Gandolfo ein, zwei Wochen in Norditalien Urlaub gemacht, die klassische Sommerfrische. Ganz anders Franziskus, der, wie gesagt, konsequent zu Hause geblieben ist. Leo XIV. hat einen Kompromiss gemacht zwischen diesen beiden päpstlichen Ferienmodellen: Urlaub ja, aber nicht in Norditalien, sondern in der Päpstlichen Sommerresidenz. Die er somit nicht als Sommerresidenz nutzt, sondern nur als Feriendomizil, für gerade zwei Wochen im Juli und dann nochmal das Wochenende rund um den 15. August.