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Das Evergrande-Beben: Zahlungsausfall wird wahrscheinlicher – Börsen stabilisiert

Das ist passiert: Die Turbulenzen rund um den hochverschuldeten chinesischen Immobilienentwickler Evergrande gehen weiter. Im morgendlichen Handel in Hongkong verlor die Evergrande-Aktie am Dienstag erneut 7 Prozent. Zuvor hatte die Rating-Agentur Standard and Poor’s gemeldet, ein Zahlungsausfall sei wahrscheinlich, der chinesische Staat werde nur im äussersten Notfall einspringen. Die wegen Evergrande erschütterten Börsen haben sich im Laufe des Tages jedoch weltweit stabilisiert. Im Sog der Turbulenzen waren die Kurse am Vortag stark eingebrochen. Zu den neusten Entwicklungen

Das ist der Hintergrund: Evergrande ist mit 300 Milliarden Dollar verschuldet. Chinas Führung steht dabei vor einem fundamentalen Konflikt, den eine weitgehend staatlich kontrollierte Wirtschaft nur schwer auflösen kann. Einerseits will die Kommunistische Partei den ausser Kontrolle geratenen Immobiliensektor marktwirtschaftlich disziplinieren, andererseits einen Kollaps Evergrandes mit unabsehbaren Folgen für das chinesische Finanzsystem vermeiden. Einige Analysten warnen, dass ein Kollaps von Evergrande die Welt in eine neue Finanzkrise reissen könnte.

So sehen wir es: Um einen Flächenbrand auf dem chinesischen Immobilienmarkt abzuwenden, braucht es schnell einen Plan für eine geordnete Abwicklung. Das lange Schweigen der Aufsichtsbehörden sorgt bei allen Betroffenen für Verunsicherung. Nicht ausgeschlossen ist, dass Staats- und Parteichef Xi Jinping mit seinem Kurs Ernst macht, den überhitzten Immobilienmarkt abkühlen zu wollen und an Evergrande ein Exempel zu statuieren. «Das Huhn töten, um die Affen zu erschrecken», lautet ein bekanntes chinesisches Sprichwort. Zum Kommentar

Das ist der Mann hinter Evergrande: Lange galt der 62-Jährige Xu in China als Beispiel eines kommunistisch-kapitalistischen Selfmade-Milliardärs. Mit hoher Verschuldung baute er das Unternehmen rasch zu einem der führenden Immobilienkonzerne des Landes auf und expandierte zuletzt auch in Internetdienste und eine eigene Elektroauto-Marke. Ende der Woche flog er im Privatjet nach Peking, um dort über eine Umschuldung oder andere Hilfen zu verhandeln. Zum Porträt

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