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Die Corona-Krise als Nährboden für Urban Legends und Verschwörungstheorien

23 000 € musste eine dreiköpfige Familie angeblich für einen Spaziergang trotz Quarantäne hinblättern – Nachforschungen über den Wahrheitsgehalt dieser kursierenden Geschichte blieben allerdings ergebnislos. Seit Beginn ist die Corona-Krise ein idealer Nährboden für Gerüchte, Legenden und Verschwörungstheorien. Nicht selten geht es dabei um die gute Pointe. Mitunter untermauern Legenden aber ein Grundgefühl – etwa dass man vor den Behörden auf der Hut sein muss.

Verschwörungstheorien sind komplex ausgebaut, basieren auf ganzen Gedankengebäuden und Ideologien und hantieren mit angeblichen Beweisen. Typisch ist die Vorstellung, dass eine Organisation über lange Zeit im Geheimen nach einem ausgeklügelten Plan zum Nachteil der Bevölkerung agiert und somit ein klarer Bösewicht existiert. Urban Legends hingegen kommen flüchtiger daher. Sie haben einen Wahrheitsanspruch und operieren doch mit dem Unfassbaren. Ihre Pointe dient der Erheiterung, kann aber ins Bedrohliche kippen.

«Angst und Unberechenbarkeit in einer Krise zwingen uns, nach Erklärungen zu suchen.» So erläutert die Wissenschafterin Brigitte Frizzoni den Umstand, dass solche Geschichten auftauchen. Sie beschäftigt sich am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich mit populärkulturellen Phänomenen. In Momenten der Unsicherheit seien Menschen anfällig für Falschmeldungen, sagt Frizzoni. Und: Urban Legends kämen dem Wunsch der Menschen nach guten Erzählungen entgegen.

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