Die Gedanken zum Tag mit Übungen

Ich weiss nicht, ob Sie dafür schon bereit sind,
aber ich möchte Ihnen unsere „Gedanken zum Tag“ nicht vorenthalten.

Die „Gedanken zum Tag“ sind ein Leitfaden zur Erinnerung des liebenden Ursprungs, dem wir entstammen. (Wir veröffentlichen Sie täglich in unserem Blog Ritterrunde: http://templerorden-asto.com/category/ritterrunde/) Wir alle haben Momente der Erinnerung, in denen wir uns der Schönheit eines Sonnenuntergangs, dem Lächeln eines Kindes oder dem Licht in den Augen eines Fremden vollkommen gegenwärtig fühlen. Dies sind die Augenblicke, in denen wir uns am wohlsten – wirklich daheim – in unserer Haut fühlen: zuversichtlich, glücklich, dankbar, voller Liebe und mit dem ununterbrochenen Gewebe des Lebens verbunden. Wir sind dann in unserem eigentlichen Sein gegenwärtig, in dem, was wir als unser Höheres oder spirituelles Selbst bezeichnen könnten. Zu anderen Zeiten tritt dieses Verbundensein in den Hintergrund, und unsere Sicht verengt sich. Angst vor Verlust, Verlassenheit und Liebesentzug bilden eine Schale tun unser Herz und verfinstern das Licht des Höheren Selbst, das immer gegenwärtig ist, uns fortwährend dazu aufruft, uns zu erinnern, wer wir wirklich sind.
Dem inneren Antrieb, zum Gewahrsein unserer eigentlichen Natur zu erwachen, wirkt jedoch eine andere Kraft des Geistes entgegen, die danach strebt, uns weiter schlafen zu lassen – das Ich. Wir betrachte diesen Teil der Persönlichkeit als das »konditionierte« oder »bedingte Selbst«. Er bildet sich als Reaktion auf all jene Lebensbedingungen, die drohen, uns von der Liebe zu trennen. Im Verlauf des Heranwachsens eignen wir uns nach und nach eine Vielzahl von Masken an, die wir in der Hoffnung, dadurch Liebe oder zumindest Macht zu gewinnen, der Welt vorsetzen. Diese Masken verschaffen uns ein Gefühl der Sicherheit.­
Paradoxerweise entstehen und bestehen sie aus Angst und trennen uns von der einzigen wirklichen Quelle der Liebe – dem Göttlichen Bewusstsein. In vielen spirituellen Systemen wird das auf Angst beruhende konditionierte Selbst als – begrenztes oder falsches – Ich oder ego bezeichnet. Es ist also etwas anderes als das, was die verschiedenen psychologischen und philosophischen Schulen unter dem Begriff des »Ich« verstehen.
Die „Gedanken zum Tag“ führen zur Veränderung unserer Sichtweise, die dadurch zustande kommt, dass wir von dem auf Angst beruhenden »kleinen Ich« in die zeitlose Liebe und Weisheit des Höheren Selbst zurücktreten. Dieses Wunder ist die Grundlage dessen, was der Schriftsteller und Philosoph Aldous Huxley als philosophia perennis oder »ewige Philosophie« bezeichnet hat – der esoterische oder verborgene Kern jeder Religion. Die ewige Philosophie besteht aus vier Grundlehren:
• Die Welt der relativen Wirklichkeit, in der wir leben, ist die Manifestation des absoluten oder Göttlichen Geistes, ohne den nichts existieren würde.
• Die Verbindung mit dem Göttlichen Geist wird nicht durch Faktenwissen oder Dogmengläubigkeit hergestellt, sondern ist die unmittelbare Erfahrung des Numinosen.
• Jeder von uns besitzt eine zwiefache Natur: das – kleine oder »falsche« – Ich und das Höhere Selbst. Das Höhere Selbst ist der Göttliche Funke in uns. Das Ich ist der Herausforderer, der uns dazu bringt, dieses Höhere Selbst zu entdecken.
• Sinn und Zweck des menschlichen Lebens ist, unser Verbundensein mit dem Göttlichen Geist zu entdecken, und zwar nicht dadurch, dass wir dieses Leben überwinden, sondern dass wir hier und jetzt vollkommen lebendig werden, indem wir Liebe geben und empfangen.
Die „Gedanken zum Tag“ sind eine Zusammenstellung aus allen grossen spirituellen Traditionen der Welt übernommener.
Die dazugehörenden Übungen für jeden Tag, die uns Templer zur unmittelbaren Erfahrung des Göttlichen führen sollen, erreichen Sie durch die Eingabe dieses Kennwortes:
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Der Frieden, die Weisheit, die schöpferische Kraft und die Liebe, die das Höhere Selbst wesenhaft ausmachen, können dann hervorscheinen und allen zum Segen gereichen. Der Frieden auf Erden beginnt mit dem Frieden in unserer Seele. Mit eben-diesem Ziel vor Augen, etwas Frieden und Mitgefühl in die Welt zu bringen, habe wir die „Gedanken zum Tag“ geschrieben.
Die Hektik des modernen Lebens erlaubt es nur wenigen von uns, täglich viel zu beten oder zu meditieren. Vielleicht ruft uns unser Herz zu einem kontemplativen Leben, doch die Notwendigkeit, uns einen Lebensunterhalt zu verdienen, zieht uns unerbittlich in die entgegengesetzte Richtung. Es wäre auch möglich, dass die unübersehbare Zahl an verfügbaren spirituellen Wegen uns so sehr verwirrt, dass wir nicht wissen, wo wir anfangen könnten – oder dass wir zwar einen solchen Weg einschlagen, unsere Begeisterung aber mit der Zeit erlahmt und wir es aus eigener Kraft einfach nicht schaffen, sie wieder zu entfachen. Jede spirituelle Praxis wird gelegentlich trocken und leblos. Wir brauchen dann Anregungen, um sie auf eine tiefere Ebene führen zu können. Ich hoffe, dass die „Gedanken zum Tag“ täglich die Anregung und das „Gerüst“ für eine spirituelle Praxis bieten wird, die sich in nahezu jeden Tagesablauf integrieren lässt. Die täglichen Übungen nehmen in der Regel höchstens zehn Minuten in Anspruch – auch wenn es durchaus möglich ist, ihnen auch mehr Zeit zu widmen, wenn Sie das Bedürfnis danach verspüren.

Zwölf Tore ins Himmelreich

In einem alten Negro Spiritual heisst es: „Drei Tore im Osten, drei Tore im Westen, drei Tore im Norden, drei Tore im Süden: zwölf Tore hat die Stadt, halleluja!“ Diese Tore sind, wie ich glaube, die zwölf Monate des Jahres. Die drei Frühlingsmonate machen das Ostliche, die drei Sommermonate das Südliche, die drei Herbstmonate das Westliche und die drei Wintermonate das Nördliche Tor aus. Die Stadt, zu der sie Zutritt verschaffen, ist das innere Königreich, das spirituelle Selbst, das wiederum die unmittelbare Spiegelung und Fortsetzung des Göttlichen Bewusstseins ist. Je mehr
Menschen die Pforten der inneren Stadt durchschreiten, desto klarer werden unsere äusseren Städte den Frieden im Inneren widerspiegeln. Die Zeit für die innere und äussere Transformation ist zweifellos angekommen. Die Samen des Friedens schlummern in jedem von uns, und die Zeit ihres Keimens und Wachsens steht kurz bevor.
Die älteste spirituelle Weisheit zentrierte sich um die vorhersagbaren Veränderungen jahreszeitlicher Energien. Die Rituale kreisten um Aussaat und Ernte und die Zyklen von Licht und Dunkelheit. Die vier „Eck-“ oder „Schwebepunkte“ des spirituellen Jahres waren die Sommer- und die Wintersonnenwende – jeweils der längste und der kürzeste Tag des Jahres – und das Frühlings- und das Herbstäquinoktium, zu denen die Stunden des Lichts und der Dunkelheit einander die Waage halten. Viele jüdisch-christliche Feiertage sind Weiterentwicklungen dieser uralten, erd-gebunde-neren Rituale. Chanukka und Weihnachten, beides Licht-und Lichterfeste, sind aus Wintersonnwendfeiern hervorgegangen. Passah und Ostern sind ursprünglich Feiern der jährlichen Auferstehung des Lebens, die sich um das Frühjahrsäquinoktium ereignet. Weitere wichtige Punkte auf dem Medizinrad sind die alten keltischen Jahreszeitenfeste, die die Mittelpunkte zwischen Solstitien und Äquinoktien markieren: Imbolc im Februar, Beltane im Mai, Lammas im August und Samhain im November.
Der Wechsel der Jahreszeiten entspricht unseren Körperrhythmen. Viele Frauen menstruieren zur Zeit des Vollmondes. Viele Tiere halten Winterschlaf – und auch wir Menschen legen uns eine zusätzliche Fettschicht zu, da unser Stoffwechsel sich zu dieser Zeit verlangsamt. Unsere Träume und unser Innenleben gewinnen in der Dunkelheit des Winters an Kraft und Tiefe, während das helle Licht des Sommers nach aussen gerichtetes Handeln fördert. Im Herbst steht das Westliche Tor des Todes und der Wiedergeburt offen. Die hohen jüdischen Feiertage Jom Kippur und Rosch Ha-Schana stehen im Zeichen der Rückschau und Vollendung. Das alte Jahr wird zur Ruhe gebettet, alle Geschäfte werden zu einem Abschluss gebracht, und die Ernte spiritueller Reife wird in Form von Weisheit und Vergebung eingefahren. Im Frühling frohlocken wir über die Rückkehr des Lichts. Wir werden aus dem Gefängnis der Dunkelheit entlassen, treten mit grösserer Klarheit, Liebe und Entschlossenheit aus unseren Winterhöhlen heraus.
Die jahreszeitlichen Energien von Erde und Himmel können uns dabei helfen, aus dem uralten Schlaf des begrenzten Ichs zu erwachen. Diese Energien sind seit undenklichen Zeiten unter einer Vielzahl verschiedener Namen bekannt -»Engel« ist einer von diesen.

Wie Sie mit den „Gedanken zum Tag“ arbeiten können

Jeder Monat kreist um ein bestimmtes Thema, das sich durch alle täglichen Lektionen ebendieses Monats hindurchzieht. Die tägliche Lektion besteht aus zwei Teilen, einem Keimgedanken zur Kontemplation und einem Gebet und/oder einer Übung, die Ihnen helfen sollen, die Lektion zu verwirklichen oder zu verinnerlichen, so dass sie ein Teil von Ihnen wird. Viele Tage enthalten Hinweise darauf, wie Sie die
„Gedanken zum Tag“ im täglichen Leben umsetzen können. Meditation beispielsweise ist mehr als eine kleine Bucht des Friedens entlang eines brodelnden Stromes von Verpflichtungen: Sie ist eine Weise, den Fluss des Lebens wahrzunehmen und Teil von ihm zu sein. Der tibetische buddhistische Lehrmeister Sogyal Rinpoche definiert Meditation als „Geräumigsein“. Durch Übung wird es zunehmend leichter, Gedanken ungehindert kommen und gehen zu lassen, wie Vögel, die durch den klaren Himmel des Bewusstseins fliegen. Wir laufen dann immer weniger Gefahr, uns an einen flüchtigen Gedanken zu klammern, der uns aus der geräumigen, friedvollen Gegenwart herausziehen würde. Sobald wir die Kunst beherrschen, in der Meditation diese „Geräumigkeit“ aufrechtzuerhalten, können wir sie auch in unser übriges Leben hinübertragen. Wenn Sie beispielsweise auf der Autobahn fahren und eine nutzlose Kette ängstlicher oder sorgenvoller Gedanken Ihre Aufmerksamkeit an sich reisst, können Sie tief durchatmen, die Gedanken ziehen lassen und zum Frieden geräumigen Gewahrseins zurückkehren. Ihr ganzes Leben wird zu einer Meditation.
Genau in diesem Sinne sollen die Gedanken und Übungen jedes einzelnen Tages zu einem selbstverständlichen Teil Ihres Lebens werden und Ihnen dadurch helfen, das Wunder zu verwirklichen, aus den Begrenzungen des Ichs herauszusteigen und statt dessen in der unendlichen Liebe und schöpferischen Kraft des Höheren Selbst zu leben.
Die „Gedanken zum Tag“ unterscheidet sich insofern von den meisten anderen Büchern mit Gedanken und Gebeten zu jedem Tag des Jahres, als die in ihm angebotenen Übungen aufeinander aufbauen. Die Grundübungen, die im Januar vorgestellt werden, entwickeln die Fähigkeit, den Atem als Konzentrationshilfe zu benutzen sowie als Mittel, vom kleinen Geist des Ichs in den Grossen Geist Gottes überzugehen. Da im Laufe des Jahres viele verschiedene Methoden des Betens und Meditierens gelehrt werden, kann es vorkommen, dass Sie irgendwann auf eine Übung stossen, die Sie entweder noch nicht gelernt oder aber inzwischen wieder vergessen haben.
Januar, Februar und März legen gewissermassen das Fundament – sie vermitteln die wichtigsten spirituellen Grundsätze sowie eine Reihe meditativer Übungen. Von April an werden die Lektionen gehaltvoller. Wenn Sie erst am Anfang ihrer Erforschung spiritueller Methoden stehen, möchten Sie vielleicht nicht nur die Januar-Übungen machen, sondern auch die „Gedanken zum Tag“ der ersten drei Monate durchlesen, bevor Sie zum jeweiligen aktuellen Datum springen.
Die „Gedanken zum Tag“ sind als ein immerwährender Führer für die spirituelle Praxis gedacht, der Jahr für Jahr stets aufs Neue benutzt werden kann. Indem Sie sich mit der Zeit ändern, ändert sich auch Ihr Verständnis der täglichen Übungen, und die Tiefe, in der Sie diese Übungen erleben, ändert sich gleichfalls. Ich hoffe, dass diese Texte sich als ein treuer Gefährte für Sie erweisen werden – an welchem Punkt des Weges Sie sich auch gerade befinden mögen. Verwenden Sie es mit Freude und Nachsicht. Wenn Sie einen Tag auslassen, eine Woche oder einen Monat – sei’s drum! Wenn Sie die Übungen frühmorgens durchführen und für den Rest des Tages vergessen, sie in die Praxis umzusetzen – sei’s drum! Diese Texte zielen nicht auf Vollkommenheit ab, sondern auf die Ganzheit und Güte, die aus einem offenen Herzen erwachsen. Ich biete es Ihnen voller Liebe und Achtung an -Achtung vor der Person, die Sie sind, und vor Ihrer Absicht, den Samen des Friedens und des Erwachens in dieser Welt zum Keimen zu bringen.

 

NS.: Die Gedanken zum Tag finden Sie in unserem Blog:
http://templerorden-asto.com/category/ritterrunde/
Die tägliche „Arbeit“ dazu erreichen Sie mit folgenden Kennwort:
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