Templer - Blog

Die Kirche von Schöngrabern (Österreich)

Viele Forscher und Wissenschafter verschiedener Jahrhunderte
haben sich bereits mit der Kirche von Schöngrabern
und den Inhalten der Steinreliefs beschäftigt und
kamen darüber zu den unterschiedlichsten Auffassungen.

Die Romantiker unter ihnen nahmen die Kirche völlig unkritisch
als Templermonument hin. Wissenschafter der neueren
Zeit wiederum lehnen diese Möglichkeit in Bausch und
Bogen ab. Mittlerweile haben Forschungen bewiesen, dass
der Templerprozess kein berechtigtes Verfahren im herkömmlichen
Sinne, sondern einer der größten Justizmorde
der Geschichte, und zwar aus niederen Beweggründen war.
Trotzdem findet man in modernen Publikationen noch immer
die Meinung, dass der Orden wegen ketzerischer Umtriebe
aufgelöst wurde, als ob dies den Tatsachen entsprechen
würde. Der Hinweis, dass keine historischen Fakten
(Urkunden) für eine Beziehung der Templer zu Schöngrabern
auffindbar sind, kann keine stichhaltige Begründung
dafür liefern, diese Möglichkeit auszuschließen. Immerhin
wurde bei der Auflösung des Ordens versucht, alle Fakten zu
vernichten.

Die Kirche von Schöngrabern steht in einer Ansiedlung,
die im 12. Jahrhundert als Angerdorf angelegt wurde. Der
Hauptstraßenzug verlief im Mittelalter in westöstlicher
Richtung, vorbei an der Apsis mit den berühmten Bibeldarstellungen
und wurde von der heute dominierenden Nord-
Süd-Verbindung gekreuzt. Dieser Umstand lässt die Bedeutung
des Ortes für die damalige Zeit erahnen. Die Kirche lag
somit an der Straße zwischen Wien und den Komthureien
von Mähren und Böhmen, in Brünn und Prag.

Die Kirche entstand also an einem Verkehrsweg, der
nicht nur von Händlern und Pilgern, sondern auch von
Kreuzfahrern auf ihrem Weg an die Donau und selbstverständlich
auch von Templern benutzt wurde, die diese Pilger
begleiteten oder auf ihrem Weg zwischen den verschiedenen
Besitzungen unterwegs waren.

Das für Österreich Einmalige an der Kirche von Schöngrabern
ist die an ihren Außenwände, im Speziellen an der
Apsis, eingesetzte Bildsprache. Sie macht diesen Sakralbau
zu einem Abbild der Welt. Kirchen mit solch reichem romanischen
Bilder- und Figurenschmuck findet man häufiger
im romanischen, südfranzösischen oder spanischen Raum,
durchwegs also dort, wo auch der Templerorden sehr verbreitet
war.

Eine Gründungs- und Stiftungstheorie bringt die Herren
von Kuenring, die in dieser Gegend begütert waren, mit der
Errichtung der Kirche in Verbindung. Dem muss man entge
genhalten, dass ein Ministerialengeschlecht der Babenberger
seine Einkünfte eher in die notwendigen Verteidigungsbauten
investiert hätte. Als Grablege hatten die Kuenringer
das Stift Zwettl mit reichlich Zuwendungen bedacht. Es
scheint unvorstellbar, dass daher mehrere Kulturbauten in
das Sponsorenprogramm diese Adelsgeschlechtes fallen.

Viel eher würde man auch den Tempelherren die erforderlichen
Verbindungen zu den Baumeistern und Bauhütten
zutrauen, die für diese Aufgabe gebraucht wurden. Die
Templer hatten selbst ein eigenes Kirchenbauprogramm
und – bedingt durch die weitreichenden Verbindungen in
aller Herren Länder bis ins Heilige Land sowie durch die ordensinterne
Finanzpolitik-die besten Voraussetzungen zur
künstlerischen und finanziellen Abwicklung dieses Bauvorhabens.

Weiters sollte bedacht werden, wem eine dermaßen ausgestaltete
Kirche in einer Gegend und an einem Ort, der im
12. und 13. Jahrhundert sicher keine große Rolle gespielt
haben dürfte, von Nutzen wäre.

Die steinernen, nahezu vollplastischen Figuren an der
Kirche, die Themen der Heiligen Schrift richten sich an alle,
die an der Kirche vorüberziehen. Die ernste Romanik, erfüllt
von tiefen Gedanken des Glaubens, im Widerstreit mit Unglauben,
Sünde und Sinnenlust, weiß aber auch um die Gefahren
dieser Welt. So ist dem Göttlichen das Dämonische
zur Seite gestellt, die dem Wissenden beide Möglichkeiten
zur Wahl stellt. Dämonen in Form von Tieren bedrohen den
Menschen. Während im Altarraum das Inferno gebändigt
scheint, zeigt der Skulpturenzyklus außen an der Apsis den
Kampf der Dunkelheit mit dem Licht. Die Baumeister der
Templer waren wahre Meister im Erzählen von Geschichten
und im Chiffrieren von Botschaften. Der Kirchenbau und der
Figurenzyklus scheinen ein Programm zu beinhalten. Religiös
verständlich für den Gläubigen, programmatisch für
den Wissenden.

Der Figurenzyklus erzählt weiter von der dramatischen
Auseinandersetzung der Menschheit mit den Kräften des
Guten und des Bösen. Die Geschichte beginnt beim Sündenfall
Adam und Evas im Paradies, führt uns zum ersten
Mord der Menschheitsgeschichte, wobei Kain seinen Bruder
Abel erschlägt, zum Kampf gegen dämonische Tiere, zeigt
uns die rettende Hilfe, zeigt Entsagung und Überwindung
und zuletzt die Wiederkunft Christi und das Gericht.

Ewige Verdammnis oder Errettung durch Gnade sind die
Alternativen am Ende dieses Lebens. Warnend wenden sich
die ernsten romanischen Sinnbilder der Menschheit zu, die
sich dieser Entscheidung immer wieder neu stellen darf.

Im Inneren der Kirche werden drei halbplastische Figuren,
die so genannten „Apostel”, eingemauert in der Nordwand
aufbewahrt. Diese Figuren stammen vom ursprünglich
romanischen Westportal der Kirche und werden in der
gängigen Literatur als Apostelfiguren beschrieben. Das
Westtor war wohl einst in Form und Figurenschmuck den
großen romanischen Portalen der Kirchen in Frankreich und
Burgund ähnlich.

Niemandem ist es aber bis jetzt aufgefallen, dass die drei
Figuren einander sehr ähnlich sind. Das würde bedeuten,
dass derselbe Apostel an einem Tor dreimal dargestellt war.
Selbst wenn die Kirche dem entsprechenden Heiligen einst
geweiht war, so wäre das übertrieben. Selbst wenn in Betracht
gezogen wird, dass die Romanik noch nicht sehr in
Porträtkunst fortgeschritten war, so ist doch noch niemandem
aufgefallen, dass die Figuren sehr wohl unterschiedliche
Gesichtszüge, jedoch annähern gleiche Haar und Barttracht
aufweisen. Alle drei tragen die gleiche Kleidung und
den gleichen ernsten, stolzen und kriegerischen Ausdruck.
An allen drei Figuren ist das Cingulum, also die traditionellen
Schnüre, die von Mönchen an der Taille über der Kutte
getragen werden. Bei allen drei Figuren wird der Übermantel
von Spangen gehalten. Die Tracht erscheint durchaus
mittelalterlich. Sie alle aber tragen einen Gegenstand in
ihren Händen, der aus kontemplativen Mönchen plötzlich
Kriegermönche werden lässt: ein Schwert.

Es liegt also der Schluss nahe, dass von den Steinmetzen
hier jene Auftraggeber verewigt werden sollten, die den
Auftragzum Bau der Kirche, an einem Ihrer Hauptreisewege
von den böhmischen und mährischen Komthureien zum Pilgerweg
an der Donau, gaben. Es ist ziemlich Wahrscheinlich,
dass hier die einzige bildliche Darstellung von Tempelherren
in Österreich existiert. Es wäre sicher ein wichtiger
Hinweis, wenn bei einer wissenschaftlichen Untersuchung
der Figuren Reste ursprünglicher Farbgebung gefunden
würden. Vorausgesetzt, sie wäre in der Hauptsache weiß.

Die drei in der Kirche von Schöngrabern an der Nordwand
eingemauerten Apostelfiguren finden Ihre Entsprechung,
was die Gestaltung, die Bekleidung und die Haltung betrifft,
auf dem Sarkophag des Infanten Don Felipe in Villalcazar de
Sirga in Spanien.

Die Darstellung auf diesem Sarkophag zeigt allerdings
unwidersprochen Angehörige des Templerordens.

(Aus dem Buch „Auf den Spuren der Templer in Österreich“

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