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Die Vielschichtigkeit des Leib-Körper-Verständnisses

Eine philosophische und psychosomatische Betrachtung

In Friedrich Nietzsches Werk “Also sprach Zarathustra” wird der Leib als zentrales Element der menschlichen Existenz hervorgehoben: “Leib bin ich ganz und gar, und nichts außerdem; und Seele ist nur ein Wort für ein Etwas am Leibe.” Diese Aussage wirft Licht auf die Bedeutung des Leibes als Grundlage unserer Existenz und unseres Bewusstseins.

Eric Cassel, ein amerikanischer Arzt und Bioethiker, kontert diese Perspektive und argumentiert, dass Personen leiden, während Körper nicht leiden. Diese Sichtweise betont die Unterscheidung zwischen dem biologischen Körper und dem individuellen Erleben von Schmerz und Leid.

Doch was genau bedeutet eigentlich der Begriff “Leib” im Unterschied zum “Körper”? Der Leib ist ein altes Wort, das heute nur noch in speziellen Kontexten, wie etwa im Sakralen, verwendet wird, wie im Begriff “Leib Christi”. Es bezieht sich auf das Lebendige, Gelebte und Gespürte. Im Gegensatz dazu meint der Körper oft nur den materiellen Aspekt des menschlichen Organismus.

Die Unterscheidung zwischen Leib und Körper hat auch eine kulturelle Dimension. Menschen leben in der Erfahrung, einen Körper zu haben und zugleich ihr Körper zu sein. Das Körperbild und die Körpererfahrung spielen eine entscheidende Rolle bei der Definition der eigenen Identität, sowohl aus der Perspektive des Selbst als auch aus der Sicht anderer Menschen. Besonders Frauen werden in diesem Kontext oft deutlicher definiert als Männer.

In der Humanistischen Philosophie wird der Körper nicht als bloßes Objekt betrachtet, sondern als Leib, der die Grundlage unserer Existenz bildet. Der Leib ist nicht nur die physische Hülle, sondern auch die Voraussetzung für unser Leben, unsere Entwicklung und unsere Erfahrungen. Er ist eng verbunden mit unserem Bewusstsein und unserer Wahrnehmung von Endlichkeit.

Die Psychosomatik strebt danach, den Dualismus von Körper und Geist zu überwinden und stattdessen die Bedeutung des Körpers und des Leibes in verschiedenen Lebensbereichen zu untersuchen. Dabei wird gefragt, welche Rolle der Körper in verschiedenen gesellschaftlichen, religiösen, wissenschaftlichen und medizinischen Kontexten spielt. Zudem wird untersucht, wie wir unseren Körper im Alltag erleben und welche Bedeutung er in Grenzerfahrungen wie Schwangerschaft, Krankheit, Alter und Sterben hat.

Insgesamt zeigt die Betrachtung von Leib und Körper die Komplexität und Vielschichtigkeit der menschlichen Existenz. Sowohl philosophische als auch psychosomatische Ansätze tragen dazu bei, ein umfassenderes Verständnis von unserem Verhältnis zu unserem eigenen Körper und unserer Umwelt zu entwickeln.

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