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Eine Bilanz nach sechs Monaten Ukraine-Krieg

Nun erreicht die Ukraine einen doppelten Markstein: Zum einen dauert der russische Angriffskrieg nun bereits sechs Monate und damit viel länger, als Optimisten auf beiden Seiten erwartet hatten. Zum anderen begeht das Land am 24. August seinen Nationalfeiertag, den Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung von 1991, als die damalige ukrainische Sowjetrepublik die Herrschaft Moskaus abschüttelte. Das Zusammenfallen der beiden Gedenktage wirkt symbolhaft, denn wenn der Krieg eines gezeigt hat, so dies: Die Unabhängigkeit der Ukraine lässt sich nicht so leicht zerschmettern. Nach sechs Monaten Krieg ist der ukrainische Widerstandsgeist ungebrochen.

Darum ist es wichtig: Der Krieg hat seit Ausbruch Tausende von Opfern gefordert, Millionen Menschen in die Flucht gedrängt und die Preise für Getreide auf ein historisches Rekordhoch steigen lassen. In sechs Grafiken zeigen wir die Auswirkungen der russischen Invasion.

Das ist die Bilanz des Wirtschaftskriegs: Ein klarer Gewinner des Wirtschaftskrieges ist schwer auszumachen: Wenn es nach Forschern der amerikanischen Universität Yale geht, steuert die russische Wirtschaft auf einen Kollaps zu. Die Gegenposition vertritt der Internationale Währungsfonds (IMF) in seinem Weltwirtschaftsausblick. Russlands Wirtschaft stehe vor dem Hintergrund der westlichen Sanktionen besser da als erwartet, hielt die Organisation fest. Europa hingegen bekomme den Krieg aufgrund seiner Abhängigkeit von Russland bei der Energieversorgung stärker als erwartet zu spüren.

Das sagt die Expertin: Die Soziologin Natalia Otrischtschenko zieht nach sechs Monaten Krieg Bilanz über die Veränderung der ukrainischen Gesellschaft. Diese sei solidarischer geworden, das Vertrauen in den Staat sei gewachsen. Dieser sei aber weiterhin existenziell bedroht. «Die Gesellschaft ist noch immer im Überlebensmodus», sagt Otrischtschenko.

Das ist die aktuelle Entwicklung vor Ort: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat zum Abschluss der sogenannten Krim-Plattform am Dienstag in Kiew den Abwehrkampf seines Landes gegen die russische Aggression mit sehr undiplomatischen Worten beschrieben. «Sie haben beschlossen, unser Land zu besetzen», sagte er auf Russisch. «Als sie das 2014 beschlossen haben, hat die Welt ihnen nicht einfach eins auf die Fresse gegeben, und so sind sie weiter und weiter und weiter gegangen. Aber wir geben ihnen auf die Fresse.»

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