Templer - Blog

⚔️ Heute ist der Todestag des 14. Templergrossmeisters

14. Willelmus de Carnoto (Cluillaume de Chartres).
1210-25. August 1219

100 Jahre nach seiner Gründung hatte der Templerorden im Westen
seinen höchsten Besitzstand erreicht. Hinzu kamen später noch Neuerwerbungen
in Deutschland und in den spanischen Reichen. In Frankreich
und England hat sich sein Besitz kaum noch vermehrt; es wurden
nur hier und da einzelne Güter durch Kauf oder Tausch abgerundet.
Allein schon dieser umfangreiche Besitz ist ein sicherer Beweis für das
unbegrenzte Vertrauen, das dem Orden entgegengebracht wurde, das die
Verleumdungen seiner Gegner aufwiegt. Die zahlreichen Gönner des
Ordens aus allen Ständen spendeten sowohl aus Bewunderung für den
Orden als auch, um zur Befreiung des Heiligen Landes von den Ungläubigen
beizutragen, ohne selbst kämpfen zu müssen. Mit einer jeden Gabe
wurde der Spender in die Gebetsgemeinschaft des Ordens aufgenommen
und verpflichtete sich den Himmel. Dazu kamen auch materielle Vorteile.
Alle die eine unsichere Freiheit gegen eine für uns oft nicht genau bestimmbare
Abhängigkeit vom Orden eintauschten und familiäres des Templer-
ordens wurden, suchten den Schutz seiner Privilegien, Schutz vor Übergriffen
höherer Gewalten und eine Existenz im Alter, im Kriegsfall oder
in Zeiten von Missernten und Hungersnot. Waffenhilfe konnten die
wenigen Templer einer Komturei nicht gewähren. Sie werden in den
Albigenserkriegen kaum genannt; die Ritter fehlten dem Orden im Westen.
Man hat bei der Auflösung des Ordens in den französischen Häusern
nicht einmal Waffen gefunden. Wie bei den Ordensrittern selbst,
wenn sie in den Orden traten, wirkten weltliche und geistliche Beweggründe
bei jeder Art der Affiliation mit dem Orden zusammen. Bei den
Rittern, deren Leben in der Welt und für die Welt allein den Chronisten
vor Augen steht, wird oft übersehen, dass ein Wunsch nach Abkehr von
der Welt und das Verlangen, Gott zu dienen, sie bewogen haben muss,
in den Orden zu treten. Die Mehrzahl der Ritter führte ihr Gelübde in
den nahen, oft furchtbaren Tod. Doch auch ein Verlangen nach irdischen
Vorteilen, die sie sich vom Orden versprachen, nach kriegerischem
Ruhm und nach dem unbekannten und verlockenden Orient liess Ritter
und Knecht sich dem Orden verpflichten. Das Bewusstsein ihrer Überlegenheit
wegen der Strenge ihres Gelübdes und das der materiellen
Macht, die hinter ihnen stand, führte zu jener Überhebung (superbia),
die ihnen immer wieder vorgeworfen wurde.

Vier Orden folgten der Templerregel, weil sie vorbildlich für die Errichtung
eines ritterlichen Ordens war: Der Deutsche Orden, der Orden
der Schwertbrüder in Livland und der Orden von Dobrin; beide hatten
nur eine kurze Lebensdauer, wie der Orden, der zur Bekämpfung der
Albigenser errichtet wurde.

Obwohl der Eifer für die Kreuzzüge im Laufe des 13. Jahrhunderts
erlahmte, konnte der Orden seine schweren Verluste immer wieder ergänzen.
Die Standesgrenzen galten, entgegen den Absichten seiner Gründer,
auch für den Orden; nur der Sohn eines Ritters, wenn auch der Ritterschlag
nicht vollzogen zu sein brauchte, konnte Ritter werden. Wir
wissen nicht, ob diese Bestimmung immer befolgt worden ist. In Deutschland
mögen auch die Söhne der städtischen Oberschicht, die hier eine
andere Stellung einnahm als die Bewohner der Städte Frankreichs, als
Ritter eingetreten sein. Jedoch Bürger ebenso wie Edelleute vergrösser-
ten in Frankreich bis in die letzten Jahre des Ordens seine Klientel.
Immer wieder berichten die Zeitgenossen von dem Reichtum der Templer.
Da aber auch in der Heimat ständig kleine und grosse Summen Geldes
ausgegeben wurden – für zahlreiche Schenkungen entschädigte der
Orden den Geber, die Grenze zwischen Schenkung und Verkauf ist nicht
deutlich, wird verständlich, dass dieser Reichtum nötig war, um den
Orden lebens- und aktionsfähig zu erhalten. Auch die Armenfürsorge
gehörte zu den Verpflichtungen der Templer wie der anderen geistlichen
Orden, der sie bis zuletzt nachgekommen sind. Trotz der sich wiederholenden
Verbote kamen auch unbemittelte Leute ins Heilige Land, die auf
die Unterstützung der Orden angewiesen waren.

Eine schwere Verantwortung lastete auf dem Grossmeister. Er musste
die Aufgaben eines Abtes mit denen eines Ökonomen – für einen weit
grösseren Bereich als den eines oder mehrerer Klöster -, eines Feldherrn
und eines Politikers verbinden. E r durfte zwar nicht ohne Zustimmung
des Konvents Krieg anfangen oder einen Waffenstillstand schliessen, auch
nicht die höchsten Würdenträger des Ordens ernennen oder in den Orient
berufen, aber damit war die Last seines Amtes nicht von ihm genommen,
das, wie es den Anschein hat, sie ohne jede Vorbereitung anzutreten
pflegten. Im Hohen Rat, wo über die Geschicke des Landes,
über Krieg und Frieden entschieden wurde, hatte er mit den beiden andern
Grossmeistern eine entscheidende Stimme.

Willelmus de Carnoto stammte aus der Familie de Ver, deren Besitzungen
in der Beauce südlich von Chartres gelegen waren. Sein Bruder
Robert war ein Vasall des Grafen Thibaud V. von Blois und Chartres.
Willelmus war nicht der Sohn des Grafen von Chartres, Milo de Bar-sur-
Seine, wie in vielen Darstellungen zu lesen ist. Graf Milo kämpfte
an seiner Seite vor Damiette und verlor kurz nach Willelmus’ Tode
ebenso wie sein Sohn Walter sein Leben.

Willelmus trat kurz vor 1193 in den Orden. Im Februar dieses Jahres
wohnte er am Hof des Königs zu Paris und in seiner Gegenwart der Bestätigung
der Schenkung des Hospitals von Possesse an den Orden bei.
Er zog dann ins Heilige Land und wurde Komtur von Safitha (Chastel blanc).

Es ist anzunehmen, dass er wegen seiner Amtswaltung dort zum Grossmeister
gewählt wurde: der Kampf um Gaston musste zu gutem Ende
geführt werden. Möglicherweise war er 1208 noch einmal in der alten
Heimat. Wieder ist es ein jüngerer Sohn aus einer Familie kleinen
Adels, der zu diesem bedeutenden Amt berufen wurde.

König Johann von Brienne, bei dessen Vermählung mit Maria, der
Erbin des Thrones von Jerusalem, im Jahre 1210 Willelmus de Carnoto
zum ersten Mal als Grossmeister genannt wird, schloss im Juli 1211 wieder
einen sechsjährigen Waffenstillstand mit al-‘Adil. Ohne Hilfe aus dem
Abendland wagte er den Kampf mit den Muslimen nicht.

Die Streitkraft der Templer fiel in diesen Jahren fast ganz aus. Der
Papst musste 1213 die beiden Grossmeister eigens ermahnen, dem König
gegen alle „Störer des Reiches” beizustehn. König Leo hatte sich
geweigert, auf Verhandlungen mit den Templern, zu denen sie bereit
waren, einzugehen. Er hatte 1210 ihre Güter in Port Bonel (Arsuz) und
andern armenischen Orten besetzt und sie an der Nutzniessung ihres Besitzes
gehindert. Als der Patriarch von Jerusalem ihn daraufhin vermahnt
und schliesslich gebannt hatte, verwüstete König Leo auch die Templerbesitzungen
in Antiochia, die bis dahin unbeschädigt geblieben waren,
und beraubte sie damit aller ihrer Natural-Einkünfte dort. Der Grossmeister
und andere Templer wurden auf dem Wege, eine ihrer nicht
eingenommenen Burgen zu verproviantieren, verwundet. Die Berichte
an den Papst über diese Vorgänge, die wiederum nur aus seinem Brief
bekannt sind, sagen nichts von Übergriffen der Templer. Klagen Leos
über sie sind aus dieser Zeit nicht bekannt. Er setzte seine Raubzüge
durch das Fürstentum von Antiochia auch in den folgenden Jahren
fort. 1212 schloss er zwar Frieden mit den Templern, um vom Bann
gelöst zu werden, aber erst als König Johann von Brienne 1215 oder
1216 Truppen nach Syrien sandte, gab der Armenierkönig auch Gaston
zurück. Etwa zur selben Zeit hatte sich Raimund-Rupen Antiochias
bemächtigt und wurde zu Beginn des Jahres 1216 Fürst von Antiochia.

Während der Orden aller seiner Erträge in Armenien und Antiochia
beraubt wurde, erlitt er auch schwere Verluste in Griechenland. Er hatte
nach der Eroberung Konstantinopels reiche Schenkungen in Thessalien,
Böotien, auf Euböa und der Peleponnes von geistlichen und weltlichen
Herren erhalten. Diese Besitzungen wurden 1209 und in den folgenden
Jahren von Kaiser Heinrich auf seinem Zug in den Süden und von seinen
Vasallen dem Orden wieder entzogen. Gerland vermutet, ohne es zu
beweisen, dass die Templer Heinrich nicht als „Oberlehnsherren in Thessalien”
anerkannt hätten. Erwiesen ist nur, dass der Kaiser auf die
Privilegien der Templer keine Rücksicht nahm. Der Papst klagte ihn an,
„in periculum animarum” gegen „die kirchliche Freiheit” vorzugehn;
denn der Kaiser verbot sowohl künftige Schenkungen zur toten Hand,
wie er auch die zuvor erfolgten rückgängig machte. Nicht allein der
Templerorden wurde von seinen Eingriffen betroffen, was auch gegen Gerlands
Annahme spricht. Die von den Templern errichteten Burgen bei
Zeituni und Ravennika besetzte der Kaiser zur Befestigung seiner eigenen
Macht. Dass die Templer nur dem Papst unterstanden und der Kaiser
nicht mit ihrem bedingungslosen Gehorsam rechnen konnte, veranlasste
sein Vorgehen. In dem noch nicht lange eroberten Lande war der Streit um
den Besitz ein Existenzkampf. Über das jeweilige Recht suchte der Papst
gerecht zu entscheiden. Die Johanniter in Griechenland wurden wegen
ihrer Gewalttaten gegen den Bischof von Gardikion exkommuniziert.

1217 lief der Waffenstillstand mit al-‘Ädil aus. Unter Aufwendung
ungeheuerer Mittel war ein Kreuzzug zustande gekommen. König
Andreas von Ungarn und Herzog Leopold von Österreich waren mit
anderen Fürsten und einem grossen Heer in Akko gelandet. Obwohl vor
der Ankunft der Kreuzfahrer beschlossen worden war, al-Mu’azzam bei
Nablus anzugreifen, entschied man sich nun, da soviel Streitkräfte zur
Verfügung standen, Damiette und Kairo anzugreifen, um nach der
Eroberung Ägyptens das Heilige Land und Jerusalem, unangefochten von
Süden, in Besitz nehmen zu können. Nie sei das Heidentum schwächer
gewesen, schrieb Willelmus an Papst Honorius III. ; zwar sei die Ernte
missraten, Weizen und Gerste knapp, es fehlten auch Pferde, aber al-‘Adil
fürchte die Ankunft der Kreuzfahrer. Dennoch wurde auf einer Fürstenversammlung
zu Akko entschieden, für den Angriff auf Ägypten noch
die Ankunft weiterer Kreuzfahrer abzuwarten. Ein Feldzug bis vor
Damaskus, zwei andere in Galiläa, brachten wegen der überlegenen
Taktik der Muslime nur damjma et incommoda. Die Burg auf dem
Tabor erwies sich als uneinnehmbar. Es bleibt unverständlich, dass
der Angriff ohne Belagerungsmaschinen unternommen wurde. Der
Templermeister lag krank in Akko; seine Schar bewährte sich,
aber es fehlte die einheitliche Führung. Grosser Aufwand war umsonst
vertan. Nur hatten die Kreuzfahrer fast unbehelligt die Heiligen Stätten
am See Genezareth und am Jordan besuchen können.

Ehe die erwarteten Streitkräfte aus dem Westen gekommen waren,
wurde Caesarea und eine kleine felsige Halbinsel südlich des Karmel befestigt.
Nahebei hatten die Templer in den ersten Jahren des Ordens
zum Schutz der Pilger gegen Überfälle ein Fort Districtum (Le Destroit)
errichtet. Mit Unterstützung Walthers von Avesnes und der Deutschritter
bauten sie nun das Castrum Peregrinorum oder Atlit, eine gewaltige
Festung. Diese Wacht- und Fluchtburg war von drei Seiten vom Meer
umgeben und zum Land hin durch starke Türme und Mauern geschützt.
Da aber der besondere Zweck dieser Burg war, wie der Paderborner Domscholaster
Oliver schreibt, den Templerkonvent aus der „sündigen Stadt
Akko, die voll jeglichen Unrats ist”, herauszuführen, bis er einst wieder
in das befestigte Jerusalem ziehen könne, hatte man auf polygonalem
Grundriss, nach dem Vorbild der Grabeskirche, eine Kirche mit drei Absiden
errichtet und die Hallen der Burg so gross und prächtig gestaltet,
wie es einem Haupthause des Ordens entsprach. Noch heute lassen die
Trümmer die Grossartigkeit des Baues erkennen. Er sollte den Fall
von Akko 1291 überdauern.

Der Bischof von Akko, Jacques de Vitra, der erst ins Land gekommen
war, wunderte sich, woher die Templer die Mittel genommen hätten.
Er wusste also nichts von ihrem Reichtum. Da sie sich nicht an der
Befestigung von Caesarea beteiligt hatten, hätten sie den Bau von Atlit
begonnen. Die Muslime sollen diese Burg mehr gefürchtet haben als das
ganze Christenheer und ihretwegen – vielleicht – die eigene Befestigung
auf dem Tabor zerstört haben. Wie weit der Grossmeister
an Anlage und Plan des Baus beteiligt war, ist nicht bekannt, dass
aber die Templer dies Castrum ssii Dei, wie Oliver von Köln die Burg
nennt, bauten und nicht nur übernahmen, wie noch Johns schreibt,
bezeugen Oliver und Jacques de Vitry. Die Templer bemühten sich in
der Folgezeit, ihr Herrschaftsgebiet um Atlit zu vergrössern. Die Ortschaft
südlich der Burg, die eine eigene Kirche hatte, erhielt einen
bürgerlichen Gerichtshof. In Atlit wurden die Reliquien der Heiligen
Euphemia verehrt.

Mit dem Kreuzfahrerheer brachen auch im Mai 1218 die drei Orden
unter ihren Meistern zur Belagerung von Damiette auf. Oliver und die
andern Chronisten des Kreuzzuges rühmen die Heldentaten der Templer.
Vielleicht hat es ein eigenes „Buch der Templer”, das diese Belagerung
schilderte, gegeben. Ein Templerschiff ging mit den darauf kämpfenden
Rittern und Muslimen in den Fluten des Nils unter. Templer führten
beim Angriff auf die Stadt im Februar 1219. Der Deutsche Orden und
weltliche Ritter standen am 31. Juli dem Templerorden unter ihrem Meister
und Marschall bei, einen Überfall der Muslime auf das Lager der
Christen abzuwehren. Hier mag Willelmus de Carnoto die Wunden
erhalten haben, die ihn zwangen, sein Amt niederzulegen, ehe er ihnen am
26. August 1219 erlag.

Das Bild zeigt das Wappen des Grossmeisters.

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