Templer - Blog

Hier stehe ich, ich kann nicht anders:

Ein Vikar im Vatikan

Gespannt und neugierig machte ich mich vor einigen Tagen auf den Weg in die Redaktion von Vatican News. Ich, ein evangelischer Vikar (Pfarrer in Ausbildung) in der Welt der katholischen Nachrichten. Heute mit dem Blick in die Ökumene und der Frage, ob Ökumene funktionieren kann?

Immer wieder rede ich gerne über Ökumene. Mehr Zusammenarbeit zwischen den großen christlichen Kirchen. Verbundenheit über Gemeinde und Kirchengrenzen hinweg. Was in Deutschland auf Gemeindeebene immer selbstverständlicher wird, auch gemeinsame Gottesdienste zu feiern, gemeinsame Aktionen zu initiieren oder sich nur auszutauschen über die aktuellen Probleme. Das auf das Große zu übertragen, das wäre spannend. So bestehen bei allen Unterschieden immer mehr Verbindungen.

Auch in der offiziellen Ökumene geht es immer mehr voran. Es gibt viele Erklärungen über mehr Zusammenarbeit, aber auch teilweise einzelne meist evangelische Kirchen, die eine praktische Kirchengemeinschaft erklären.

In alldem gibt es Unterschiede, berechtigte, ja theologisch tiefe Diskussionen auch über Themen, die uns im Glauben unterscheiden. Und trotzdem hoffe ich immer wieder, dass Ökumene bedeutet wahrzunehmen, was diese Vielfalt, die ja viele Kirchen schon in sich selbst haben, für das Christentum bedeutet. Wie toll das ist, dass wir nicht alle gleich sind und gleich denken, sondern jeder auf seine Weise glaubt und seinen Glauben ausdrückt.

All das kann in den nächsten Tagen in Karlsruhe gefeiert werden, wenn sich immerhin 350 christliche Kirchen aus der ganzen Welt treffen. Dort soll ökumenisch diskutiert und gebetet werden. Mit dabei auch eine Delegation aus dem Vatikan. Unter der Delegation ist auch Kardinal Koch und drei wichtige deutsche Bischöfe. So sind es viele Menschen, die sich aufmachen nach Karlsruhe, dort diskutieren und debattieren. Es soll ein Fest der Einheit werden.

Während der ganzen Veranstaltung feiern die Kirchen unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ ihre Fortschritte auf dem Weg, ihre Vielfalt und drücken ihre Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, egal wie diese aussehen wird, aus.

Auch Papst Franziskus ist am ganzen Geschehen interessiert und hat eine Botschaft angekündigt. Denn obwohl die katholische Kirche kein Vollmitglied im Rat ist, ist sie vertreten, eben auch durch Papst Franziskus. So macht sie sich trotz aller Differenzen auf und will auch in Karlsruhe als größte christliche Kirche eine wichtige Rolle spielen.

Für mich ist, wenn ich nach Karlsruhe blicke, Ökumene immer wieder eine Chance, Neues zu entdecken, Unterschiede wahrzunehmen und sich neu auf andere Formen und Ideen einzulassen. Vielleicht kann ja der Rat in Karlsruhe zu mehr Verständnis füreinander beitragen, auch in den noch ungelösten Fragen und Streitpunkten unter den verschiedenen Kirchen. Denn genau diese Vielfalt und die zahlreichen Unterschiede machen uns als Christen auch aus und besonders. Sich daran zu erinnern, dass in der Mitte der christlichen Kirchen die gleiche Botschaft von Liebe steht, das ist ein schönes Zeichen und kann hoffentlich über die Versammlung hinauswirken.

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