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Kleine Geschichte vom Preußisch Blau, dem Zufallsfund der Alchemisten

Blau kommt in der Natur selten vor und war viele Jahrhunderte lang teurer als Gold. Bis um 1700 in einem Berliner Labor ein Experiment danebenging. Eine Kolumne.

Diesbach war ein Schweizer Soldat, der als Söldner unterwegs war und in die preußische Hauptstadt kam, um mit der Herstellung von Farben Geld zu verdienen. Dippel hatte sich bereits einen Namen als Alchemist gemacht. Alchemie und Chemie verwendeten die Menschen zu dieser Zeit synonym. Die Chemie war noch keine Wissenschaft, sondern – eben – Alchemie, und die galt als Geheimwissen. Bücher und Experimente wurden unter der Hand weitergegeben, häufig verschlüsselte man die Rezepturen noch. In den meisten Anweisungen ging es darum, Gold herzustellen oder den Stein der Weisen zu entdecken. Und der versprach nicht weniger als das ewige Leben.

Dippel war überzeugt davon, dass er eine Tinktur hergestellt hatte, mit der er Silber in Gold verwandeln könne. Deshalb holte ihn Graf August von Wittgenstein, der als Oberhofmarschall am Hof des preußischen Königs diente, 1704 nach Berlin. Wie viele Fürsten damals finanzierte von Wittgenstein ein Alchemielabor. Dort stellten die Gelehrten auch Farbpigmente, Schießpulver und Arzneimittel her, um sie zu verkaufen. Die Stoffe und Mittelchen brachten den Männern gutes Geld.

Diesbach und Dippel arbeiteten zur selben Zeit im Alchemielabor. Der eine wollte dort Farben entwickeln, der andere ein Allheilmittel, das »Dippelsche Tieröl« oder »Oleum animale Dippelii«. Dafür hatte jener Tierblut so lange destilliert, bis er ein farbloses Öl erhielt, das er als Medikament gegen alle möglichen Krankheiten verkaufte.

Die Alchemisten entdecken das erste moderne, künstliche Pigment
Eines Tages im Jahr 1706 machte sich Diesbach daran, Florentiner Lack zu produzieren, auch bekannt als Karminrot, das häufig in der Malerei verwendet wurde. Florentiner Lack bestand aus Cochenille-Schildläusen (Dactylopius coccus), die ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika stammten. Aus den weiblichen Tieren kann der Farbstoff Karmin gewonnen werden, dessen Hauptbestandteil die Karminsäure ist.

Diesbach hatte die Läuse getrocknet, zu Pulver verarbeitet und eine Kalium-Aluminiumsulfat-Lösung hinzugefügt. Nach ein paar weiteren Schritten – er gab unter anderem Pottasche hinzu – schüttete er die Masse durch einen Filter und ließ sie trocknen. Übrig blieb ein tiefrotes Pulver, das er als Florentiner Lack anbot.

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