Templer - Blog

⚔️ Komturei Lietzen (Deutschland)

Lietzen (in ma. Urkunden auch Lesnida, Leznitze, Liceniz, Lyzne) ist heute eine Gemeinde im Südosten des Landkreises Märkisch-Oderland im Bundesland Brandenburg. Die Templerniederlassung befand sich allerdings nicht im heutigen Ortskern, sondern im weiter nordwestlich gelegenen Lietzen Nord.

Die Gründung der Komturei erfolgte im Zusammenhang mit den Bemühungen der schlesischen Herzöge Heinrich I. und Heinrich II. um die Erweiterung des herzöglichen Einflussbereiches und die Ausdehnung und Sicherung der Grenzen des Landes Lebus links der Oder, die auch die Zisterzienser und Augustiner-Eremiten einbezog. Spätestens 1229 erhielten auch die Templer 250 Hufen im Lebus-Gebiet. Eine Stiftungsurkunde der Niederlassung ist leider nicht überliefert. Im Jahre 1229 jedenfalls überließ Bischof Laurentius von Lebus den Templern den Zehnt innerhalb des Schenkungsgebietes. Als Verwaltungszentrum wurde in Lietzen ein Tempelhof eingerichtet. Siedler zur Bewirtschaftung des Landes wurden in den deutschen Gebieten jenseits der Grenze angeworben.Die Zusammenarbeit zwischen Templern und lokalem Weltklerus war eng. Im Jahr 1244 bestätigte Bischof Heinrich I. von Lebus nicht nur den Zins der 250 Hufen sondern fügte den Zehnten von 50 Hufen für Lietzen hinzu. Die Templer stifteten ihrerseits ein neues Kanonikat für das Lebuser Domkapitel, dessen Inhaber aus Ordenseinkünften unterhalten wurde. Bei einer Vakanz des Kapitelssitzes hatte der Provinzmeister der Templer von Deutschland und Slavien Präsentationsrecht. Dadurch unterstanden dem Templerorden die Seelsorge über die zuvor genanten Orte und die der Kapelle Lietzen.Alle Güter und Rechte des Templerordens in der Mark Brandenburg, aber auch in
Pommern wurden am 18.01.1247 durch Papst Innozenz IV. bestätigt. Die Urkunde erwähnt die zur Kommende Lietzen gehörenden Güter Heinersdorf, Tempelberg, Marxdorf, Neuentempel und Colaz.

Ein durch den Bischof Konrad von Meißen vermittelter Vergleich zwischen den Templern und dem Erzbischof Rudolpf von Magdeburg ist für den 03.05.1253 belegt. Darin geht es um die Güter des Templerordens im Landgebiet Lebus diesseits der Oder und somit wahrscheinlich auch um die Kontrolle des Weges nach Preußen.

In der Kommenden Lietzen fanden auch bedeutende Kapitel des Templerordens statt. So unter anderem am 21.04.1303, unter der Anwesenheit des Präzeptor von Alemannien und Slawien Friedrich von Alvensleben. Von diesem Kapitel existiert eine Urkunde (heute im Staatsarchiv Stettin). Darin werden zum erstenmal verschiedene Dörfer des Landes Bahn erwähnt und die Schulzen dieser Dörfer sowie verschiedene Vasallennamen.

Der Tempelhof in Lietzen mit seiner Komtureikirche, der Anlage auf einer landschaftlich günstigen; erhöhten und zusätzlich mit einem Teich gesicherten Stelle; abseits des gleichnamigen Dorfes, nimmt ein Gelände von rund 400 m Länge und 300 m Breite auf rechteckigem Grundriss ein. Ein Plan aus dem 18. Jhd. zeigt eine aus zwei Höfen bestehende Anlage – in wie weit sich dies bis in die Templerzeit zurück verfolgen lässt, muss mangels gesicherter Daten aber offen bleiben. Bereits 1232 sollen die Templer zumindest einen ummauerten Hof errichtet haben, von der sich heute noch an bestimmten Stellen Originalmauerreste finden lassen. Aus dieser Zeit stammt auch der Kern der Komtureikirche, von der das Feldsteinmauerwerk noch erhalten geblieben ist. Sie wurde in den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts in einem für die neuen Siedlungsgebiete typischen Stil errichtet und findet 1244 erstmalig Erwähnung. Ursprünglich war das Langhaus mit einer flachen Holzdecke versehen, wohl ähnlich der Kirchen in Rörchen und Königsberg. Die Fensteröffnungen besaßen romanische Rundbögen, das Portal an der Südwand wies jedoch einen gotischen Spitzbogen auf. Unter den Johannitern, noch vor 1500, wurde die Kirche mit Backsteinen und Strebepfeilern nach Osten hin erweitert, sowie der Chor erneuert und ein Westfenster eingesetzt. Der kleine Glockenturm stammt aus dem Jahr 1727. Schumann sieht in der Kirchenanlage Bezüge zum biblischen Salomonischen Tempel.

Das heute am Ort zu sehende Herrenhaus stammt erst aus dem 16. Jahrhundert. Mauer- und Fenstergewändereste lassen jedoch feststellen, dass es sich bereits zu Templerzeit um ein zweistöckiges Gebäude handelte, wobei im Erdgeschoss vermutlich das Refektorium, im niedrigen Dachgeschoss das Dormitorium untergebracht war. Im Hofbereich ist auch ein mehrgeschossiger Speicher erhalten geblieben, der dem 13. oder 14. Jahrhundert zugerechnet wird, ein rechteckiger Feldsteinbau mit Satteldach und spitzbogigen Zwillingsfenstern in den Giebeln.

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