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Vatikan untersucht Missbrauchsvorwürfe gegen Bischof Saunders in Australien

Ein etwa 200-seitiger Bericht über Vorwürfe von Übergriffen und Belästigungen, die der emeritierte Bischof von Broome an 71 jungen Aborigines begangen haben soll, ist durch die australische Kirche an das Dikasterium für Glaubenslehre übermittelt worden. „Die Anschuldigungen sind schwerwiegend und erschütternd. Sie sollten gründlich untersucht werden“, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Timothy Costelloe, in einer Erklärung zu dem Fall.

Die australische Kirche hat dem Dikasterium für die Glaubenslehre einen etwa 200 Seiten umfassenden Bericht übermittelt, in dem die im Rahmen der Untersuchung erhobenen Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und der Belästigung von minderjährigen Aborigines durch Bischof Christopher Saunders aufgelistet werden. Der Bischof von Broome, einer Diözese im Outback im Nordwesten Australiens mit etwa 50.000 Einwohnern, viele von ihnen Aborigines, war im Jahr 2021 zurückgetreten, nachdem ihm Fehlverhalten vorgeworfen worden war. Bischof Michael Morrissey wurde als Apostolischer Administrator mit der Leitung der Diözese betraut.

Einblick in Details aus dem Bericht

Der auf April 2023 datierte „Investigation Report“, auch als „Vos Estis“-Untersuchung bezeichnet, stand im Mittelpunkt zweier Fernsehberichte des australischen Senders 7 News. Bei Vos Estis Lux Mundi handelt es sich um das Motu proprio von Papst Franziskus aus dem Jahr 2019 (bestätigt und erweitert im Jahr 2023) über Verfahren zur Bekämpfung von Missbrauch. Im Rahmen des TV-Reports war nicht nur das Titelblatt zu sehen, sondern auch einige Seiten des Berichts, der für den vertraulichen Gebrauch bestimmt ist. Darin wird der Vorwurf erhoben, dass der Bischof vier indigene Jugendliche missbraucht und 67 weitere nicht identifizierte Jungen und Männer belästigt haben soll. Vor den Kameras von 7 News wies Saunders, wie bereits in der Vergangenheit, alle Vorwürfe zurück.

Untersuchung durch externe Organisation

Der Fall des emeritierten Bischofs von Broome ist bereits von der australischen Polizei untersucht worden. Allerdings waren bei den zwischen 2018 und 2020 angestellten Ermittlungen keine ausreichenden Beweise für eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft aufgetaucht. Danach habe die Kirche ihre eigenen Untersuchungen einleiten können, liest sich in einer Erklärung des Erzbischofs von Perth und Vorsitzenden der Australischen Katholischen Bischofskonferenz, Timothy Costelloe, von diesem Dienstagabend: „Die katholische Kirche konnte mit der Untersuchung der Vorwürfe gegen Bischof Saunders erst beginnen, als die westaustralische Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen hatte. Die anschließende kirchliche Untersuchung, die vom Heiligen Stuhl im vergangenen Jahr eingeleitet wurde, wurde vom Erzbischof von Brisbane, Mark Coleridge, geleitet, aber einer spezialisierten, erfahrenen und unabhängigen Untersuchungsorganisation anvertraut.“

Laufender Prozess

Costelloe bestätigte, dass das Dikasterium für die Glaubenslehre die Untersuchung nun fortsetzen werde: „Wir werden den vertraulichen Charakter dieses Prozesses respektieren und uns nicht zu den konkreten Vorwürfen äußern, die erhoben wurden. Bischof Saunders, der seine Unschuld beteuert hat, kann auf den Bericht reagieren, indem er sich direkt an den Heiligen Stuhl wendet“, heißt es in der Erklärung weiter. „Zu gegebener Zeit wird der Heilige Stuhl seine Entscheidung treffen. Es ist zu hoffen, dass sich dies nicht übermäßig verzögert. Nach einem langen und schmerzhaften Prozess für so viele Menschen ist es wichtig, dass eine gerechte und maßgebliche Entscheidung getroffen wird.“

Polizei will Bericht auswerten

In der Zwischenzeit hat die Polizei von Westaustralien angekündigt, dass sie eine Kopie des an den Vatikan gesandten Berichts angefordert hat und versichert, dass weitere Akten angelegt werden, falls neue Informationen auftauchen sollten.

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