Besser leben

Zeckenstich – darauf solltest du achten!

Hilfe, eine Zecke! Auch wenn sich eine auf deiner Haut festgesetzt hat, ist das erst mal kein Grund zur Panik. Hier die Gründe, warum du dennoch vorsichtig sein solltest.

Darum geht’s:
Zecken sind nicht nur im Sommer aktiv
Wer glaubt, dass er sich nur im Sommer vor Zecken schützen muss, der irrt. Die kleinen Blutsauger werden schon aktiv, wenn das Außenthermometer mehr als 8 Grad Celsius anzeigt – das ist immer häufiger auch im Frühjahr, Herbst oder sogar Winter der Fall.
Zecken sind zwar winzig klein, können aber Krankheiten übertragen. Die häufigsten sind Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Form der Hirnhautentzündung.

Wo und wann lauern Zecken?
Zecken fallen nicht von Bäumen, sondern halten sich eher in bodennahen Bereichen auf, sitzen etwa auf Gräsern und Sträuchern. Der sogenannte gemeine Holzbock wartet in maximal 1,5 Metern Höhe auf einen Wirt und lässt sich dann in der Regel von ihm abstreifen.

Wenn sie einen menschlichen Wirt gefunden haben, kann es mehrere Stunden dauern, bis die Zecke eine Stelle gefunden hat, an der sie sich festsetzt.

Zecken beißen nicht, sie stechen
Die Tiere haben einen Stech- und Saugapparat, den sie beim Stechen einsetzen. Mit den Cheliceren, also ihrer Kiefer- oder Beißklaue, reißen die Tiere die Haut auf und schieben ihren Stachel, das Hypostom, in die Haut. Zecken stechen also, sie beißen nicht! Ist der Stechapparat in der Haut verankert, saugt die Zecke Blut. Dieser Saugakt dauert mehrere Tage, dabei wird die Zecke immer größer.

Trägt eine Zecke FSME-Erreger, kann sie diese Viren innerhalb von 15 Minuten auf den Wirt übertragen. Bei Borreliose-Bakterien (Borrelien) dauert dies ein bis zwei Tage.

FSME und Borresliose sind beides Zoonosen, also Krankheiten beziehungsweise Erreger die vom Tier auf den Mensch übertragen werden. Mehr dazu findest du hier.

Infiziert ohne es zu bemerken
Es besteht aber die Gefahr, dass man sich infiziert, ohne dass man überhaupt gemerkt hat, dass man von einer Zecke gestochen wurde. „Etwa 50 Prozent der infizierten Personen, die an einer FSME oder einer Borreliose erkrankten, erinnern sich nicht an einen Zeckenstich“, erklärt Ute Mackenstedt, Professorin und Leiterin des Fachgebiets Parasitologie an der Universität Hohenheim. Dort ist die Zeckenforschung ein Schwerpunkt. Dass Menschen den Stich nicht merken, liege auch daran, dass sie – wie bei vielen Insekten – nicht schmerzhaft seien, erklärt Mackenstedt.

Im Speichel haben die Tiere einen Cocktail von Substanzen, die den Schmerz unterdrücken, die Blutgefäße erweitern und das Immunsystem des Wirts herunterfahren. Viele Zecken fallen vermutlich nach einiger Zeit von alleine ab.

FSME meldepflichtig
Anders als Borreliose ist FSME eine meldepflichtige Krankheit. Im Jahr 2020 wurden mehr als 700 Fälle von FSME gemeldet – ein Rekord. Dieser Anstieg ist nach Angaben von Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim vor allem auf verändertes menschliches Verhalten zurückzuführen. Bedingt durch die Corona-Pandemie blieben viele Menschen in Deutschland, doch viele zog es raus in die Natur, in Wälder, Parks und auf Wiesen – dort gibt es entsprechend mehr Zecken.

Doch auch der Klimawandel könnte einen Einfluss auf die Population der Tiere haben, meint Mackenstedt. Inzwischen finden die Forschenden Zecken beispielsweise in größeren Höhen als früher, also auch noch über 1500 Metern Höhe. Wenn zudem die Winter wärmer werden, nimmt die Saisonalität ab, damit wird die Wahrscheinlichkeit, mit einer – infizierten – Zecke in Kontakt zu kommen, größer.

Auffällig sei zudem, dass sich zunehmend eine FSME-Grenze auf Höhe der deutschen Mittelgebirge manifestiere: Südlich dieser gedachten Linie sind die FSME-Zahlen vor allem im Jahr 2020 zum Teil deutlich angestiegen, nördlich davon bleiben sie mehr oder weniger unverändert. „Auch in Dänemark oder Schweden nehmen die Fälle eher ab“, sagt Mackenstedt.

Häufig Überträger von Borreliose
Deutlich häufiger als mit FSME sind Zecken mit Borrelien infiziert. Regionale Schwerpunkte gibt es nicht. Wie viele Zecken infiziert sind, sei regional sehr unterschiedlich, betont Volker Fingerle vom Nationalen Referenzzentrum für Borrelien.

Bei den Larven seien es rund 1 Prozent, bei den Nymphen – also Zecken gewissermaßen im Jugendlichen-Stadium – rund 10, bei den erwachsenen Zecken rund 20 Prozent der Tiere, die mit Borrelien infiziert sind. „Das kann aber vor allem selbst zwischen eng benachbarten Gebieten lokal sehr stark variieren“, sagt Fingerle. „Überall, wo es Zecken gibt, gibt es auch Borreliose“, fasst er zusammen.

Genaue Fallzahl dennoch unklar
Darüber, wie viele Borreliose-Infektionen es pro Jahr in Deutschland gibt, liegen keine belastbaren Zahlen vor. Bundesweit gibt es keine Meldepflicht für die so genannte Lyme-Borreliose. Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) gehen von mindestens 80.000 bis 120.000 Fällen bundesweit pro Jahr aus.

Rechnet man Zahlen aus einer bayerischen Studie aus einigen Bezirken in Bayern hoch – im übrigen eines der Bundesländer, in denen Borreliose meldepflichtig ist – müssten es bundesweit rund 80.000 Fälle von Lyme-Borreliose pro Jahr sein. Legt man Krankenkassen-Daten zugrunde, wären es rund 200.000 Fälle. „Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte“, meint Volker Fingerle.

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Darum müssen wir drüber sprechen:
Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen
Zecken können laut Robert-Koch-Institut (RKI) viele Krankheiten übertragen. Die bekanntesten sind Borreliose und FSME.
FSME
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die durch Zecken übertragen wird. Zu den Symptomen gehören grippeähnliche Beschwerden wie Kopfschmerzen und Fieber.

In einer zweiten Phase können sich neurologische Beschwerden einstellen und es kann beispielsweise zu einer Hirnhautentzündung kommen. In einigen wenigen Fällen kommt es aber auch zu besonders schweren Verläufen, bei denen die Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation behandelt werden müssen.

Bei 70 bis 95 Prozent der Infizierten verläuft die Krankheit jedoch asymptomatisch und die zweite Krankheitsphase bleibt aus. Behandelt werden die entsprechenden Symptome, eine spezifische Therapie gegen das Virus gibt es nicht. Laut RKI kommt es aber selbst nach schweren Fällen häufig zur völligen Heilung.

In Deutschland gibt es ausgewiesene FSME-Risikogebiete, die jedes Jahr angepasst werden. Eine Übersicht der FSME-Risikogebiete findest du hier.

Borreliose
Bei Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Allerdings ist eine diagnostizierte Borrelien-Infektion nicht meldepflichtig.

Ein Warnzeichen für eine Borrelien-Infektion ist eine starke, runde Rötung um die Einstichstelle, dabei handelt es sich um die sogenannte Wanderröte. Aber: Nicht bei jedem sind die Symptome gleich ausgeprägt. Bei einer Erkrankung können unterschiedliche Organe betroffen sein, vor allem die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Ist das Nervensystem betroffen, kann es zu einer Neuroborreliose kommen.

Noch Monate oder Jahre nach einem Zeckenstich kann laut RKI eine Lyme-Arthritis auftreten, also eine Gelenkentzündung, von der häufig das Kniegelenk betroffen ist.

Im Zweifel sollte man deshalb immer einen Arzt aufsuchen. Allerdings ist die Diagnostik oft schwierig, weil sich die Beschwerden nicht immer von anderen Erkrankungen abgrenzen lassen. Mit einer Blutuntersuchung können zwar Antikörper gegen Borrelien nachgewiesen werden.

Dieser Test kann aber wenige Tage nach einer Infektion noch negativ ausfallen. Und wenn man Antikörper im Blut findet, können diese auch noch von einer früheren Infektion stammen, die der Körper selber überwunden hat. Eine Borreliose oder deren Spätfolgen können deshalb nur diagnostiziert werden, wenn Beschwerden vorliegen.

Wichtig ist: Je später behandelt wird, desto größer ist das Risiko für Spätfolgen. Um solche Folgen zu vermeiden, sollte immer, wenn eine Wanderröte zu sehen ist, sofort eine Antibiotika-Behandlung begonnen werden. Die meisten der Spätfolgen können zwar auch noch Monate später durch Antibiotika gelindert oder geheilt werden – aber in seltenen Fällen gelingt das nicht.

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Das Risiko einer Infektion ist nicht sehr hoch
In den FSME-Risikogebieten tragen laut RKI nur zwischen 0,1 und 5 Prozent der Zecken FSME-Viren mit sich, kleinräumig können diese Zahlen allerdings stark schwanken. Gegen FSME gibt es zudem eine Impfung, die für Menschen, die sich in den Risikogebieten aufhalten, auch von der ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird.
Bei der Borreliose schätzt das RKI, dass in bis zu 30 Prozent der Zecken in Deutschland die Erreger (Borrelien) zu finden sind. Studien zeigen: Nur bei etwa fünf Prozent der Menschen, die von einer Zecke gestochen worden sind, tritt eine Infektion auf. Und nur ein sehr kleiner Teil der Infizierten entwickelt auch Krankheitssymptome, denn in vielen Fällen beseitigt die Immunabwehr des Körpers selbst die Erreger.

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Und jetzt?
Schützen sollte man sich trotzdem gut
Wer durch Feld, Wald und Wiesen laufen möchte, der trägt am besten geschlossene Schuhe, Socken, lange Hosen und langärmelige Oberteile. Antizeckenmittel schützen nur für etwa zwei Stunden. Abends sollte man den gesamten Körper nach Zecken absuchen und sie auf jeden Fall entfernen.
Zur Zeckenentfernung sollten keine Hausmittel, wie zum Beispiel Mehl, Öl oder Klebstoff angewendet werden. Einfach die Zecke mit einer Pinzette oder den Fingernägeln gerade herausziehen. In Drogeriemärkten und Apotheken gibt es Zeckenzangen, aber auch Zeckenkarten – ähnlich einer Scheckkarte mit Aussparungen an den Ecken – diese eignen sich ebenfalls gut.

Wichtig ist: Die Zecke sollte zügig entfernt werden. Denn je länger die Zecke Blut saugt und je länger man die Zecke durch Ziehen, Drücken, Quetschen stresst, desto größer ist die Gefahr, dass mögliche Krankheitserreger auf den Menschen übertragen werden. Wurde die Zecke entfernt, sollte die Wunde desinfiziert werden.

Das Absuchen des gesamten Körpers nach Zecken, wenn man draußen war, ist vor allem als Schutz vor einer Borrelien-Infektion sinnvoll. Bei einer FSME-infizierten Zecke werden Viren schon nach kurzer Zeit übertragen. Eine Übertragung der Borrelien dauert deutlich länger.

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