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✠ Die Paulus-Briefe

Die Briefe des Paulus im Neuen Testament unterscheiden sich
sehr stark von den Evangelien. Zum Beispiel liefert Paulus keine
Erzählungen über Jesus, sondern nur über sich selbst. Soweit wir
wissen, kannte er Jesus nicht persönlich, und seine Lehre wandte
sich an die Nichtjuden. Interessanterweise schickte die jüdischchristliche
Führung in Jerusalem unter Jakobus, dem Bruder Jesu,
Paulus aus Jerusalem fort: die Küste hinauf nach Antiochia und in
andere Gegenden. Die Jerusalemer müssen gewusst haben, dass er
nicht auf ihrer Seite stand. Jakobus und die Übrigen strebten danach,
das jüdische Gesetz aufrechtzuerhalten, während Paulus meinte, das
Gesetz sei mittlerweile überholt, weshalb Nichtjuden Christen werden
könnten, ohne es in seiner Gesamtheit zu übernehmen. Diese
Auffassung war Jakobus verhasst, der in seinem Brief erklärt: »Denn
so jemand das ganze Gesetz hält und sündigt an einem, er ist’s ganz
schuldig.«

Paulus dagegen lag nicht an einer »Beschneidung, die auswendig
am Fleisch geschieht«, sondern an der »Beschneidung des Herzens«.
Es gelte, im Hinblick auf das jüdische Gesetz kompromissbereit zu
sein. »So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde
ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben«, schreibt Paulus
und fragt: »Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben?«
Dann beantwortet er seine rhetorische Frage: »Das sei ferne! Sondern
wir richten das Gesetz auf.«

Hier lag im 2. Jahrhundert die Trennlinie zwischen dem traditionellen
Judentum und dem inzwischen erstarkten Christentum. Auf
der einen Seite waren alle, die nach neuem Wissen strebten, auf der
anderen jene, die mit dem alten Glauben zufrieden waren. Dieser
Unterschied führte schließlich zur Herausbildung einer eigenständigen
christlichen Lehre.

»Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht auf das, was man
hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht«, schreibt
Paulus in seinem Brief an die Hebräer.

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