Templer - Blog

Anthropozän – Das Zeitalter des Menschen:

Noch bevor das Konzept des Anthropozäns als neue erdgeschichtliche Epoche bei der International Commission on Stratigraphy eingereicht wurde, erhoben sich bereits kritische Stimmen aus verschiedenen Disziplinen. Jason W. Moore, ein Geohistoriker, postulierte, dass der wahre Ursprung der globalen Klimakrise der Kapitalismus sei. Sein Gegenvorschlag zur Einführung einer neuen erdgeschichtlichen Epoche lautet das “Kapitalozän”, welches seiner Meinung nach 1492 mit Kolumbus’ Landung in Amerika begann.

Auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften stieß der Begriff “Anthropozän” auf erhebliche Kritik. Utopien des Geoengineering, bei denen massiv in die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre eingegriffen würde, würden den Menschen endgültig zum Herrscher über die Natur machen, diesmal mit dem Anspruch der Reparatur. Das Anthropozän würde dadurch gerade keine Alternative zur ungehemmten Umgestaltung der Erde durch den Menschen bieten. Doch warum sollte gerade die Spezies Mensch, die so viel Unheil über die Welt gebracht hat, die Reparatur der von ihm zerstörten Natur bewerkstelligen können? Viele Kritiker des Anthropozäns spielen darauf an, dass sich viele technische Errungenschaften – wie etwa der künstliche Mensch Frankensteins – am Ende als Boomerang herausgestellt haben.

Frankensteins Erben sind ein Symbol für das Dilemma des Anthropozäns. Die Menschheit hat durch ihre technologische und industrielle Entwicklung enorme Fortschritte erzielt, aber gleichzeitig auch schwerwiegende Umweltprobleme verursacht. Ähnlich wie in Mary Shelleys Roman “Frankenstein” haben wir durch unsere Schöpfungen eine Kraft entfesselt, die wir möglicherweise nicht mehr unter Kontrolle haben.

Der Vergleich mit Frankenstein verdeutlicht die Ambivalenz der menschlichen Natur. Wir haben die Fähigkeit, Großartiges zu schaffen, aber gleichzeitig können unsere Handlungen unvorhergesehene Konsequenzen haben. Diese Ambivalenz spiegelt sich auch im Anthropozän wider. Wir sind die Schöpfer und Zerstörer zugleich – eine Paradoxie, die uns vor die Herausforderung stellt, Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Lösungen für die von uns verursachten Probleme zu finden.

Das Anthropozän erinnert uns daran, dass wir Teil der Natur sind und dass unsere Handlungen das ökologische Gleichgewicht beeinflussen. Es ist ein Aufruf zur Selbstreflexion und zur Übernahme von Verantwortung für unsere Rolle als Gestalter des Planeten. Nur wenn wir diese Verantwortung ernst nehmen und gemeinsam handeln, können wir eine lebenswerte Zukunft für uns und kommende Generationen sichern.

Schreibe einen Kommentar