Templer - Blog

Der Mann, der Hitler die Ideen gab

Noch einmal Jörg LANZ von Liebenfels, der Zisterziensermönch und sein Templerorden Fake

Baron Doktor Jörg Lanz von Liebenfels – an diesem stolzen, klingenden Titel und Namen ist fast nichts echt: Weder war Lanz Baron noch hieß er Jörg, geschweige denn hatte er einen akademischen Titel oder war überhaupt adelig.
Doch zeigt das so recht den Charakter dieses fanatischen Sektierers, der geprägt war vom Hang zur Selbstüberschätzung, einen unstillbaren Drang zur Hochstaplerei und übertriebenen Selbstdarstellung sowie dem Trieb zur
Mystifikation und Geheimnistuerei, der fast krankhaft ausgeprägt war. Nicht umsonst berichtete einer seiner Neffen, in der ganzen Verwandtschaft sei er hinter vorgehaltener Hand „der Onkel mit dem Klamsch“ (wienerisch für Dachschaden) genannt worden. Er fälschte sein Geburtsdatum und seinen Geburtsort, ja er scheute nicht davor zurück, die persönlichen Daten seiner Eltern zu manipulieren.

Dennoch wäre es grundfalsch, das „Wiener Original“ als harmlosen Spinner und komischen Kauz abzutun. Dieser biedere, gemütliche,österreichische Spießbürger hat in seinem halbirren Gehirn Ideen ausgebrütet und publiziert, die einem heute noch kalte Schauer über den Rücken jagen. Mit seinem Ausrottungs- und Vernichtungswahn gegen vermeintlich Minderwertige ist er ein typisches Beispiel für jene „Banalität des Bösen“, die Hannah Arendt bei dem österreichischen SS-Massenmörder Adolf Eichmann konstatiert hat, der in praxi ein gelehriger Schüler seines Landsmannes war. Die furchtbarste Konsequenz aus dem irrsinnigen Gedankengebäude des Lanz war, dass Adolf Hitler, obwohl er den Lanzschen Einfluss auf sein Denken stets strikt geleugnet hat, vieles von seinen Hassgedanken übernommen und blutig in die Realität umgesetzt hat.

Sein Lebenslauf
Laut der Pfarrmatrik von Wien-Penzing wurde Adolf Josef Lanz am 19. Juli 1874 hier geboren. Die Eltern waren der Lehrer Johann Lanz und seine Frau Katharina, geborene Hoffenreich. Lanz selber hat für den Meldezettel über sich folgende Angaben gemacht: Georg Lancz von Liebenfels, geb. 1.5. 1872 in Messina in Italien, staatenlos – Vater: Baron Johann Lancz de Liebenfels, Mutter: Katharina, geb. Skala.

Der Grund für die Fälschung des Geburtsdatums soll gewesen sein, dass Lanz feindlich gesinnte Astrologen, die sein Horoskop stellen wollten, durch ein sogenanntes „astrologisches Pseudonym“ in die Irre führen wollte. Es fällt auf, dass Lanz den Namen seines Vaters nur leicht romanisiert, den seiner Mutter aber radikal verändert hat. Die Ursache dafür ist, dass Lanz einen jüdischen Vorfahren vertuschen wollte: Der Großvater der Mutter war Handelsmann in der Slowakei und hieß Abraham Hoffenreich. Es ist zu 90 % sicher, dass er Jude war, denn der Handel in der Slowakei war damals fast ausschließlich in jüdischer Hand, der Vorname Abraham wurde nur in jüdischen Kreisen verwendet und auch Hoffenreich könnte ein jüdischer Name sein. Wir haben hier also interessanterweise eine ähnliche Familienkonstitution wie bei Adolf Hitler: Einer der Ahnen war wahrscheinlich oder möglicherweise jüdischer Abkunft.
Lanzens Adel wurde im alten Österreich nie anerkannt. Er hat ihn einem alten Schweizer Adelsgeschlecht aus dem Kanton Aargau mitsamt zugehörigem Wappen schlicht gestohlen, indem er seine Abstammung mit den Lanz von Liebenfels willkürlich in Zusammenhang brachte. Außerdem behauptete er, nach dem Klosteraustritt eine Frau von Liebenfels geheiratet zu haben oder wahlweise auch mit einem Adeligen Liebenfels – Felicetti eng befreundet gewesen zu sein. Warum Lanz unbedingt adelig sein wollte, darüber kann man nur spekulieren:
Zweifellos hat ihn sein Lehrer und Mentor Guido von List beeinflusst, der sich ebenfalls selbst geadelt hatte. List war der Ansicht, dass sich das alte Arioheroikertum am reinsten im Adelsstand erhalten habe und diese Ansicht dürfte auch Lanz übernommen haben. Mit seiner Vorliebe für den Namen Georg werden wir uns noch beschäftigen.
Auch Hitler befürchtete, dass der Vater seines Vaters, der unzureichend gesichert ist, einer solchen “unarischen” Herkunft gewesen sein könnte – wofür es allerdings bis heute keine Belege gibt.

Die Lanz-Kinder wurden streng katholisch erzogen, besuchten in Wien-Penzing die Grundschule und anschließend das Gymnasium in der Rosasgasse in Wien XII. Aus seiner Jugend konnte nur eine einzige autobiographische Notiz gefunden werden: “Schon in meiner Kinderzeit war es mein sehnlicher und einziger Wunsch, ein Tempeleise zu werden und eine Tempeleisenburg, oder mehrere zu besitzen und wiederherzustellen (..) Der Zufall wollte es, dass
die erste Oper, die ich hörte, Marschners `Templer` war. Beim Auftreten des Templers war ich direkt in Ekstase versetzt und war nun für das ganze Leben von der Tempeleisen-Idee erst recht entflammt.“
Die Rolle, die hier Marschners Oper „Der Templer und die Jüdin“ spielt, wird besonders interessant, wenn wir die analoge Rolle betrachten, die Wagners Oper „Rienzi“ im Leben Adolf Hitlers spielte. Hitler identifizierte sich offenkundig mit dem Volkstribunen Rienzi, und sah sich selbst in der analogen Rolle, Herrschaften zu stürzen und die eigene aufzurichten. Ähnlich muss das Erlebnis des Lanz hinsichtlich seines Tempelrittertums in der Oper beim Anhören der Oper Marschners gewesen sein.
Durch diese Momente bewegt trat Lanz am 31. Juli 1893 in das Zisterzienserstift Heiligenkreuz im Wienerwald als Novize ein. Als Ordensnamen wählte er Georg, und er wurde daher von den Brüdern und Mitnovizen auf gut österreichisch „Schurl“ genannt.

Bereits 1894 erschien eine wichtige Arbeit des Lanz unter dem Titel: “Berthold von Treun. Eine Studie von FR.G..O.C.(Frater Georg, ordinis cisterciensis). Damit hat es folgende Bewandtnis: Bei Renovierungsarbeiten im Stift wurde ein Grabstein gefunden, der auf der Vorderseite den Namen Berthold von Treun trug. Auf der Kehrseite zeigte er ein Relief, das für die Entwicklung des Lanz von größter Bedeutung wurde. Der Mann auf dem Relief tritt mit beiden Füßen auf ein sich krümmendes, fratzenhaftes Tierwesen, auf das er mit der rechten Hand hinweist. Lanz berichtet nun, dass er ein nächtliches Traumgesicht gehabt habe, bei dem ihm klar geworden war, dass es sich bei dem Marschall von Treun (gest. um 1260) um einen Tempelritter gehandelt habe. Der Grabstein wird Lanz zum Stein des Anstoßes zur Bildung einer neuen Weltanschauung.

Nach Lanzens spezieller Auffassung war das eigentliche Ziel der Templer die Rassenreinheit der Blonden zu erhalten bzw. durch Rassenentmischung wiederherzustellen. Damit begann die Grundidee des Lanz Gestalt anzunehmen und sich am Symbol des Templers zu festigen. Er teilt die Menschen in zwei Gruppen ein: Die Blonden oder die Asinge (von den Asen, germanischen Göttern), die Heldlinge, die Arioheroiker, die Edelrassigen, die Angehörigen der Herrenrasse und die übrigen, die Tschandalen (von Candala, den Mischrassen im alten Indien) oder Äfflinge oder Waninge, Schrättlinge oder Bolschi-Juden.

Die Reinrassigen müssen immer mit den Tschandalen kämpfen und sie unterdrücken. Das tut der Tempelritter auf dem Bild nach Lanz. Der Arioheroiker tritt auf den Äffling, bekämpft das Minderrassige. Natürlich ist Lanzens Ansicht historisch nicht haltbar und barer Unsinn. Wahrscheinlich hat die Inschrift auf der Vorderseite mit dem Relief auf der Rückseite überhaupt nichts zu tun: Das Bild stellt entweder den Babenberger Herzog Heinrich den Grausamen, einen Sohn Leopolds VI. von Österreich, oder einen alttestamentarischen Propheten (Daniel?) dar, auf jeden Fall keinen Tempelritter. Trotzdem war Lanz derart fest überzeugt von seiner Theorie, dass er nach seiner Version aus dem Kloster Heiligenkreuz austrat, weil er für seine Interpretation bei seinen Mitbrüdern kein Verständnis fand.

Das Verzeichnis der Mönche in Heiligenkreuz vertritt eine andere Ansicht über den Austritt des Fraters Georg: “Der Lüge der Welt (vanitati saeculi) ergeben und von fleischlicher Liebe erfasst (amore carnali captus), warf er am 27. April 1899 das Mönchsgewand und die Priesterwürde, vielleicht auch den katholischen als auch den christlichen Glauben von sich und fiel schändlich (turpiter) ab.“ Neben der anwachsenden Rassenideologie war also wohl auch eine Frau im Spiel!

Den Ordensnamen Georg behielt er, allerdings in seiner „teutschen“ Form „Jörg“, bei, was einem nicht zu wundern braucht, wenn man weiß, was der Name Georg für Lanz bedeutete: “St. Georg ist nichts anderes als die Christianisierung des alt-arischen Gottes der Reinzucht, der das höhere Weib erst aus der Gewalt der Vormenschen- und Affenungeheuer befreien musste.“ Der Drachentöter Georg hat für Lanz eine ähnliche Bedeutung wie die auf den Affen
tretende Figur in Heiligenkreuz, nämlich der Kampf des arioheroischen Blonden gegen die dunklen Tschandalenmächte. Lanz passte für die Verfechtung seiner Rassenthesen der Name Georg (Jörg) sehr gut.

Der Ordo Novi Templi
Schon kurz nach dem Austritt aus Heiligenkreuz gründete Lanz einen neuen Templerorden, den Ordo Novi Templi oder Neutemplerorden, kurz ONT. Das Programm des neuen Ordens fasste Lanz folgendermaßen zusammen:
1. Kontakt aller Gleichgesinnten durch das Printmedium „Ostara“.
2. Wohltätigkeitsspenden nur für Menschen asischer Rasse
3. Stiftungen, Legate, Subventionen nur an Angehörige der asischen Rasse vergeben
4. Wettbewerbe um arische Schönheitspreise
5. kostenlose Auskünfte über Ahnenforschung, Namenskunde, Familienherkunft etc.
6. Gründung von asischen Reinzuchtkolonien

In allem und jedem müssen sich Neutempler als Jünger Fraujas fühlen. Dies ist der Name von Jesus in der gotischen
Bibelübersetzung des Wulfila, was viel arioheroischer klingt als Jesus, denn „Jesus ist ein blond-blauer Arier,
der die Rassenreinheit lehrte.“ An anderer Stelle erklärt Lanz: „Jesus ist kein jüdischer Name, er ist der Name des
arisch-heroischen Menschen. Er bedeutet Asing!“
Voll adjustiert, hatten die Neutempler ein weißes Kleid, ähnlich einem Zisterzienserhabit, auf der Brust befand sich
ein Kruckenkreuz3. Die ganze Erscheinung hatte viel Ähnlichkeit mit dem Ku-Klux-Klan, der ähnliche Ziele verfolgte.
3 Kruckenkreuz oder Krukenkreuz, Kreuz mit Querbalken an den vier Enden. Ältester Nachweis in der jüngeren Steinzeit, dann
in China, in der Antike und in lateinamerikanischen Kulturen. Im Mittelalter als Münzzeichen und in der Kunst, weiters als
Kreuzfahrerzeichen (Jerusalemkreuz) und als Wappen des Heiligen Grabes verwendet. 1933 wurde es mit der Betonung des
christlichen Charakters als Symbol der VATERLÄNDISCHEN FRONT im Gegensatz zum Hakenkreuz der Nationalsozialisten eingeführt
und in der klerikalfaschistischen Diktatur der Staatsflagge gleichgestellt.
4 Merkwürdigerweise bevorzugte Lanz für seine Zwecke das Kruckenkreuz vor dem Hakenkreuz, obwohl er auch dieses verwendete. Das Kruckenkreuz ist in Österreich als Symbol des Austrofaschismus durch die VATERLÄNDISCHE FRONT bekannt geworden, eine minder mörderische Form des Deutschnationalismus.
In den Dreißigerjahren standen sich dann Haken- und Kruckenkreuz feindlich gegenüber. Das war ursprünglich nicht so geplant, denn bei Guido von List kann man nachlesen, dass das Kruckenkreuz entstanden ist durch Kombination
von links- und rechtsdrehendem Hakenkreuz, es ist also gewissermaßen ein Hakenkreuz zum Quadrat. Allerdings mangelt ihm die Dynamik der Drehung, es ist ein sehr statisches, starres Symbol. Das war Adolf Hitler sicher durchaus
bewusst, als er sich als Zeichen für seine quasirevolutionäre Bewegung das schwungvolle rechtsdrehende Hakenkreuz erwählte.

Lanz war eifrig damit beschäftigt für seinen Orden eine besondere Hierarchie und eine neue Liturgie zu schaffen.
Lanz selber war in seinem Orden Prior mit dem Titel PONT. Er wurde vielfach als Vater betitelt. Daneben gab es noch andere Ordensgrade: Presbyter PONT, Novize NONT, Magister MONT, Conventual CONT und Familiar FONT. Als Glaubensbekenntnis legte Lanz folgendes fest: „Das Glaubensbekenntnis der Neutempler stellt (..) eine planmäßige Verbindung von Kunst und Wissenschaft, Charakterbildung und rassenhygienischer Körperveredelung dar. (..) In die Gemeinde finden nur Blonde und Helläugige Aufnahme, die sich verpflichten, nur mit Gleichrassigen Kinder zu zeugen und Gleichrassige (..) zu fördern.“ Lanz war ein Vielschreiber und alles, was er schrieb, war natürlich für den Orden wichtig. Aber besonders für den Orden geschaffen wurde das Neutempeleisenbrevier. Es besteht aus drei Büchern: dem Legendarium, dem Evangelarium und dem Visionarium. Allein das Legendarium umfasst
1400 Seiten! Wichtig war auch noch das „Bibliomystikon“, der Lanzsche Bibelkommentar. Es erschien in 15 Büchern mit insgesamt 3500 Seiten.

Die erste Burg, die Lanz für seinen Orden erwarb, war Werfenstein im Strudengau. Lanz schreibt: „Werfenstein, früher `Burg der Frau Helche` genannt, ist die Heimat der im Nibelungenlied und im Waltharilied vorkommenden, von Rüdiger von Bechelaren entführten Frau Helche, der Gemahlin des Hunnenkönigs Etzel.“ Außerdem behauptete Lanz, dass Albrecht Dürer ca. 1500 die Burg Werfenstein besuchte und diese malte, weil er angeblich ein Freund der Besitzer Jörg und Wolf Rogendorf gewesen sei.

Für die Geschichte des Nationalsozialismus ist Werfenstein deshalb wichtig, weil hier zum ersten Mal in der Geschichte Österreichs eine Hakenkreuzfahne gehisst wurde, nämlich zu Weihnachten 1907! Das Hakenkreuz war rot auf goldenem Grund und von vier Lilien umgeben. Gehisst hatte die Fahne natürlich Lanz von Liebenfels im Rahmen einer Kulthandlung des ONT. Der goldene Grund als Symbol der Ewigkeit, die Lilien als Symbol der Rassenreinheit und das rote Hakenkreuz als Symbol des aufsteigenden Arioheroischen! Lanz hat die Swastika aber auch auf dem Titelblatt mehrerer Ostarahefte ornamental verwendet.
1904 kam Lanzens Hauptwerk „Theozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Äfflingen und dem Götter-Elektron“ heraus, wohl das Verrückteste, das Lanz je produzierte. Damit legte der Neutemplerprior den Grundstein für seine radikalrassistische Weltanschauung und wurde damit neben Guido von List zum Begründer einer neuen „ariosophischen „ Rassenideologie. Dieses Buch ist das Hauptwerk des „Liebenfelsianismus“. Es ist außerordentlich schwierig,
die Grundgedanken der Theozoologie einfach darzustellen, weil sie derartig verwirrend und widersprechend sind.

Lanz meinte, die Schriften der Bibel seien in einer Art Geheimsprache verfasst, die man entschlüsseln müsste. Wenn man etwa das Wort Stein zum biblischen Geheimwort für Tschandalen und das Wort Engel zum Geheimwort für Arioheroiker erklärt, dann bedeutet der Satz „der Engel wälzte den Stein weg“ etwas völlig anderes, nämlich: Der Arioheroiker schaffte den Tschandalen weg.
Nach der Theozoologie gibt es eine ursprüngliche Dialektik zwischen den Göttern(Asen) und Dämonen. Die Götter waren ältere Stammformen des Menschengeschlechtes. Sie waren Übermenschen mit besonderen elektrischen Organen, die nach dem Sündenfall verkümmert sind. Sie lagen im Kampf gegen die Dämonozoen, das waren biologische Ungeheuer wie Drachen etc. Diese Götter tendierten zur Reinzucht, aber die Menschen verletzten dieses Gebot,
denn Eva, die Frau, ließ sich mit dem Teufel, einem Dämonozoen, ein und zeugte mit ihm Mischgebilde zwischen Tier und Mensch. Weil die Paarung zwischen Tier und Mensch geschah, wird es klar, was die Erbsünde war:
Es war die Sodomie! Durch das Weib kam die Sünde in die Welt, „denn das Weib hat den instinktiven Drang, die Rasse hinabzuzüchten!“

Der Kampf gegen die Nachfahren der Dämonozoa, der Sodomsbestien, gegen die Äfflinge ist immer auch ein Kampf um die blonden Frauen, die die Äfflinge den blonden Arioheroikern zu rauben bestrebt sind und ihnen dies kraft der Schwäche der Frauen auch häufig gelingt. Ziel, Zweck und Inhalt des Alten Bundes ist: „Ausrottung des Tiermenschen und Entwicklung der höheren Neumenschen.“ Es gilt also, die Rasse wieder hoch zu züchten, wozu der Neutemplerorden geschaffen wurde, nachdem die katholische Kirche ihrer Aufgabe untreu geworden ist.

So abstrus diese Ideen auch scheinen mögen, gelang es Lanz dennoch eine Jüngerschaft von maximal 400 Männern – es war eine reine Männerrunde – um sich zu scharen. Diese waren beileibe nicht alle weltfremde Spinner oder halbirre Psychopathen sondern zum Großteil honorige Herrschaften, viele davon Adelige, wie zum Beispiel der General der Infanterie Blasius von Schemua alias Fra Gotthard, Feldmarschall-Leutnant Dietrich von Nordgothen alias Fra Rudolf sowie seine leiblichen Brüder Herwig und Fridolin. Am erstaunlichsten ist aber, dass auch zwei heute weltberühmte Dichter Mitglieder des ONT waren: Der eine war der größte Dichter Schwedens, der „schwedische Goethe“ August Strindberg.

Lanz und Strindberg kannten einander seit 1896, als sie sich in Grein trafen. Strindberg hatte in zweiter Ehe die Österreicherin Frieda Uhl geheiratet, deren Eltern ein Gut im Strudengau hatten. Dadurch lernte Strindberg den Strudengau und Burg Werfenstein mit ihrem Besitzer kennen. Da die Schweden begreiflicherweise nicht sehr erpicht darauf sind, bekannt zu machen, dass ihr berühmtester Dichter ein enger Freund und Anhänger eines obskuren rassistischen Deutschnationalen war, sind wir als Quelle für die Verbindung allein auf Lanz` Aufzeichnungen angewiesen, der seinen Einfluss auf Strindberg maßlos überschätzt. Immerhin blieben die beiden sehr lang in Briefkontakt und Lanz schickte Strindberg alle seine Publikationen, die von diesem durchwegs aufmerksam studiert und positiv kritisiert wurden.

Es gelang Lanz sogar, Strindberg dazu zu überreden, dass er Mitglied des ONT wurde. Er wurde Familiar das ist “außerordentliches Mitglied”: Fra August ad Werfenstein FONT. Strindberg hat schon 1894(!) einen Roman namens „Tschandala“ verfasst, in dem es zum Schluss heißt: “Paria war tot, und Aria hatte gesiegt über die niedrigere Rasse (..) Tschandala ist die Frucht des Ehebruchs, der Blutschande und des Verbrechens.“ Das könnte genauso gut in der Ostara stehen! Dämonen und Geister waren für Strindberg Realität, er sprach von magnetischem Fluidum, Telepathie und strahlender Elektrizität. Wenn Strindberg sagt: “(..) ich glaube, dass die Mächte sich immer der gleichen Mittel bedient haben, um ihre Pläne zu verwirklichen. Und diese Pläne? Den menschlichen Typus vervollkommnen!“, so meint man, Lanz selber zu vernehmen. Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden ist ihr Frauenhass. Mit dem Eifersuchtswahn gegen seine erste Frau begann Strindbergs Hass gegen die Frauen und steigerte sich so sehr, dass er in den Frauen das Böse schlechthin sieht, und unter diesem Aspekt haben seine hasserfüllten Dramen Gestalt angenommen. In Strindbergs „Blaubuch“, der Synthese seines Lebens, findet sich ein Bild, das auch Lanz sehr liebte:
Es handelt sich um die Skulptur „Geraubt“ von E. Fremiet. Lanz schreibt dazu: „Riesen-Menschenaffe als Frauenräuber, eine moderne Plastik, die das tragische Verhängnis der Rassenmischung packend darstellt.“

Wahrscheinlich hat Strindberg selber die Plastik als Illustration für Lanz` Gedankengänge entdeckt, der sie von ihm übernahm. Lanz hat Strindberg auch die Ostara geschickt, der sie eifrig gelesen hat, wie seine Zitate im „Blaubuch“ beweisen: „Die nur der Lüsternheit wegen die Begattung suchen, die nimmersatten Pavianweibchen, werden sich selbst ausroden und mit dem Kautschuk (Kondom!) erdrosseln (..) niemand anders als das buhlaffenlüsterne Weib hat die alten Kulturen umgebracht und es wird auch unsere Kultur zertrümmern. (..) Der Mann hat das Weib den Sodomsaffen
abgerungen; dafür ist es sein Eigentum (..) die Hure im Ehebett ist der Untergang der Völker und Staaten.“

So ist es auch kein Wunder, dass Lanz anlässlich des Todes Strindbergs 1912 diesem nachrief: „Wieder hat einer der Unsrigen den Weg ins Schattenreich antreten müssen.“
Der zweite berühmte Dichter, der Mitglied der Neutempler war, ist Fritz von Herzmanovsky-Orlando (Fra Archibald CONT). Das mag die Liebhaber der Literatur des Bizarrogrotesken – zu denen auch ich mich zähle – überraschen, aber dazu muss man wissen, dass die Gesamtausgabe seiner Werke in vier Bänden vom Herausgeber Friedrich Torberg sorgfältig von allen rassistischen und antisemitischen Anzüglichkeiten gereinigt wurde. Aber im berühmten
Hauptwerk „Gaulschreck im Rosennetz“ hat er ursprünglich folgende Verse gedichtet:
„Ave rosa mystica, hüte das Helgathum
Gegen den Völkerschund, die Affenflut, neige gnädigst
Dein strahlendes Antlitz dem Duft hellenischer Lippen.“
Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877-1954).

Auf jeden Fall war sein Weltbild von „Ariomystik“ umwölkt. Auch in den anderen Romanen (in der Originalfassung) stößt man auf Lanzsche Vorstellungen und Beschimpfungen. Auch sein lebenslanger Malerfreund Alfred Kubin (1877 -1959) war ein begeisterter Fan von Lanz. Im Briefwechsel der beiden Freunde öffnen sich die Schleusen der Germanophilie, des Rassismus und des Antisemitismus. Herzmanovsky nennt Lanz den „großen Meister, dessen
Bedeutung erst kommende Jahrhunderte voll erfassen werden.“, und über die Sozialdemokratie schimpft er: „Ich betrachte die Sozialdemokratie als eine Art völkischen Kropf oder Buckel und halte immer mehr zur letzten Forderung der arioheroiden Mystik: Ausrottung des Kötertums im Volke.“
Herzmanovskys Dichtungen sind in einem Winkel des geistigen Österreich angesiedelt, in dem auch Kubins unheimliche Wesen hausen und in den manches Groteske und Mystische von Lanz-Liebenfels hineinreichen. Fritz von Herzmanovsky-Orlando und Alfred Kubin waren mit Lanz von Liebenfels geistig verwandt. Von den Lehren des „Meisters“ haben sie sich in ihrem Werk einiges zu eigen gemacht.

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