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Fischen im Teich der Gottesfürchtigen

Religiöse Einflüsse im US-Präsidentschaftswahlkampf

Im bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlkampf ist vor allem Donald Trump darum bemüht, die Stimmen evangelikaler Christen für sich zu gewinnen. Religiöse Gruppen haben in den USA traditionell einen erheblichen Einfluss auf politische Entscheidungen. Insbesondere evangelikale Gruppen kämpfen seit Jahrzehnten erfolgreich gegen das Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten. Dennoch wird das Land insgesamt immer säkularer. Laut einer neuen Studie des PEW Research Center stellen die sogenannten “Nones”, also Menschen ohne religiöses Bekenntnis, mittlerweile die größte Bevölkerungsgruppe dar. Diese Entwicklung könnte auch im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen.

Die USA sind seit jeher ein Land, in dem Religion und Politik eng miteinander verbunden sind. Insbesondere die evangelikalen Christen haben in den letzten Jahrzehnten eine starke politische Machtbasis aufgebaut. Ihre Organisationen und Kirchen spielen eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung von Wählern und der Formulierung politischer Agenden. So haben sie beispielsweise erfolgreich für restriktive Abtreibungsgesetze gekämpft und beeinflussen auch andere gesellschaftliche Themen wie LGBTQ-Rechte und den Umgang mit Einwanderung.

Donald Trump hat diese Gruppe während seiner Amtszeit aktiv umworben und ihre Anliegen unterstützt, insbesondere in Bezug auf die Ernennung konservativer Richter an Bundesgerichten und die Einschränkung von Abtreibungsrechten. Seine Bemühungen zielen darauf ab, die evangelikalen Wähler als treue Basis für seine Wiederwahl zu gewinnen. Dabei spielt vor allem sein Auftreten als Verteidiger christlicher Werte und als Gegner einer vermeintlichen “liberalen Agenda” eine wichtige Rolle.

Jedoch ist zu beachten, dass die USA insgesamt einen Trend zur Säkularisierung erleben. Eine wachsende Anzahl von Menschen distanziert sich von organisierten Religionen oder identifiziert sich als nicht religiös. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Wählerschaft wider, insbesondere bei jüngeren Generationen. Die “Nones” könnten daher zu einem wichtigen Faktor bei der Wahl werden, da ihre politischen Präferenzen oft progressiver sind und sie dazu neigen, sich gegen die Einmischung religiöser Gruppen in staatliche Angelegenheiten auszusprechen.

Im Gespräch mit Judith Fürst analysiert Michael Butter, Professor für amerikanische Literatur und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen, die Rolle religiöser Gruppen im US-Wahlkampf. Er betont dabei die Komplexität der religiösen Landschaft in den USA und die Wechselwirkungen zwischen Religion, Politik und Gesellschaft. Butter hebt hervor, dass trotz des Einflusses der evangelikalen Christen andere religiöse Gruppen und säkulare Bewegungen ebenfalls bedeutende Akteure im politischen Diskurs sind und eine vielfältige Debatte über Werte und Richtlinien führen.

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