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Papst nach Darm-OP: „Es kam mir nie in den Sinn, zurückzutreten”

In einem langen Radiointerview mit dem spanischsprachigen Sendernetzwerk COPE erzählte der Papst nicht nur erstmals über seine Operation im Juli, sondern ging auch auf Themen wie Afghanistan, China, Euthanasie und die Kurienreform ein.

Franziskus belächelte in dem offenen Gespräch, bei dem er auch persönliche Fragen des spanischen Journalisten Carlos Herrera ungezwungen beantwortete, die Gerüchte, mit denen in zahlreichen Medien weltweit – vor allem aber in seiner Heimat Argentinien und in Italien – der unmittelbar bevorstehende Rücktritt des Papstes kolportiert wurde. „Es ist mir nie in den Sinn gekommen zurückzutreten“, erteilte der Papst entsprechenden Berichten lakonisch eine Absage.

Im kommenden März feiert das Kirchenoberhaupt bereits den Eintritt in das zehnte Pontifikatsjahr, alles andere als ein „kurzes Pontifikat“, wie er selbst es nach seiner Wahl prognostiziert hatte. Er verstehe selbst nicht, wie man auf die Idee kommen konnte, er wolle zurücktreten, beteuerte er. Und mit einem Hauch von Ironie erklärte er auch, dass er von solchen Nachrichten erst viel später erfahre, weil er nur eine einzige italienische Zeitung überfliege und auch nicht fernsehe: „Ich habe erst viel später erfahren, dass es etwas über meinen Rücktritt gab. Jedes Mal, wenn ein Papst krank ist, entsteht ein Hauch, oder ein Orkan, im Konklave“.
„Ich bin noch am Leben“

Freimütig Rede und Antwort stand Franziskus in dem ersten Interview nach seiner Darmoperation auch bei Fragen zu seinem Eingriff und seiner Genesung. „Ich bin noch am Leben“, so der Papst mit einem Lächeln. Und erzählte, dass ein Krankenpfleger des Gesundheitsdienstes des Heiligen Stuhls, „ein Mann mit mehr als 30 Jahren Erfahrung“, ihm „das Leben gerettet“ habe, indem er darauf beharrt habe, dass der Papst sich einer Operation unterziehen sollte – trotz des gegenteiligen Ratschlags anderer mit seiner Behandlung betrauten Personen, die stattdessen eine Behandlung „mit Antibiotika“ vorschlugen. Nach der Operation habe er nun „33 Zentimeter weniger Darm“, verriet der Genesende. Das hindere ihn jedoch nicht daran, ein „ganz normales“ Leben zu führen. Er könne nun wieder „alles essen“ und seinen vollen Terminkalender einhalten, einschließlich der Reise nach Ungarn und in die Slowakei vom 12. bis 15. September.

Afganistan: Eine schwierige Situation
Ein Teil des eineinhalb Stunden langen Interviews drehte sich um die Krise in Afghanistan und den Wunsch des Papstes, dass Christen mit Gebet und Fasten dieser Krise entgegensteuern könnten. „Eine schwierige Situation“, gestand der Papst ein, der auf die Frage des Journalisten Carlos Herrera zwar keine Details zu diplomatischen Bemühungen des Heiligen Stuhls nannte, um Repressalien der neuen Machthaber gegen die Bevölkerung zu vermeiden, aber die auf Versöhnung und Kompromiss ausgerichtete Arbeit seines Kardinalstaatssekretärs Parolin und dessen Entourage ausdrücklich lobte. „Ich bin sicher, dass er hilft oder zumindest Hilfe anbietet“, so der Papst mit Blick auf Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, den er als „den besten Diplomaten, den ich je getroffen habe“, bezeichnete.

Den Abzug der USA aus Afghanistan nach 20 Jahren bezeichnete er als „legitim“, räumte allerdings ein: „Soweit ich sehen kann, wurden nicht alle Eventualitäten berücksichtigt… Ich weiß nicht, ob es eine Überprüfung geben wird oder nicht, aber es gab sicherlich viele Täuschungen, vielleicht von Seiten der neuen Autoritäten. Ich sage, Täuschung oder viel Naivität, ich verstehe es nicht.“

In diesem Zusammenhang nahm der Papst auch auf ein Treffen zwischen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Putin vom 20. August in Moskau Bezug. Dabei hieß es, dass „die unverantwortliche Politik der Einmischung von außen und des Aufbaus der Demokratie in anderen Ländern“, wobei die Traditionen der Völker ignoriert würden, beendet werden müsse: „Prägnant und schlüssig. Ich denke, das sagt viel aus“, so Franziskus.

China: Dialog ist Weg vorwärts
Auch um den Dialog mit China ging es im weiteren Verlauf des Gespräches. Zwar sei „China nicht einfach“, aber er sei davon überzeugt, „dass wir den Dialog nicht aufgeben dürfen“, so der Papst. „Es können Fehler gemacht werden, aber das ist der Weg nach vorn. Was bisher in China erreicht wurde, ist zumindest der Dialog… einige konkrete Dinge wie die Ernennung neuer Bischöfe, langsam…“. Wie er selbst eingestand, sei für ihn in dieser Hinsicht Kardinal Agostino Casaroli, der unter dem Pontifikat von Johannes XXIII. damit beauftragt war, „Brücken zu Mitteleuropa“ und den kommunistischen Ländern zu bauen, Quelle der Inspiration. „Heute müssen wir in gewisser Weise Schritt für Schritt die Wege des Dialogs in den konfliktreichsten Situationen beschreiten“. Insbesondere die Erfahrungen mit dem Islam seien in diesem Sinne sehr positiv.

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