Verfall am Lietzensee – Ein Spiegel unserer Zeit
Wer heute noch glaubt, die Großstädte spiegelten nur symbolisch den Zustand unseres Landes wider, der möge einen Spaziergang rund um den Lietzensee in Berlin wagen. Einst stand dieser Ort für grünes, familienfreundliches und gepflegtes Wohnen. Heute ist er nur noch teuer – und zugleich erschreckend verwahrlost.
Wie so viele Ecken der Hauptstadt scheint auch dieser Kiez dem schleichenden Zerfall ausgeliefert. Das Beunruhigende: Dieser Zerfall wird längst als Normalität akzeptiert.
Sichtbarer und unsichtbarer Schmutz
Es geht nicht allein um das, was man mit den Augen sehen kann – den Schmutz, den Müll, die verwaisten Sperrmüllstellen. Es geht ebenso um den unsichtbaren Schmutz: den Verlust von Werten. Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ oder „Vielfalt“ werden im öffentlichen Diskurs zwar beschworen, doch allzu oft dienen sie nur als moralische Kulisse. Was fehlt, ist Verantwortungsbewusstsein. Was fehlt, ist Respekt für das gemeinsame Leben in einem gastfreundlichen Land.
Müll als „Großzügigkeit“
Ein neues Phänomen ist inzwischen Alltag: Kisten, in denen sich irgendetwas befindet, werden „zum Verschenken“ vor die Häuser gestellt – eine scheinbar großzügige Geste, die in Wahrheit nur eine bequeme Form der Müllentsorgung ist.
Die beigefügten Bilder zeigen das Ausmaß: Auf nur 200 mal 200 Metern zwischen Messe ZOB, Riehl- und Wundstraße finden sich Müll, Unrat und Sperrmüll in einer Dichte, die erschreckt. Und ist eine solche Stelle erst einmal „eröffnet“, wächst sie rasch weiter.
Heuchelei und Doppelmoral
Vor dem 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, wurden die Straßen hier plötzlich gründlich gereinigt. Wollte man Touristen am ZOB den ersten Schock ersparen?
Doch was sagt es über eine Stadt aus, wenn sie nur dann für Ordnung sorgt, wenn der eigene Ruf auf dem Spiel steht – und nicht, wenn es um das Wohl der eigenen Bürger geht?
Ein Sinnbild dieser Heuchelei ist ein Bild: Das Lastenfahrrad der grün-linken Moralisten steht direkt neben einer verlassenen Mülltonne. Ein Bild, das mehr sagt als viele Worte: Es wird gepredigt, doch nicht gehandelt.
Verwahrlosung nach außen – Verwahrlosung nach innen
Was auf den Straßen sichtbar wird, ist längst auch in den Herzen vieler Menschen angekommen: Gleichgültigkeit.
Keiner hebt mehr etwas auf, keiner fühlt sich verantwortlich. Jeder lässt fallen, was er will. Das Umfeld verfällt – und mit ihm ein Stück Kultur, ein Stück Zusammenhalt, ein Stück Heimat.
Die akzeptierte Verwahrlosung der Stadt ist Ausdruck einer tieferen, inneren Verwahrlosung. Wer so lebt, der hat aufgehört, Verantwortung für sich und seine Gemeinschaft zu übernehmen.
Der Templerblick
Für uns Templer ist dies ein Zeichen der Zeit: Wo Ordnung und Schönheit nicht mehr geschätzt werden, da bricht auch das Innere zusammen. Wo Verantwortung verweigert wird, da geht der Sinn für das Heilige verloren.
Eine Stadt, ein Land, eine Gesellschaft leben nicht allein von Politik oder Geld – sie leben von Tugenden. Von Achtsamkeit, Respekt, Pflichtbewusstsein und Liebe zum Gemeinsamen.
Der Lietzensee, einst ein Ort des Friedens und der Freude, ist heute ein Mahnmal: Wenn wir nicht bereit sind, unser Äußeres zu pflegen und zu schützen, wie wollen wir dann das Innere bewahren?
