✠✠✠✠✠✠ ASTO TEMPLER-BLOG ✠✠✠✠✠✠

Wer war eigentlich gegen die Trinitäts-Lehre

Einheit durch Macht – oder durch Geist?

Die Entscheidungen des Konzils von Nicäa wurden mit kaiserlicher Autorität durchgesetzt. Wer sich widersetzte, wurde ins Exil geschickt. Doch Einheit, die auf Macht basiert, bleibt zerbrechlich. Auch nach dem Konzil riss der Streit um das Wesen Christi nicht ab – im Gegenteil: die Auseinandersetzung prägte die nächsten Jahrhunderte und führte letztlich zu dauerhaften Spaltungen innerhalb der Christenheit.

Arius war im 4. Jahrhundert keineswegs ein isolierter Denker – viele Bischöfe, Theologen und politische Akteure unterstützten zunächst seine Auffassung, dass Christus nicht wesensgleich mit Gott dem Vater sei, sondern eine geschaffene Wesenheit, die zwar göttlich, aber dem Vater untergeordnet war.

Hier sind einige prominente Persönlichkeiten und Gruppen, die auf der Seite des Arius oder zumindest seiner Lehre nahestanden:

1. Eusebius von Nikomedia

  • Er war der mächtigste Unterstützer des Arius und Bischof von Nikomedia, einer der bedeutendsten Städte des oströmischen Reiches.

  • Eusebius hatte engen Kontakt zum kaiserlichen Hof und beeinflusste Kaiser Konstantin in Glaubensfragen.

  • Er wurde später Patriarch von Konstantinopel und trug maßgeblich zur zeitweiligen Rehabilitierung des Arianismus bei.

2. Viele Bischöfe aus dem Osten (besonders Kleinasien, Syrien, Palästina)

  • In diesen Regionen war das subordinatianische Denken (also die Vorstellung, dass Christus dem Vater untergeordnet sei) theologisch weit verbreitet.

  • Zahlreiche ostkirchliche Synoden standen teils offen, teils verdeckt auf Seiten der arianischen Position.

3. Kaiserliche Unterstützung – zumindest zeitweise

  • Kaiser Konstantin I. setzte zunächst auf kirchliche Einheit und unterstützte nach dem Konzil von Nizäa formal die antiarianische Position.

  • Doch schon bald – unter dem Einfluss Eusebius von Nikomedia – ließ er Arius aus dem Exil zurückkehren.

  • Sein Sohn Konstantius II., der im Osten regierte, war ein offener Arianer und förderte den Arianismus im gesamten Reich.

4. Der „homoianische“ Flügel

  • In späteren Jahrzehnten entwickelte sich eine abgeschwächte Form des Arianismus, der sogenannte Homoianismus.

  • Vertreter dieser Strömung lehnten zwar das Nizänum (Glaubensbekenntnis von Nizäa) ab, mieden aber auch klare dogmatische Formulierungen.

  • Sie sprachen davon, Christus sei „ähnlich dem Vater“ (homoios), ohne sich festzulegen, ob wesensgleich oder nicht.

5. Die Goten und andere germanische Völker

  • Durch Missionare wie Wulfila (Ulfilas), der selbst Arianer war, übernahmen viele germanische Stämme – darunter die Westgoten, Ostgoten, Vandalen und Langobarden – den arianischen Glauben.

  • Dadurch blieb der Arianismus in Europa noch mehrere Jahrhunderte nach seiner offiziellen Verurteilung innerhalb der Reichskirche bestehen.

Schreibe einen Kommentar