⚔️ Gedanken am 3. Oktober
Ich bin schon immer gern mit Menschen zusammengewesen,
die an der Schwelle des Todes stehen, weil viele von
ihnen weit lebendiger sind als die Mehrzahl der Leute. Wer
Krebs oder AIDS hat, »darf« sagen, was er wirklich denkt
und empfindet. E r entdeckt in sich vielleicht bislang unbekannte
Seelenkräfte. Das Leben erscheint kostbarer und unmittelbarer,
wenn sein Ende in Sicht ist. Wenn es der letzte
Frühling sein könnte, den du erlebst, sind die Blüten einer
Azalee von einer fast schmerzlichen Schönheit. Wenn du den
nächsten Geburtstag deines Kindes vielleicht nicht mehr
erleben wirst, ist jede Minute, die du mit ihm verbringen
kannst, ein kostbares Geschenk. Solche Dinge waren schon
immer Geschenke, aber wenn wir ohne Bewußtsein des Todes
dahinleben, fällt es uns schwerer, die Schönheit und die
Liebe wahrzunehmen, die uns jederzeit umgeben. Der Tod
öffnet uns erst die Augen.
Tägliche Templerarbeit:
Atme ein paarmal tief durch und lasse dich langsam, geduldig in
den inneren Ort der Stille gleiten, in dein Allerheiligstes. Stell dir
vor, du hättest gerade erfahren, daß die Welt in sechs Monaten
untergehen wird. Was würde für dich jetzt am meisten zählen?
Um was täte es dir am meisten leid?
Alles, was du dir nur vorzustellen vermagst, kann und wird in
Erfüllung gehen. Kannst du heute so leben, als ob es nie wieder ein
Morgen für dich geben würde?