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⚔️ Festung des Deutschordens entdeckt

Im Nordosten Polens haben Archäologen die Überreste einer Deutschordensburg aus dem Mittelalter entdeckt. Die Ordensritter übernahmen diese Festung, nachdem sie Anfang des 13. Jahrhunderts die hier ansässigen Prußen besiegt hatten. Die Burg diente wahrscheinlich primär als Amtssitz für Kirchenbeamte und als Lager für Tributzahlungen, wie historische Aufzeichnungen nahelegen. Die Ausgrabungen enthüllen zudem, dass schon zur Eisenzeit an dieser Stelle eine befestigte Siedlung existiert haben muss.

Ursprünglich war der Deutschorden wie die Tempelritter eine Ordensgemeinschaft, die die christlichen Stätten im Heiligen Land verteidigen und Pilger schützen sollten. Doch anders als anderen Ritterorden gelang es dem Deutschorden nach dem Niedergang der Kreuzfahrerstaaten im Nahen Osten, auch in Europa Fuß zu fassen. Die Unterstützung durch Kaiser Friedrich II. und Papst Gregor IX. ermöglichte es dem Deutschorden, sich ab 1230 erste Territorien in Mitteleuropa zu sichern. Durch den Kampf gegen den baltischen Volksstamm der Prußen erweiterte der Orden seine Gebiete immer weiter bis nach Osteuropa hinein und festigte dort seine Vormachtstellung durch Ordensburgen.

Die Überreste einer solchen Deutschordensburg haben nun Archäologen unter Leitung von Rafal Solecki von der Wyszynski-Universität in Warschau in der nordpolnischen Provinz Ermland-Masuren entdeckt. Heute ist von dem eigentlichen Bauwerk nichts mehr zu sehen, aber die Wälle aus Erde und der Burggraben sind noch mit bloßem Auge erkennbar, trotz der Tatsache, dass sie heute mitten in einem Waldgebiet liegen“, erklärt Solecki. Erste Hinweise darauf, dass es sich bei diesen bis zu 20 Meter hohen Erhebungen nicht um eine natürliche Landschaftsform handelte, gewannen die Forscher mithilfe einer Laserkartierung des Geländes. Sie enthüllte die Fundamente einer kleinen Burg.

Daraufhin führten die Archäologen Ausgrabungen in diesem Bereich durch. Diese ergaben, dass hier Relikte aus drei Zeitperioden zu finden waren. Demnach lag hier schon in der Eisenzeit, im 3. bis 5. Jahrhundert v.Chr. eine befestigte Siedlung. Später, im 11. bis 13. Jahrhundert, errichteten die Prußen hier einen Stammessitz. Als dann jedoch der Deutschorden die Prußen in diesem Gebiet besiegte und ihr Territorium vereinnahmte, wurden die lokalen Bewohner der Festung vertrieben und die Burg unter Herrschaft des Deutschordens ausgebaut. Die Gebäude der wahrscheinlich zweistöckigen Festung besaßen Steinfundamente, bestanden aber ansonsten vorwiegend aus Holz.

Deutschorden als Schutzmacht
„Die Ausgrabungen bestätigen, dass es sich hier tatsächlich um eine Festung aus der Zeit des Deutschordens handelte“, beichtet Solecki. „Bei den Ausgrabungen im alten Burggraben und den Wällen entdeckten wir charakteristisch gefertigte Keramikobjekte sowie Pfeilspitzen und Projektile. Letzteres könnte darauf hindeuten, dass die Burg den Angriffen der örtlichen Prußen-Bevölkerung ausgesetzt war.“ Zum Schutz vor solchen Attacken ließen die Ordensritter die Erdwälle rund um die Burg erhöhen, außerdem schützte eine Palisade aus Holzpfählen den inneren Bereich.

Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass diese Burg wohl nicht direkt im Besitz des Deutschordens war, sondern zu einer der vier christlichen Diözesen gehörte, die im Jahr 1243 von Papst Innozenz IV. geschaffen und einem Bischof unterstellt worden waren. Das Gebäude beherbergte daher wahrscheinlich vorwiegend Verwaltungsbeamte der Kirche, könnte aber auch dem Eintrieben des Tributs von der örtlichen Bevölkerung gedient haben. Die Ritter des Deutschordens waren zum Schutz der Kirchenbeamten und dieser Güter abkommandiert. Um noch mehr über diese Burg und ihr weiteren Schicksal zu erfahren, werden die Archäologen ihre Ausgrabungen weiter fortsetzen.

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