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Wissenschaftler zum Turiner Grabtuch

Fotografie
Seit der ersten Fotografie des Grabtuchs versuchen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen und auf unterschiedlichen Wegen, sich dem archäologischen Objekt „Grabtuch“ zu nähern: U.a. sind es Mediziner, Kriminologen, Chemiker, Physiker, Biologen, Mathematiker, Textilkundler, Archäologen und Historiker. Naturgemäß führt dabei nicht jeder Weg zum Ziel; Umwege ergeben aber oft neue Impulse. Zudem werden die Ergebnisse wissenschaftlicher Recherchen ständig überprüft. Es gibt auf der Welt wohl keinen Gegenstand, der so viele Arbeitsstunden auf sich gezogen hat und gleichzeitig so kontro-vers diskutiert wird wie das Grabtuch von Turin.

1898 ist ein wichtiges Jahr in Italien. Anlässlich des 50. Jahrestages der Verfassung des Königreichs Sardinien und Piemont (später wird daraus das italienische Königreich) und der 400-Jahrfeier der Kathedrale von Turin soll im Rahmen einer Ausstellung sakraler Kunst das Abbild auf dem Grabtuch erstmals fotografiert werden. Die Erlaubnis dazu erhält Secondo Pia, Rechtsanwalt und Bürgermeister der Stadt Asti, ein leidenschaftlicher Amateurfotograf. Unter großem Zeitdruck macht er zunächst am 25. Mai 1898 zwei Probeaufnahmen im Format 21 cm x 27 cm. Am 28. Mai belichtet er dann die endgültigen Fotoplatten im Format 50 cm x 60 cm.

Wenn man einen Menschen mittels der analogen Technik fotografisch aufnimmt, erscheint bei der Entwicklung des Fotos auf dem Fotonegativ eine schattenhafte, unscharfe Gestalt: Dunkles ist hell geworden, Helles dunkel. Erst auf dem Positiv-Abzug stimmen dann Licht und Dunkel wieder. Doch was Secondo Pia auf der Negativplatte sieht, ist das genaue Gegenteil. Auf dem Negativ erscheint der Körper des Mannes auf dem Tuch deutlich und realistisch. Sein Gesicht wirkt lebendig und ausdrucksstark. Im Umkehrschluss wird klar: Es ist das entwickelte Foto (s. Bild rechts), also letztlich das Grabtuch selbst, das die Eigenschaften eines Negativs trägt. Als solches bildet es erst die Voraussetzung für den realistischen, „normalen“ Anblick des Tuchs, aber eben erst auf seinem Foto-Negativ. Doch wie entstand dieses Abbild auf dem Tuch? Tatsächlich wird bis heute darüber gerätselt. Es bleibt ein Geheimnis des Tuchs.

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