Templer - Blog

Das Leben im Hause eines Adligen

Bei Sonnenaufgang werden Herr und Herrin der Burg durch vertraute Laute geweckt: das Kikeriki der Hähne, das Bellen der Hunde, das Wiehern der Pferde, das Klirren
der Waffen im Hof, das Klappern der Töpfe und Pfannen in der Küche, das Geschwätz der Diener und Gefolgsmänner in der grossen Halle unten. Mehr als einhundert Menschen, die alle in und um die Burg herum leben, bereiten sich auf einen neuen Tag vor.

Nachdem der Herr von seinem Barbier rasiert und ihm von seinem Pagen in die Kleidung geholfen wurde, führt er seine Gemahlin die ausgetretenen Steinstufen hinab in die lärmerfüllte Halle. Hier werden für ein einfaches Frühstück
aus Brot und Wein Tische an ihren Platz gestellt. Aber zuerst versammelt sich die Familie zur Messe in der Kapelle an der anderen Seite des Hofes.

Nur die drei jüngsten Kinder sind zu Hause. Die älteren Jungen leisten ihre Lehrzeit bei einem anderen Adligen ab, und die älteren Mädchen sind in einem Kloster untergebracht. Der Hof ist sauber gefegt, und die Sonne scheint auf die gestrichenen Wände des grossen Steinturms. Die Luft ist frisch, der Himmel klar. Es ist bedeutend angenehmer, an einem Frühlingstag früh aufzustehen als an einem bitterkalten Wintermorgen, wenn Schmutz und Matsch den Boden bedecken.

Während des Vormittags erledigen die Eheleute ihre alltäglichen Aufgaben. Der Herr bespricht mit seinem Amtmann und seinem Landvogt die anstehenden Arbeiten in der Landwirtschaft. Bei detaillierten Schilderungen der Ernte, Milchproduktion und Reparaturen an Nebengebäuden wird er ziemlich ungeduldig. Ihn zieht es hinaus, um mit den Stallknechten und Waffenmeistern zu reden, die ihm helfen werden, das Turnier vorzubereiten, das am nächsten Wochenende stattfinden soll; der König selbst
wird zu Gast sein.

Während der Herr Pläne für die königliche Visite macht, inspiziert seine Gemahlin die Küche. Das ist ein grosser, rauchgeschwängerter Raum, den man durch einen Gang von der Halle aus erreicht. Köche und Bäcker sind eifrig beschäftigt, Diener hasten hin und her mit Kübeln und Krügen. Die Hausherrin macht kurz halt, um ein wenig Suppe zu probieren und mit dem Oberkoch das Rezept zu besprechen. Auch sie ist in Gedanken bei dem königlichen Besuch.

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