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Das Vitamin D

Warum schwankt der Vitamin-D-Haushalt?
Da unser Vitamin-D-Gehalt im Körper unter anderem abhängig von der Jahreszeit ist, kann er schwanken. Mal ist er niedrig, mal ist er höher. Vor allem in den warmen Sommermonaten bildet der Körper mehr Vitamin D, da die Sonne häufig scheint und wir dadurch viel UV-B-Strahlung ausgesetzt sind.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schreibt, dass bei uns in Deutschland die Vitamin-D-Versorgung schätzungsweise zu 80 bis 90 Prozent über die endogene Synthese in der Haut erfolgt – wenn wir regelmäßig mit genügend unbedeckter Haut an der frischen Luft sind. In den Wintermonaten sieht das allerdings etwas anders aus: Da kann unser Körper nur sehr begrenzt Vitamin D bilden.

Die für die Eigensynthese nötigen UV-B-Strahlen erreichen ganzjährig nur Regionen unterhalb des 35. Breitengrads. In höher gelegenen Breiten nehmen Intensität und Dauer an ausreichender Strahlung ab und die Vitamin-D-Bildung wird abhängig von der Jahreszeit. Das gilt auch für Deutschland, da es zwischen dem 47. und 55. Breitengrad liegt.

Warum Sonnenschutz nicht zu Vitamin-D-Mangel führt, liest du hier.

Körper speichert Vitamin D
Das im Sommer gebildete Vitamin D speichert der Körper im Fettgewebe und der Skelettmuskulatur, was zur Aufrechterhaltung der Vitamin-D-Serumkonzentration im Winter beiträgt. Dass bei uns ein niedriger Vitamin-D-Spiegel in den Wintermonaten häufiger vorkommen kann, zeigte eine Studie aus Schweden. Dafür wurde das Blut von 540 Probandinnen und Probanden untersucht. Zusätzlich mussten sie regelmäßige Angaben über ihr Raucherverhalten, körperliche Aktivitäten und mögliche Vitamin-D-Supplemente machen.

Das Ergebnis: Der Vitamin-D-Spiegel war im Schnitt in den Wintermonaten niedriger als in den Sommermonaten. Circa 50 Prozent der Proband:innen hatte dabei in der Hälfte des Jahres eine Konzentration von unter 50 Nanomol pro Liter. In den Sommermonaten lag die Konzentration dafür bei über 80 Prozent der Proband:innen bei über 50 Nanomol pro Liter, bei 41 Prozent dieser Menschen sogar bei über 75 Nanomol pro Liter.

Wie gut schützt Vitamin D vor schweren Krankheiten – und Corona?
Dass Vitamin D vor allem wichtig für unsere Knochengesundheit ist, wissen wir schon. Doch auch darüber hinaus wird es immer wieder bei diversen Krankheiten als Wunderheilmittel angepriesen. Doch was genau an diesen Versprechen dran ist, ist wissenschaftlich oft nicht ganz klar. Ein Überblick:
Kann Vitamin D vor Atemwegsinfektionen schützen?
Tatsächlich kam die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in einer Übersichtsarbeit zu dem Ergebnis, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung durchaus vor Atemwegsinfektionen wie einer Erkältung schützen kann. Außerdem wirkte sich eine Vitamin-D-Behandlung positiv auf Asthma- oder COPD-Erkrankte aus – wenn sie schon unter einem Mangel litten. Zwischen dem Vitamin-D-Status und dem Risiko für akute Atemwegsinfektionen stellte die DGE einen inversen Zusammenhang fest. Das bedeutet: Je niedriger der Vitamin-D-Status war, desto höher war das Risiko für Atemwegsinfektionen.

Laut DGE könnte bei einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung eine Supplementation (also die Einnahme) mit Vitamin D einen positiven Einfluss auf die Prävention von akuten Atemwegsinfektionen haben.

Aber: In Bezug auf präventive Aspekte des Vitamin-D-Status für Asthma, MS und Diabetes mellitus Typ 1 seien die vorliegenden Daten aus Beobachtungsstudien nicht eindeutig gewesen. Die DGE schlussfolgert, dass keine Daten aus kontrollierten Studien einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und der Prävention von Asthma, COPD, MS und Diabetes mellitus Typ 1 zeigen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Depressionen?
Das wissen wir bisher nicht. Laut DGE gibt es zwar Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und Depressionen. Kontrollierte Studien konnten das bisher aber nicht bestätigt. Eine Metastudie der Cambridge University kommt zu dem Ergebnis, dass Depressionen häufig mit einem niedrigeren Vitamin-D-Level einhergehen.

Allerdings ist unklar, ob das niedrige Vitamin D die Ursache oder eine Begleiterscheinung ist. Denn Depressionen gehen oft einher mit Antriebslosigkeit. Betroffene gehen seltener raus und machen auch weniger Sport – sie kommen also nicht so häufig in die Sonne und können ihren Vitamin-D-Haushalt nicht aufladen.

Schützt Vitamin D vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Ob uns Vitamin D vor diesen Krankheiten schützen kann, ist weiterhin nicht belegt. In der Vergangenheit haben sich aber zahlreiche Studien mit dieser Frage beschäftigt. Für eine Studie aus dem Jahr 2017 wurden über 5000 gesunde Teilnehmende teils mit Vitamin D und teils mit Placebos versorgt. Ergebnis: Auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatte dies keinen Einfluss.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte ebenfalls über 5000 gesunde Menschen. Sie bekamen über vier Jahre hohe monatliche Dosen Vitamin D verabreicht. Auch hier konnten die Wissenschaftler:innen keinen Effekt zur Prävention von Krebs feststellen. Die DGE schreibt, dass es weiterhin Forschungsbedarf gibt.

Helfen Vitamin D (und andere Vitamine) gegen Corona?
Gerade im Internet empfehlen viele Menschen hoch dosiertes Vitamin C gegen eine Coronainfektion. In China wurden Patientinnen und Patienten experimentell damit behandelt, auch in anderen Ländern kommt Vitamin C als zusätzliche Option zum Einsatz. In China laufen dazu derzeit Studien. Ob die Mehrheit der Covid-19-Patienten letztlich davon profitiert, etwa weil sie schneller genesen oder seltener sterben, lässt sich derzeit nicht abschätzen.

Bisherige Ergebnisse deuten darauf hin, dass es schwer kranken Patienten mit Lungenentzündungen helfen könnte. Oftmals liegt bei der Hochrisikogruppe ein Mangel vor. Insofern ist nicht klar, ob hoch dosiertes Vitamin C auch vor einer Infektion schützt oder nur einen vorhandenen Mangel behebt. Ähnliche Zusammenhänge bestehen auch bei Vitamin D, das auch bei anderen Lungenerkrankungen eine Rolle spielt. Inwiefern eine Gabe vor einer Infektion schützen kann, ob es schwere Verläufe verhindert oder aber nur die Schwere der Erkrankung lindert, müssen Studien erst beweisen.

Die Gabe von Vitaminen oder auch Zink und anderen Mineralstoffen, wie sie mancherorts üblich ist, sollte nur eine ergänzende Maßnahme und kein Ersatz für eine medizinische Therapie sein. Eine vorbeugende Wirkung der Vitamine für nicht infizierte Personen ist wissenschaftlich nicht belegt. Trotzdem führen eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung durch gesunde Ernährung und ein verantwortungsvoller Aufenthalt in der Sonne zusammen mit Bewegung zu einer besseren, körperlichen Ausgangssituation angesichts einer Infektion.

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