Besser leben

Die Hydrokulturen

Nicht nur in öffentlichen Gebäuden, Geschäften und Büros sind zunehmend Pflanzen
in Hydrokultur zu finden, auch im privaten Bereich bietet die erdelose Pflanzenhaltung
einige Vorteile: Sie ist sauber, einfach, bequem und pflegeleicht. Im wesentlichen gelten die vorher beschriebenen Pflegemassnahmen auch für „Hydrokulturen”. Doch es gibt auch einige Besonderheiten, auf die hier kurz eingegangen werden soll.

„Hydrokultur” heisst wörtlich „Wasserkultur” oder genauer: „Nährlösungskultur erdeloser Pflanzen”. Statt in Erde wurzeln Hydrokulturpflanzen in einem anorganischen
oder künstlich hergestellten Material. Bei diesen Substraten (Pflanzstoffen, Füllmitteln) handelt es sich heutzutage meist um natürlichen, gebrannten Ton,
Blähschiefer, Lava, Grolit und andere Granulate. Die Pflanzenwurzel entnimmt
Wasser und Nährstoffe einer Nährlösung, die die Wurzeln umspült, oder den Zwischenräumen des Substrats, in das Nährlösung und Wurzeln eindringen.

Substrate für die Hydrokultur sollen zum einen der Pflanze einen Halt geben und
zum anderen eine gleichmässige Verteilung der Nährlösung garantieren. Neben der
dafür notwendigen Kapillariät (Saugvermögen) sind andere Eigenschaften wichtig,
wie Stabilität, chemische Neutralität, Gewicht, Haltbarkeit und nicht zuletzt
Struktur. Zu den bewährten Substraten gehören Blähton („Lecaton T”), hergestellt
aus Ton bestimmter Qualität durch Brennen und Aufblähen in einem Drehofen, und
Blähschiefer („Lecaton S”). Durch zusätzliches Brechen entstehen das „Lecadan”,
das eine grösserere Kapillarität besitzt und vorzugsweise für die Aussen- Hydrokultur verwendet wird, und das „Lecadan S”. Letzteres zeichnet sich dadurch aus, das es mehr als andere Substrate den für manche Pflanzen erforderlichen Wurzelpilz Mykorrhiza fördert. „Hydroton”, ein besonders leichter, rundlicher Blähton, wird in verschiedenen Korngrössen sowie auch unrund und splittig angeboten. Aufgrund ihrer Struktur sind die grobporigen Hydroton-Perlen nicht nur enorm wasserspeichernd,sondern auch frost- und witterungsbeständig. Weitere, für bestimmte Verwendungsformen geeignete Hydrokultursubstrate sind Lavaschlacke (Grevalit), Steinwolle (Grodan), Vermiculite, Perlite (Agriperl) und Kiesel.

Die Auswahl erdelos kultivierbarer Zimmerpflanzen ist nur wenig eingeschränkt. Vor allem Blattgewächsen bekommt die Hydrokultur gut. Natürlich muss auch hier – wie bei in Erde gehaltenen Pflanzen – der Standort stimmen bzw. die Pflanzenart den gegebenen Bedingungen angepasst sein. Eine Umstellung von in Erde gezogenen Pflanzen – auch „Umpolung” genannt – ist zwar grundsätzlich möglich, aber nicht immer problemlos. Pflanzen entwickeln in Hydrokultur andere Wurzeln als in Erdsubstraten, nämlich sogenannte Wasserwurzeln. Es erfordert grosse Mühe, alle Erdreste und einen Teil der Erdwurzeln zu entfernen, da diese eine Gefahr für die erdelose Kultur darstellen würden. Sicherer ist es daher, sich besser an Pflanzen zu halten, die von klein auf in Hydrokultur herangezogen wurden.

Die Pflege von Zimmerpflanzen in Hydrokultur ist relativ einfach. Der Bedarf der
Pflanzen an Wasser und Nährstoffen kann genau kontrolliert und die Versorgung dem Bedarf angepasst werden. Ein Wasserstandsanzeiger gibt zuverlässig Auskunft darüber, wann wieder gegossen werden muss. Je nach Standort, Wachstum und Gefässgrösse
muss meist nur etwa alle 3 bis 4 Wochen nachgefüllt werden. Mit Hilfe von Langzeitbewässerungssystemen ist auch bei längerer Abwesenheit eine zuverlässige
Wasserversorgung gewährleistet.

Für die Nährstoffversorgung von Hydrokulturen werden verschiedene Düngerformen
angeboten: Nährsalze, Flüssigdünger-Konzentrate oder Ionenaustauscher in Form kleiner Harzkügelchen, die als Langzeitdünger 4 bis 6 Monate wirken. Ionenaustausch- Dünger haben den Vorteil, dass sie eine oft notwendige Wasserenthärtung unnötig machen, die Gefahr überhöhter Dünger-Konzentration geringer ist und die Nährlösung seltener gewechselt werden muss.

Werden Hydrokulturen auch während der Wintermonate in geheizten Räumen gehalten,
kommt es – bedingt durch hohe Temperaturen und niedrige Luftfeuchtigkeit – zu einer verstärkten Wasseraufnahme. Da dadurch jedoch auch verstärkt Nährstoffe in den oberirdischen Teil der Pflanzen transportiert werden und sich hier anreichern können, kommt es leicht zu einer Ablagerung von Salzen, vor allem in den Blatträndern. Blattrandverbräunungen und das Absterben ganzer Pflanzenteile sind die Folge. Von Oktober bis Februar sollten also auch Hydrokulturpflanzen kaum oder wenig gedüngt werden. Die in den Gebrauchsanweisungen angegebenen Mindestmengen von Hydrokulturdüngern sollten nicht überschritten werden; salzempfindliche Pflanzen sollten keinen Langzeitdünger erhalten.

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