Ideal und Wirklichkeit

Wie heute galten auch im Mittelalter in Kriegszeiten andere Regeln. Zwar gelobten
die Ritter, gegenüber Besiegten Gnade walten zu lassen.
Bis die Feinde – etwa türkische Muslime – allerdings besiegt waren, kämpften die Ritter mit voller Härte. Vom Sturm der Kreuzritter auf Byzanz (dem heutigen Istanbul) beispielsweise sind heftigste Plünderungen, Verwüstungen und Verge-
waltigungen durch die zuhause zumeist Noblen überliefert.

Dass indes auch dort weniger rühmliche Ritter ihre Untertanen drangsalierten, beschreibt Josef Fleckenstein, Professor für mittelalterliche Geschichte, der in Frankfurt am Main, Freiburg, Göttingen und Zürich lehrte, folgendermaßen: „Dass es neben vorbildlichen Vertretern des Rittertums auch solche gab, denen es in erster Linie um den eigenen Vorteil ging und die sich nicht scheuten, dafür ihre Macht zu missbrauchen ist keine Besonderheit des Rittertums, sondern gehört in den großen Bereich menschlicher Unzulänglichkeit, zu dem alle Gruppen und Gemeinschaften zu allen Zeiten ihren Teil beizutragen pflegen.”