Besser leben

Leben ohne Stress für wenig Geld – wenn Sie es mitbringen

Zu Bulgarien fallen Ihnen sicher das Schwarze Meer und die billigen Preise ein, die deutschen Rentnern ein Leben ermöglichen, von dem sie zuhause nur träumen.

Wenn Sie sich von der Küste und der Hauptstadt Sofia entfernen, ist es sehr ländlich und rückständig. Es gibt zwar gute Autobahnen und Landstraßen, aber abseits davon geht es oft zu wie vor 100 Jahren.

Wenige Bulgaren sind mit dem neuen Bulgarien zufrieden. Ob im Kommunismus oder später unter Bürgerlichen oder Wende-Sozialisten, geändert hat sich nicht viel. „Je näher am Trog, desto fetter die Schweine“, sagen die Bulgaren über ihre Politiker. Längst haben sich wieder die alten Kader etabliert und beuten das Land wie ihr Privateigentum aus. Ohne kleines oder großes Bakschisch ging früher gar nichts, und heute geht nicht viel.

Die Bulgaren träumten, mit der Demokratie käme Wohlstand für alle. Nach über 25 Jahren heißt Demokratie nur noch, alle paar Jahren Wahlen und nichts Neues, egal wer gewinnt. Auf Druck des IWF bei der Privatisierung ist extremer Reichtum für eine Minderheit entstanden, während der große Rest auf niedrigem Niveau lebt.

Woran sollen Mitteleuropäer denken, die Bulgarien interessiert? Bulgaren sind in der Regel zuvorkommend, herzlich und stolz auf das Wenige, was sie mit meist beschränkten Mittel geschaffen haben. Da kommt es nicht gut an, wenn einer den reichen Ausländer raushängen lässt. Wer beim Kauf eines der vielen, für uns spottbilligen Häuser abwertend über Haus und Ort herzieht, darf sich nicht wundern, wenn ihn der Verkäufer auflaufen lässt.

Ohne etwas Bulgarisch, was wegen der kyrillischen Schrift nicht einfach ist, geht hier übrigens nicht viel. Wer sich auf Englisch verlässt, kommt nur in Sofia und an der Küste klar.

Ausländer vermieten am Schwarzen Meer Ferienhäuser an ihre Landsleute
Am besten machen Sie es wie die Bulgaren: Die regeln viel selber und helfen sich gegenseitig. Die Obrigkeit nehmen sie ungern in Anspruch. Der Staat löst kein Problem, er ist das Problem: Diese Tatsache, die nicht nur hier gilt, hat dem Kommunismus überlebt. Bulgarien kann ein Paradies sein, wenn Sie Ihre Ansprüche anpassen und nicht auf den Arbeitsmarkt des Landes angewiesen sind. Mit einem örtlichen Einkommen erweist sich nämlich das Paradies als ziemlich teuer.

Als EU-Bürger reisen Sie mit Pass oder Ausweis ein und können drei Monate bleiben. Noch werden Ein- und Ausreise vermerkt, weshalb einfach dableiben wie in anderen EU-Ländern zum Problem werden kann. Aber warum sollten Sie überhaupt dableiben?
Viele träumen vom Leben, wo andere Urlaub machen. Bulgariens Küste am Schwarzen Meer ist ein recht beliebtes Reiseziel.
Immobilien und Kosten fürs Leben sind so niedrig, dass Deutsche auch mit kleiner Rente einen Lebensstandard genießen, der ihnen zuhause nicht vergönnt ist.
Sie müssen freilich einfachere Umstände in Kauf nehmen. Nicht mal in den Urlaubszentren am Meer sind Wasseranschluss, Zentralheizung, Telefon, Internet und ärztliche Versorgung überall perfekt. Wer da gleich jammert, in Deutschland sei alles besser, der sollte seine Pläne nochmal überdenken. Übrigens leben am Schwarzen Meer immer mehr Ausländer vom Tourismus, indem Sie Ferienhäuser an ihre Landsleute vermieten.

Die Schwarzmeerküste bei Burgas
Die meisten Besucher kennen nur die Strände, die Hafenstädte Burgas und Varna, dazu Sofia und das Rilagebirge wegen des Klosters. Aber gerade zwischen Hauptstadt und Küste ist das Leben in malerischen Städtchen und Dörfern besonders preiswert. Wer ein Leben ohne Stress sucht, der ist hier richtig. Alles ist viel billiger als in Deutschland, wenn Sie nicht viele Importwaren kaufen. Einige Preise:
– Ein Bier 0,33 Liter kostet einen Euro, 0,5 Liter heimisches Pivo dagegen nur 45 Cent.
– Die Schachtel Marlboro 2,65 Euro, heimische Zigaretten wie etwa Juvel nur 1,75 Euro.
– Ein Gericht im Restaurant gibt’s ab 3 Euro. Der Big Mäc bei McDonald’s kostet 2,20 Euro.
Löhne von 400 Euro und 10% Steuern: das Paradies für Unternehmer
Bulgaren verdienen nicht viel. Mit 400 Euro Monatslohn liegt das Land in der EU weit unten. In guten Privatunternehmen kann einer 500 Euro verdienen. Der Mindestlohn liegt bei 230 Euro. Solche Löhne und 10 Prozent Steuern animieren dazu, als Unternehmer tätig zu werden. Dafür brauchen Sie als EU-Bürger keine Erlaubnis, wohl aber bulgarische Sprachkenntnisse. Die einfache und preiswerte Version der GmbH ist hier die OOD.

Wer länger als 183 Tage im Jahr in Bulgarien lebt, zahlt 10% Einkommensteuer auf sein Welteinkommen. Die Mehrwertsteuer heißt DDS und liegt bei 20%. Kosten für Gesundheit, Bildung und Kultur sind davon befreit. Fürs Auto zahlen Sie Kfz-Steuer (20 Jahre alter Golf etwa 100 Euro). Außerdem gibt es eine Maut mit einer Plakette für 35 Euro im Jahr, ohne die Sie nicht mal auf die Landstraße dürfen.

Mieten, kaufen oder bauen? Viele Deutsch kaufen ein billiges Haus und renovieren es, da sparen Sie beim Kauf und bei den Arbeitskosten und kriegen ihr Häuschen ab 40.000 Euro. Handwerker kosten schwarz 20 bis 30 Prozent der deutschen Preise, oder mit Rechnung gut ein Drittel mehr.

NACHTRAG:
Ein Internet-Kollege, der sich gerade mit seiner Frau in Bulgarien niedergelassen hat, schrieb mir im August 2020:
„Wir sind super zufrieden in Bulgarien und sind überrascht, dass die erste Woche so viele positive Eindrücke hier in Burgas (Aheloy) hinterlassen hat, dass wir es hier besser finden als je irgendwo anders zuvor. Hier ein paar Eckpunkte:
Tolle Wohnung am Meer in einer schönen und geschützten Anlage für 115€ im Monat (jährl. Vorauszahlung), Gesamtkosten mit Strom, Internet und Wasser: 170€ / Monat.
Die sauberste Luft, die man sich vorstellen kann.
Mediterranes, sub-tropisches Klima (April-Oktober/November).
Relativ milde Winter.
Erstaunlich günstige Preise (Pizza ab 1,50 im Restaurant).
Frisches Obst und Gemüse aus den Gärten in den Einkaufsläden (Geschmacksexplosion).
Auch gewohnte Geschäfte wie Kaufland und Lidl vorhanden.
Steuern und Abgaben insgesamt für uns bei 12,5% für alles, was angemeldet ist.
Sehr freundliche und hilfreiche Menschen.
Weniger Kriminalität (lt. Anzeigen) in allen Bereichen als in Deutschland (eventuell einfach weniger Anzeigen, da oft keine Versicherungen vorhanden).
Klassische Rollenverteilung. Männer geben sich männlicher und Frauen weiblicher.
Nachteile:
Nicht viele können Englisch oder Deutsch. Bulgarisch lernen ist auf Dauer Pflicht!
Hohe Korruption. Wer viel verdient und damit auffällt (z.B., weil seine Firma hohe 5-stellige Umsätze oder mehr macht), kann erpresst oder sogar durch linke Methoden enteignet werden. Die Korruption trifft nicht nur Ausländer. Im Krankenhaus muss man – trotz Versicherung – in der Regel immer extra bezahlen (z.B. 500€ für die Wahl eines “Teams”).
Viel Bürokratie. Wer z.B. ein Auto verkaufen will, muss mit seiner Frau und dem Käufer zum Notar (20-30€ Kosten).
Wer hier wohnen will: Kaufen und anmelden geht dann aber erst mit einer Litschna-Karte, sonst gehen nur Vollmachtausstellungen.“

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