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Welche Faktoren begünstigen einen Burnout und wie kann man sich schützen?

„Burnout entsteht durch Stress am Arbeitsplatz, der noch nicht erfolgreich bewältigt wurde“, so steht es in der WHO-Definition – das heißt: Um uns davor zu schützen, können wir uns unsere reale Belastung am Arbeitsplatz anschauen und unseren Umgang damit.
Am Arbeitsplatz
Die Verantwortung liegt hier bei Unternehmen, Führungskräften und den Angestellten. Aber: Wie viel Einfluss Vorgesetzte und Mitarbeitende auf die Stressbelastung haben, ist von Job zu Job unterschiedlich.

Die Person passt zum Job
Der Burnout-Schutz beginnt laut Wirtschaftspsychologin Christina Guthier schon bei der Personalauswahl: „Wenn Aufgabe und Person gut zusammenpassen, sich die neue Person gut ins Team einfügt und sich in der gelebten Organisationskultur wohlfühlt, kann dies bereits vor Burnout schützen“, sagt sie. Logisch: Wenn wir Aufgaben übernehmen müssen, die nicht zu unseren Werten oder Fähigkeiten passen, überfordert uns das oder macht uns unzufrieden. Das kann auch nach einer Beförderung passieren: Wer plötzlich in der Position ist, Menschen kündigen zu müssen, kann sich in einem Wertekonflikt wiederfinden, der belastend ist.

Das hieße aber im Umkehrschluss nicht, dass Menschen einen Burnout bekommen, weil sie den falschen Beruf gewählt haben, betont Wirtschaftspsychologe Christian Dormann. „In den meisten Fällen kommen die Menschen durch einen Burnout, ohne den Job wechseln zu müssen.“
Und es heißt auch nicht, dass wir immer nur exakt die Aufgaben übernehmen können, für die wir ausgebildet wurden.

Angestellte dürfen lernen
Wichtig sei auch eine Arbeitsatmosphäre, in der wir lernen können: „Herausfordernde Aufgaben sind für die meisten Menschen gut und wichtig. Aber: Ich brauche die Zeit und auch die Materialien, um etwas Neues zu lernen. Ob ich diese Unterstützung vom Arbeitgeber bekomme, beeinflusst massiv, ob eine Aufgabe zu schwierig für mich ist oder nicht.“

Auch den Umgang mit Ressourcen, die das Unternehmen anbietet, müsse man lernen. „Wir sehen, dass viele Menschen beispielsweise im Homeoffice überfordert sind, weil sie nicht gelernt haben, sich selbst zu organisieren und zu motivieren.“, erklärt Dormann.

Wie Deadlines unsere Arbeit beeinflussen erklären wir hier.

Eine ideale Arbeitswelt
„In einer idealen Arbeitswelt könnten wir selbst steuern, wann wir welche Aufgaben übernehmen und wie wir Ziele erreichen“, sagt Motivationsforscherin Christina Guthier. Das heißt: Wir übernehmen nicht ein Großprojekt nach dem anderen, sondern gönnen uns Phasen der Erholung. In erschöpften Phasen würden wir dann weniger komplexe Aufgaben bearbeiten.
Gleichzeitig gäbe es eine Kultur am Arbeitsplatz, wo Mitarbeitende sich trauen, etwas auszuprobieren, auch mal Fehler zu machen und diese auch offen zuzugeben.

Expert:innen nennen das psychologische Sicherheit (engl.: psychological safety). Der Begriff geht auf Prof. Amy C. Edmondson zurück, die an der Harvard Business School erforscht, wie zwischenmenschliche Interaktionen Unternehmen erfolgreicher machen können.

Bei der psychologischen Sicherheit gehe es laut Edmondson nicht darum, dass „immer alle nett zueinander sind und es keine Konflikte gibt“. Die Annahme sei vielmehr, dass fachliche Kommunikation und Konflikte zwischen den Kolleg:innen zu einem besseren Endergebnis führen. Dafür brauche es eine Atmosphäre, in der jede:r sich traut, seine oder ihre Meinung und Ideen zu äußern.

In vielen Berufen wird das so (vorerst) nicht möglich sein. Was die Forschenden sich aber wünschen, ist ein Arbeitsklima, in dem Menschen offen ansprechen können, wenn sie erschöpft sind – und ihnen dann auch Erholung zugestanden wird.
Dazu ist es auch notwendig, dass die Mitarbeitenden selbst merken, wenn sie erschöpft sind, sich dann Pausen gönnen – und auch wissen, wie sie sich am besten erholen.

Strategien für Erholung entwickeln
Einige laden ihre Akkus am besten beim Sport wieder auf, andere bei der Gartenarbeit oder beim Lesen. Es sei wichtig, dass wir für uns herausfinden, was wir zur Erholung brauchen und dass wir daraus Strategien entwickeln, meint Wirtschaftspsychologin Christina Guthier.

Wie du durch Resilienz gegen Stress gewappnet bist, erklären wir hier.

Andersherum helfe es auch zu beobachten, welche Situationen konkret Stress auslösen und wie dieser sich zeigt. Dort könne man ansetzen, um mögliche Überlastung zu reduzieren.

Erwartungshaltungen hinterfragen
Das Tückische am Burnout: Er wird begünstigt durch eigentlich gute Eigenschaften wie Fleiß, Pflichtbewusstsein oder Ehrgeiz. Diese Charakterzüge können aber auch schnell ins Ungesunde kippen: Wenn die Erwartungshaltung an uns selbst so weit steigt, dass sie nicht mehr zu erfüllen ist. Es sei daher wichtig, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann wir uns selbst zu hohen Druck machen, meint Guthier, die auch Unternehmen berät, um gesündere Arbeitswelten zu entwickeln.

Hellhörig werden solltest du, wenn du etwa glaubst, dass die Kolleg:innen die Aufgaben ohne dich nicht bewerkstelligen können, du also unersetzbar bist. Oder wenn du auch in deiner Freizeit in Gedanken meist bei der Arbeit bist.

Bei diesen Risikofaktoren solltest du aufmerksam werden Burnout
Und auch, wenn Leistungsdruck durch Vorgesetzte entsteht, lohnt es sich zu hinterfragen, ob er angemessen ist – und das gegebenenfalls anzusprechen.

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