Templer - Blog

Wie zeigt sich ein Burnout und wann sollte man zum Arzt?

Vorweg: Anstrengend sind für uns nicht nur eine lange To-Do-Liste, anspruchsvolle Aufgaben und hoher Zeitdruck. Auch Konflikte mit Kolleg:innen oder Führungskräften kosten Energie. Laut Christian Dormann sind solche sozial-emotionalen Belastungen auf der Arbeit sogar deutlich häufiger der Auslöser für Burnout.
Psycholog:innen beobachten einen oft ähnlichen Ablauf der Burnout-Symptome: „Das erste Symptom ist meist die Erschöpfung“, sagt Dr. Christina Guthier, die als Wirtschaftspsychologin an den Themen Erschöpfung, Motivation und wertschätzender Führung forscht. „Erschöpfung an sich ist erstmal nichts Negatives und kann sogar sehr erfüllend wirken, wenn sich beispielsweise die Anstrengung nach eigener Einschätzung gelohnt hat.“ Problematisch sei es, wenn wir uns dann keine Erholung gönnen, um die Energie-Akkus wieder aufzuladen. Denn eine Beobachtung ist: Je länger wir unter Erschöpfung weiterarbeiten, desto länger brauchen wir am Ende auch, um uns zu erholen. Stellt sich auch nach dem Wochenende keine Erholung ein, brauchst du dringend eine längere Pause.

Diese Warnzeichen solltest du ernst nehmen Burnout
Burnout verschlimmert sich selbst
Dazu kommt: Sind wir ausgelaugt, nehmen wir Situationen oft unangenehmer wahr als sie eigentlich sind. Wir fühlen uns durch eine Bemerkung vom Kollegen persönlich angegriffen oder bewerten die eigenen Aufgaben als besonders belastend. Das strengt uns zusätzlich an. Das heißt: Fangen wir Überlastung nicht mit Ruhe auf, summiert sie sich.

Die Psyche reagiert darauf oft mit Bewältigungsstrategien, um uns zu schützen: Zynismus und innerliche Distanz zum Job sind zwei weitere Hauptsymptome eines Burnouts.

Christina Guthier erklärt: „Vielen erscheint ihr Job dann nicht so bedeutungsvoll und sie ziehen sich von ihren Kollegen und Kolleginnen zurück.“ Manche fragen sich sogar, ob der Job überhaupt der richtige für sie ist.

Typische zynische Aussagen im Berufskontext wären auch etwa: „Wofür strenge ich mich überhaupt an? Es dankt mir ja sowieso niemand.“ oder „Noch bemühst du dich, aber in einem Jahr merkst du auch, dass hier nur Männer befördert werden!“.

Wer ausgebrannt ist, muss mal gebrannt haben
Was oft dahinter stecke, seien Überforderung und Enttäuschungen, so Wirtschaftspsychologin Christina Guthier. Oft arbeiteten Betroffene sich ab an ihren eigenen zu hochgesteckten Zielen. „Ich beobachte immer wieder überhöhte Vorstellungen davon, wie viele Projekte und Verantwortlichkeiten eine einzelne Person erfolgreich und auf Dauer gesund bewältigen kann oder auch große Ungeduld darüber, wie schnell die eigene Karriere bergauf verlaufen sollte.“ Das frustriert. Die Psyche möchte sich dagegen schützen: Damit sie nicht erneut enttäuscht werden, distanzieren sich Betroffene vom Job und tun so, als wäre ihnen alles egal.

Spätestens, wenn du das an dir bemerkst, solltest du aufmerksam werden und dir Unterstützung holen. Laut Guthier sind wir hier aber auch als Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen gefragt. Wenn wir solche Äußerungen bei anderen bemerken, sollten wir die Person mit Feingefühl darauf ansprechen: Was genau frustriert dich so? Was können wir tun, um dich zu unterstützen?

Gibt es weiterhin keine Erholung, klappt irgendwann das Kartenhaus zusammen. Die Leistungsfähigkeit nimmt stetig ab, meist begleitet von körperlichen Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen. Irgendwann kommt es zum Kollaps, es kann passieren, dass Menschen gar nicht mehr arbeitsfähig sind und sich lange erholen müssen.

Frühzeitig handeln
Forschende aus Schweden haben 217 Frauen und Männer, die in einer Stress-Klinik wegen beruflicher Überlastung behandelt wurden, über mehrere Jahre immer wieder zu ihrem psychischen Wohlbefinden befragt. Das Ergebnis: Nur 16 Prozent der Befragten hielten sich nach sieben Jahren für vollständig genesen. 80 Prozent gaben zwar an, dass es ihnen besser gehe – sie aber immer noch Symptome an sich beobachteten.

Fazit: Burnoutsymptome können sich wie ein Schneeballsystem gegenseitig verschlimmern – und lange nachhallen. Es lohnt sich also, frühzeitig zu handeln. Wenn du Warnzeichen an dir entdeckst, wende dich an Fachärzt:innen. Nur sie können eine Diagnose stellen. Wichtig ist, dass körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, denn auch einige Krankheiten können Erschöpfung und Verhaltensänderungen verursachen.

Schreibe einen Kommentar