⚔️ Gedanken am 4. April
Mit neuen Augen sehen – Don Juan, das Ich und die Kunst der Klarsicht
Der Name Don Juan Matus ist untrennbar mit der ungewöhnlichen Erfahrungswelt verbunden, die der Anthropologe Carlos Castaneda in seinen Büchern schildert. In der Rolle eines Yaqui-Schamanen und spirituellen Lehrers führt Don Juan den Leser Schritt für Schritt in eine Welt jenseits der gewohnten Wahrnehmung – eine Welt, die nicht durch Worte oder Konzepte, sondern durch bewusste Erfahrung zugänglich wird.
Eine seiner zentralen Lehren lautet:
„Der Grund, warum wir die Welt nicht so sehen können, wie sie wirklich ist, liegt darin, dass unsere Energie im Gefühl unserer eigenen Wichtigkeit eingeschlossen ist.“
Der Mensch – ein Ein-Kanal-Empfänger
Don Juan vergleicht uns mit Fernsehgeräten, die nur einen einzigen Sender empfangen können:
Den Kanal, auf dem unsere Lebensgeschichte, unsere persönlichen Ziele, unsere Meinungen, unsere Empfindlichkeiten und unsere Selbstbilder laufen.
Dieser Sender ist: Das Ich – oder wie er es nennt: das Gefühl der eigenen Wichtigkeit.
Wenn wir alles, was wir sehen, fühlen und erleben, durch diesen einen Filter betrachten, dann ist die Welt nicht mehr das, was sie ist, sondern nur noch das, was sie für uns bedeutet. Alles wird zu einem Spiegel unseres Egos, unserer Wünsche, unserer Ängste.
Die Templerarbeit: Vom Ich zur Klarsicht
„Gedankt sei Dir, Großer Geist, dafür, daß Du mich lehrst, die Welt mit neuen Augen zu sehen.“
Im Sinne der Templerarbeit bedeutet dies:
Wahrheit entsteht nicht durch mehr Wissen, sondern durch das Loslassen des falschen Wissens.
Nicht durch Analyse, sondern durch eine andere Qualität der Wahrnehmung – eine innere Haltung von Demut und stiller Aufmerksamkeit.
Übung: Sehen ohne Ich
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Atme einige Male tief und loslassend durch.
Lass deine Gedanken ruhiger werden, deine Erwartungen verblassen. -
Begib dich an den Ort der inneren Stille – jenseits von Geschichten, Rollen, Vorstellungen.
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Öffne die Augen und betrachte den Raum um dich.
Lasse deinen Blick aufmerksam schweifen, ohne etwas zu benennen oder zu beurteilen. -
Sprich innerlich:
„Alles, was ich sehe, existiert in Beziehung zu mir. Ich rufe Uriel und die Engel der Klarsicht an, dass sie mir helfen mögen, uneigennützig zu sehen.“
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Erlaube dir, die Dinge nicht als Mittel für deine Zwecke zu betrachten, sondern als das, was sie selbst sind – einzigartig, lebendig, geheimnisvoll.
Die Freiheit jenseits des Egos
Das Ziel dieser Übung ist kein „besonderer Zustand“, sondern eine schlichte Rückkehr zur Wahrhaftigkeit.
Wenn der Dunst des „Ichs“ sich lichtet, erscheint die Welt nicht wie neu, sondern wie sie immer war – klar, bedeutungsvoll, durchdrungen von Geist.
Das ist es, was Don Juan meinte:
„Sehen“ ist keine Funktion der Augen – sondern der Befreiung vom Ich.
Fazit: Vom Sender „Ich“ zur kosmischen Wahrnehmung
Solange unser Energiefeld im Gefühl der eigenen Wichtigkeit gefangen ist, drehen wir uns im Kreis unserer Geschichten.
Doch wenn wir – sei es auch nur für einen Moment – dieses Ich loslassen, öffnet sich ein Raum, in dem wir nicht mehr die Hauptperson, sondern Teil eines größeren Spiels sind.
Und plötzlich wird die Welt weit, still, offen – und wir beginnen wirklich zu sehen.
🕯️ Möge der Große Geist dich lehren, mit neuen Augen zu sehen.
Möge Uriel dir Klarheit schenken – jenseits deines Egos.
Denn der wahre Seher ist nicht der, der viel weiß – sondern der, der still geworden ist.