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Den Krieg verlernen, den Frieden gewinnen

Kriege hinterlassen tiefe Spuren in den Menschen und Gesellschaften, die sie durchleben müssen. Dies gilt besonders für jene, die unmittelbar betroffen sind, die ihre Heimat zerstört sehen, den Verlust von Angehörigen beklagen müssen und ihrer Freiheit sowie demokratischen Rechten beraubt werden. Doch Kriege wirken nicht nur auf diejenigen, die sie hautnah erleben, sondern auch auf uns, die wir sie aus der Ferne verfolgen. In den letzten Jahren haben wir dies insbesondere bei Konflikten wie dem russischen Angriff auf die Ukraine oder dem eskalierenden Nahost-Konflikt bemerkt. Krieg beeinflusst in kürzester Zeit unsere ethischen Überlegungen, unser Denken und unsere Sprache.

Ambivalenzen, Dilemmata und Zweifel weichen einer simplen Schwarz-Weiß-Malerei, während Zuversicht und Kreativität verloren gehen. Die Welt scheint in dieser Zeit in “richtig” und “falsch” unterteilt zu sein, und es ist schwierig, die Grauzonen zu erkennen, die die Realität oft ausmachen. Doch gerade in diesen Zeiten wäre es von entscheidender Bedeutung, unsere Fähigkeit zur Differenzierung und zur Suche nach Lösungen zu bewahren. Frieden kann nur gewonnen werden, wenn wir uns von der simplen Schwarz-Weiß-Sichtweise verabschieden und zuversichtlich nach neuen Wegen suchen.

Die Friedenspädagogik lehrt uns, dass die Auswirkungen des Krieges auf uns Lernprozesse sind. Das, was wir gelernt haben, kann auch wieder verlernt werden. Frieden wird nicht einfach als ein Zustand betrachtet, den es zu erreichen gilt, sondern vielmehr als ein fortlaufender Prozess der Annäherung. Frieden ist erlernbar, und dazu bedarf es einer bewussten Anstrengung.

Hans Peter Graß, ein renommierter Friedenspädagoge, hat sich sein Leben lang dem Frieden und der Gewaltprävention verschrieben. Er ist ausgebildeter Sonderschul- und Religionslehrer, diplomierter Erwachsenenbildner und Absolvent des Masterlehrgangs “Global Citizenship Education”. Als Geschäftsführer des Friedensbüros Salzburg setzt er sich aktiv für eine Welt ohne Krieg und Terrorismus ein. Das Friedensbüro Salzburg wurde 1986 im Zuge der weltweiten Proteste gegen den Rüstungswettlauf und den Kalten Krieg gegründet. Als Teil der Friedensbewegung setzt es sich gegen jede Form der Militarisierung und des Krieges ein, und es bietet zahlreiche Angebote zur Gewaltprävention und zivilen Konfliktbearbeitung an.

Die Arbeit von Hans Peter Graß und des Friedensbüros Salzburg zeigt, dass Frieden nicht nur ein abstraktes Ziel ist, sondern durch konkrete Bildungs- und Präventionsarbeit erreicht werden kann. Friedenspädagogik ist ein Weg, um die negativen Auswirkungen von Kriegen auf unsere Gesellschaften zu mildern und uns darin zu unterstützen, den Frieden zu gewinnen.

Um den Krieg zu verlernen und den Frieden zu gewinnen, müssen wir als Gesellschaften und als Individuen aktiv an uns arbeiten. Wir müssen unsere ethischen Narrative hinterfragen, unsere Denkmuster verändern und unsere Sprache überdenken. Wir müssen lernen, wieder zu differenzieren, Ambivalenzen zuzulassen und kreativ nach Lösungen zu suchen. Frieden ist kein passiver Zustand, sondern ein aktiver Prozess, der unsere bewusste Anstrengung erfordert. Und wenn wir gemeinsam an diesem Prozess arbeiten, können wir hoffnungsvoll darauf blicken, dass eine Welt ohne Kriege und Konflikte möglich ist.

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