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Gibt es Burnout nur im Job?

Laut WHO-Definition: ja. Aber das ist umstritten – und zwar auf mehreren Ebenen.
Wechselwirkungen zwischen Privat- und Berufsleben
Es könne „dynamische Zusammenhänge“ zwischen den „arbeitsplatzbezogenen und individuellen Auslöserbedingungen“ geben, die in der WHO-Definition außer acht gelassen werden. Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in einem Positionspapier von 2012 hin.

Wer beispielsweise Geldsorgen hat, misst seinem Beruf eine existenzielle Rolle bei. Dadurch können die Belastungen im Beruf anders wahrgenommen werden, bestätigt auch Wirtschaftspsychologe Prof. Christian Dormann.

Doppelbelastung durch Beruf und Familie
Eine Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 zeigte: Je mehr verschiedene Rollen jemand im Alltag einnimmt, desto höher sei das Erkrankungsrisiko in Verbindung mit Stress. Wer berufstätig, gleichzeitig Elternteil und etwa aktiv im Verein ist oder die eigenen Eltern pflegt, muss sich im Alltag oft auf neue Situationen einstellen und viel Verantwortung übernehmen – das ist anstrengend für unser Gehirn und kann einen Burnout begünstigen.

Die WHO-Definition helfe nicht bei der Therapie
Wenn bei Burnout als Ursache nur die hohe Arbeitsbelastung in den Blick genommen wird, könnten Therapeut:innen mit dem Konzept wenig anfangen, kritisiert die DGPPN. Denn sie könnten die Arbeitsbelastung nicht ändern. Therapeutisch könne man nur an der Stressbelastbarkeit des Patienten arbeiten. Aber: „Ziel der Therapie sollte nicht sein, Patienten in die Lage zu versetzen, inakzeptable und unbewältigbare Arbeitsbedingungen vorübergehend wieder tolerieren zu können.“

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