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Sigmund Freud und sein Kokain

Mitte des vorletzten Jahrhunderts wurde erstmals Kokain aus der südamerikanischen Cocapflanze gewonnen. Einem jungen Forscher hatte es dieses Mittel besonders angetan: Dr. Sigmund Freud, der in
späteren Jahren die Psychoanalyse enwickelte. Dank Freuds wissenschaftlicher Forschung und Publikation galt Kokain einige Zeit als harmloses Genuß- und als therapeutisches Allheilmittel, vor allem im Morphium-Entzug.

Auf Selbstversuchen beruhte folgende Einschätzung: »Während dieses […] Cocainzustandes tritt das hervor, was man als die wunderbare, stimulierende Wirkung der Coca bezeichnet hat. Langanhaltende, intensive
geistige oder Muskelarbeit wird ohne Ermüdung verrichtet. Nahrungs- und Schlafbedürfnis, die sonst zu bestimmten Tageszeiten gebieterisch auftreten, sind wie weggewischt.«

Auch über die angeblich nicht vorhandene Suchtgefahr weiß Freud aus eigener Erfahrung zu berichten:
»Bemerkenswert erscheint mir, was ich an mir selbst und anderen urtheilsfähigen Beobachtern erfahren
habe, daß nach der ersten oder wiederholten Cocaineinnahme durchaus kein Verlangen nach weiterem Cocagebrauch eintritt, vielmehr eher eine gewisse, nicht motivierte, Abneigung gegen das Mittel.«

Als therapeutisches Mittel war nach Freud die Kokain-Einnahme zum Beispiel bei Hysterie, Hypochondrie, melancholischen Hemmungen, Neurasthenie, Anaemien, Tuberkulose und vielen anderen Krankheiten angezeigt. Er selbst hatte bei sich »Störungen der Magenverdauung« geheilt.

Am tragischsten aber war, daß Freud sich vornahm, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, sprich Morphiumsüchtige durch Kokain zu heilen. Einen entsprechend erkrankten Kollegen, Dr. Fleischl, glaubte er nach zehntägiger Behandlung mit Kokain von der Morphiumsucht befreit zu haben. Nicht zuletzt diese »Erfolgsstory« wirkte in der Öffentlichkeit, und so war Freud mitverantwortlich für die erste große Kokain-Welle in Europa, Ende des letzten Jahrhunderts. Fleischl ist übrigens später an seiner Kokainsucht gestorben.

Kokain wurde damals von Apotheken verkauft. Auf dem Rezept ausgegeben von der “Apotheke zum Auge Gottes” in Wien.

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